«Neutralität ist ein Grundprinzip»
Regierungsrätin Natalie Rickli kam nach Hausen
In Hausen wurde die Feier zum 1. August trotz unsicheren Wetters draussen auf dem Löwenplatz durchgeführt, wo sich die zahlreichen Festtische fast bis auf den letzten Platz füllten. Schwarze Wolken zogen auf, und ein kalter Wind fegte über den Platz. Doch es blieb trocken, und kurz zeigte sich schliesslich sogar noch die Abendsonne. Erst als die Ansprachen beendet und die vier Strophen des Schweizerpsalms gesungen waren, und die Gäste ihre Wurst gegessen hatten, mussten alle vor einem Regenguss in die Bar flüchten.
Der Hausemer Gemeindepräsident Stefan Gyseler freute sich über die rege Teilnahme am Anlass, an dem es auch darum gehe, das Miteinander und den Austausch untereinander zu pflegen. Dieses Jahr reiste eine prominente Festrednerin nach Hausen, Regierungsrätin und Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli. Ihr Tag hatte am Morgen vor vollen Bankreihen im Grossmünster begonnen. Jetzt gab sie ihrer Freude Ausdruck, hier im Säuliamt, in Hausen, mit der Bevölkerung den Abend des 1. Augusts zu feiern. In ihrer Rede nahm sie zuerst Bezug zum berühmtesten Einwohner von Hausen: «Das ist nicht euer Gemeindepräsident – bitte entschuldige, lieber Stefan Gyseler – sondern der Heiri, der sein Kalb verkauft und das Geld in Zürich leichtsinnig ausgegeben hat.» Zum Glück gehe Hausen haushälterischer um mit seinen Mitteln als der Bauer Heiri in der «Kleinen Niederdorfoper», meinte sie humorvoll.
Kritik zu EU-Verträgen
Als Zürcher Gesundheitsdirektorin ging sie natürlich auf den hohen Standard unserer Gesundheitsversorgung und die zahlreichen medizinischen Möglichkeiten ein, die uns zur Verfügung stehen. «Wir leben nicht nur länger – wir leben auch gesünder.» Doch die körperliche Gesundheit alleine genüge nicht für ein gutes Leben. Einsamkeit im Alter könne genauso belasten wie eine Krankheit. «Wir müssen uns zunehmend die Frage stellen, wie es gelingt, auch in einer digitalen und schnelllebigen Welt füreinander da zu sein.»
Natalie Rickli wies darauf hin, dass wir nicht nur gesund, sondern auch sicher leben können in der Schweiz. «Dass wir vor Kriegen verschont blieben, verdanken wir einem unsichtbaren Schutzschild, der immerwährenden Neutralität. Wir sollten ihr Sorge tragen.» Ihrer Meinung nach sollten die Politiker diese Neutralität nicht nach Belieben dehnen und flexibel auslegen. «Neutralität ist kein Spielraum, sondern ein Grundprinzip», betonte sie. «Die Schweiz soll und will ihre Neutralität dazu nutzen, Konflikte auf der ganzen Welt zu verhindern und zu lösen.»
Zum Schluss sprach die Regierungsrätin die Vernehmlassung zu den ausgehandelten EU-Verträgen an und sagte dezidiert: «Das scheint mir eine ziemliche Farce, denn die über 1500 Seiten liest wohl niemand, zumal die Verträge bereits fertig ausgehandelt worden sind.» Sie wies auf die negativen Auswirkungen dieser Verträge für die Schweiz hin, sowohl in rechtlicher wie in finanzieller Hinsicht. «Sie merken, ich sehe den Verlust an schweizerischer Unabhängigkeit und Selbstbestimmung kritisch.» Stimmen wie ihre würden aber in den Kantonsregierungen in der Minderheit bleiben. «Umso wichtiger scheint mir, dass die Bevölkerung und auch die Stände über die ausgehandelten EU-Verträge abstimmen können.»