Nötig – oder nicht zielführend?
Meinungen zu Maschwandens Diskussion über eine Fusion mit Nachbargemeinden
Die Aufgaben für Behörden und Verwaltung werden komplexer, die Suche nach Behördenmitgliedern zunehmend schwieriger. Hinzu kommt der höchstmögliche Steuerfuss von 130 Prozent, der den Bezug von individuellem Sonderlastenausgleich ermöglicht, dazu eine finanzielle Mehrbelastung für notwendige Infrastruktur-Investitionen in der Höhe von etwa neun Millionen Franken in den nächsten Jahren: In Maschwanden, mit 640 Einwohnerinnen und Einwohnern die kleinste Ämtler Gemeinde, gewinnt das Thema «Fusion» an Bedeutung. An einer Veranstaltung zum Thema «Zukunft Maschwanden» machte der Gemeinderat vor 120 Interessierten eine solide Auslegeordnung und skizzierte Lösungsansätze («Anzeiger» vom 23. April).
Für eine Fusion, das wurde an der Veranstaltung klar, stehen Mettmenstetten und Knonau im Vordergrund – schon deshalb, weil die drei Gemeinden durch die gemeinsame Oberstufe und die Feuerwehr starke Berührungspunkte haben. Eine mögliche Fusion steckt aber noch nicht einmal in den «Kinderschuhen». Maschwanden hat nun ein fünfköpfiges Kernteam gebildet, das weitere Abklärungen zur finanziellen Situation trifft, mit dem Ziel, eine solide Grundlage zu erhalten. Ausserdem sei es nötig, die gemeindeeigenen Liegenschaften einer Prüfung zu unterziehen, um auch da allfälligen Finanzbedarf zu ermitteln, hält Gemeindepräsident Ernst Humbel fest. «Mit der Veranstaltung haben wir das Ziel erreicht, die Bevölkerung über Sorgen, Probleme und Ideen zu informieren.» Nun werde das Gespräch mit den Nachbargemeinden gesucht, wenn möglich noch an einem Termin im Mai, wünscht sich Humbel.
Es liegt auf der Hand, dass sich die Behörden in Mettmenstetten und Knonau vor diesen Gesprächen noch nicht zum Thema «Fusion» äussern möchten. «Der Gemeinderat ist sich bewusst, dass unsere Bevölkerung einer Fusion nur zustimmen wird, wenn sich daraus keine Nachteile für Gemeindehaushalt und -steuerfuss ergeben. Eine angemessene finanzielle Unterstützung durch den Kanton und positive Signale aus der Bevölkerung beider Gemeinden werden deshalb als Voraussetzung für eine eingehende Prüfung einer Fusion gesehen», hält der Mettmenstetter Gemeinderat fest. Er zeigt aber Verständnis für die Herausforderungen in Maschwanden. «Wir werden an der nächsten Gemeinderatssitzung die Fragen eruieren, die für das anstehende Treffen der drei Gemeinden wichtig sind», sagt Knonaus Gemeindepräsidentin Esther Breitenmoser.
Blasmusik, Naturbad und Bedenken
«Mit Knonau allein fusionieren: Dem würden die Stimmberechtigten wohl nicht zustimmen. Da müssten wohl alle drei Gemeinden eingebunden werden», vermutet Bruno Grob, ehemaliger Knonauer Gemeindepräsident. Die heute gemeinsam betriebenen Institutionen, Maschwandens Trinkwasserbezug aus Knonau sieht er als Vorteil, ein nach der Fusion womöglich höherer Steuerfuss als Hindernis. «Aber: Wir hätten dann mit den Maschwandern eine eigene Blasmusik in Knonau», fügt er lachend bei.
«Fusion nicht zielführend»
Für Walter von Siebenthal, ebenfalls ehemaliger Knonauer Gemeindepräsident, ist eine Fusion nicht zielführend – in welcher Konstellation auch immer. «Vielmehr müssen das Milizsystem und die Autonomie der Gemeinden gestärkt werden. Dabei wäre gerade auch der Kanton gefordert», sagt er. Effizientere Strukturen, professionalisierte Dienstleistungen nach Fusionen, wie Studien immer wieder hervorgebracht haben? «Einsparungen sind aber eigentlich nie möglich gewesen», sagt das ehemalige Verfassungsratsmitglied von Siebenthal. Werte wie der politisch-demokratische Verlust, weitere Entfernung von staatlichen Institutionen sowie menschlich-gemeinschaftliche Gefühle, seien bei bisherigen Fusions-Diskussionen kaum Thema gewesen. Pragmatische Kooperationen zwischen Gemeinden zieht er Fusionen vor. Diese seien für viele zwar verlockend, aber für die Zukunft keine Lösung. Zu Ende gedacht seien es dann noch wenige Gemeinden im Kanton.
«In Maschwanden fehle halt der Goldesel in Form des Gemeindekieswerks. Der ‹Hörnli›-Verkauf sei ein Fehler gewesen, Naturbad und Gerbi-Umbau waren teuer. Letztlich werden wir wohl fusionieren müssen, eventuell halt auch dann, wenn eine Steuererhöhung droht», vermutet Kurt Schaltegger, ehemaliger Mettmenstetter Gemeinderat.
In einer kleinen, nicht repräsentativen Umfrage in Mettmenstetten und Knonau zeigen sich die Befragten grossmehrheitlich offen für eine Fusion mit Maschwanden – auch unter dem mehrfachen Hinweis auf die gemeinsam betriebenen Institutionen. «Kleinere Dörfer stemmen das nicht mehr, eine Fusion ist hier nötig», sagt eine Passantin. Und eine betagte Frau gibt zu Protokoll: «Wir müssen doch den Armen helfen. Maschwanden, wo nur nette Leute wohnen, bringt ja auch einiges ein, zum Beispiel das Bio-Bad; Mettmenstetten ist steinreich.» Ein junges Paar ist «eher für eine Fusion, weil sich das Problem nicht hinausschieben lässt». Nur eine junge Angestellte in einem Geschäft sagt aus finanziellen Gründen Nein.
Ein ähnliches Bild in Knonau: «Maschwanden passt besser zu unserer Gemeinde als Mettmenstetten. Eine Fusion wäre vernünftig, und wir haben hier keine Badeanstalt», sagt ein Herr vor dem Volg. Wie soll das Maschwanden mit so wenig Einwohnern stemmen, fragt sich ein anderer Volg-Kunde. Und eine Frau ergänzt mit Blick auf viele Verbindungen mit Maschwanden und den finanziellen Problemen der kleinen Nachbargemeinde: «Mein Herz sagt Ja zu einer Fusion.» Dem pflichtet ein älterer Herr bei und schiebt nach: «Eine Fusion darf auch etwas kosten, eventuell durch eine Steuererhöhung.» Nur einer findet, dass die Finanzen und die mögliche Steuererhöhung gegen eine Fusion sprechen.