Noch ist unklar, ob das gesamte Projekt umgesetzt werden kann

Revitalisierung des Klosters Kappel: Erste Bauetappe verläuft plangemäss

Das Fundament für den neuen Spicher mit Wohnungen steht. (Bild Werner Schneiter)

Ende April 2023 griffen Finanzdirektor Ernst Stocker (SVP) und Baudirektor Martin Neukom (Grüne) zur Schaufel. Sie symbolisierten mit dem sogenannten Spatenstich den Baubeginn für das Revitalisierungsprojekt Kloster Kappel – ein Jahrhundertbauwerk, schon gemessen an den Kosten: 16,25 Millionen Franken.

Daran partizipieren der Gemeinnützige Fonds des Kantons Zürich mit 11 und der Verein Kloster Kappel mit 5,25 Millionen Franken. Inzwischen ist die erste Bauetappe im Gang. Sie verläuft, auch dank Wetterglück, planmässig und gemäss den Sparvorgaben, wie an der Delegiertenversammlung der Kappelerpflege informiert wurde, in der die reformierten Ämtler Kirchgemeinden und die Zürcher Landeskirche vertreten sind. Laut Hans Streit, VKK-Vorstandsmitglied und seitens der Bauherrschaft verantwortlich, umfasst die erste Etappe eine neue Einstellhalle, die Erneuerung der Postscheune, den Neubau des Spichers und die Aussenrenovation des landwirtschaftlichen Pächterhauses. Diese Arbeiten sollen bis 2024/25 abgeschlossen werden. Dazu gehören auch die neuen Werkleitungen, die allein mit rund 2,5 Millionen Franken zu Buche stehen, Umgebungsarbeiten und die Stampfbetonmauer Nord. Realisiert wird das in drei bis vier Bauphasen. Planung und Submissionen sind weitgehend abgeschlossen. Es folgen noch öffentliche Ausschreibungen für Werkleitungen und Umgebungsarbeiten.

Mehrkosten – Umbau Schlosserei zurückgestellt

In der zweiten Bauetappe sollen alle Kernelemente des Masterplans realisiert werden, auch die Werkleitungen; alles «intra muros» – auch die Mauerergänzung sowie die Umgebungsarbeiten mit der für Anfang 2025 geplanten Aufhebung des Parkplatzes beim ehemaligen Schulhaus, wo hernach begrünt wird. In der zweiten Bauetappe wird auch mit dem Umbau der ehemaligen Schreinerei begonnen, voraussichtlich ab Oktober 2024.

Die dritte Bauetappe ist (noch) kein Thema. Ob letztlich das gesamte Projekt umgesetzt werden kann, ist nach heutigem Stand infrage gestellt. Aus Bauteuerung und den Kosten der Werkleitungen resultieren Mehrkosten in der Höhe von 30 Prozent. VKK-Präsident Gerhard Gysel betont, dass weitere Etappen erst dann realisiert werden, wenn deren Finanzierung gesichert ist. Die Realisierung der Kernelemente des Masterplans haben Priorität. Klar ist, dass der Umbau der Schlosserei zurückgestellt werden muss, der allein rund 2 Millionen Franken erfordert. «Wunder sind bisher leider ausgeblieben», fügt der Präsident schmunzelnd bei.

Laut aktuellem Finanzierungsstand sind aus dem Gemeinnützigen Fonds Mittel eingetroffen. Von der reformierten Kirche der Stadt Zürich ist ein Darlehen von 1 Million ausbezahlt worden. Das Fundraising läuft noch nicht nach den Vorstellungen des VKK. Er rechnet auch mit Mietzins-Mehreinnahmen der neuen Wohnungen im Spicher und der ehemaligen Schreinerei nach deren Umbau. Die DV hat den VKK-Vorstand auch zur Errichtung von Registerschuldbriefen im Gesamtumfang von 2,4 Millionen Franken ermächtigt, um den VKK-Anteil am Projekt zu sichern. «Zu gegebener Zeit werden wir weitere Finanzierungsmöglichkeiten prüfen», hält Gerhard Gysel fest.

Wegen Heimatschutz: Solardächer werden womöglich zum Gerichtsfall

Dem Vorhaben, die zur Domäne Kloster Kappel gehörende grosse Viehscheune, das Pächter- und Riegelhaus sowie der Spicher-Neubau mit PV-Anlagen zu bestücken, ist nach heutigem Stand ernsthaft gefährdet. Nachdem die Delegiertenversammlung der Kappelerpflege vor exakt einem Jahr einen Rahmenkredit von 800000 Franken gesprochen hatte, erhob der Heimatschutz Einwände gegen das Vorhaben, das auch vor dem Hintergrund steigender Strompreise lanciert worden war.

Der Heimatschutz beruft sich dabei auf das Inventar schützenswerter Ortsbilder der Schweiz (Isos). Der Verein Kloster Kappel sieht dieses Ensemble auch nach dem Errichten von PV-Anlagen unversehrt. Er hat zusammen mit der Landeskirche ein umfangreiches Vorprojekt und ein neutrales Gutachten in Auftrag gegeben. Nun sind Fachleute dran. Je nach Resultat wolle man die Errichtung dieser PV-Anlagen auf dem Gerichtsweg «erstreiten», wie VKK-Präsident Gerhard Gysel im Rahmen der Kappelerpflege-DV preisgab.

Erfreulicher, was Volker Bleil, der theologische Leiter des Klosters, im Rahmen der DV mitteilte: «Das Seminarhotel und Bildungshaus brummt; die Nachfrage liegt über unseren Erwartungen. Und auch die Auslastung 2024 ist erfreulich hoch», sagte er und fügte an, dass das «Kappel» erstmals seit vielen Jahren Betriebsferien macht: vom 26. Dezember 2023 bis 11. Januar 2024. Die Theologin Anja Buckenberger ist Nachfolgerin von Regula Eschle Wyler als Verantwortliche für das Kurswesen im Kloster Kappel. Die sogenannte Grob-Suter-Sammlung ist nun in der Postscheune eingelagert und inventarisiert. Aus Räumung, Liquidation und Neueinlagerung resultierten Kosten von knapp 14 000 Franken. Eingerechnet darin ist der Erlös aus dem Flohmarkt vom Frühjahr 2023.

Im Weiteren war an der DV der Kappelerpflege zu erfahren, dass die Bereiche Landwirtschaft, Heizverbund und Liegenschaftenverwaltung gut funktionieren. Dem Budget 2024 haben die Delegierten einstimmig zugestimmt. (-ter.)

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