Norovirus – Seewadel im Ausnahmezustand
Im Pflegeheim Seewadel ist der Norovirus ausgebrochen. 74 Menschen, Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeitende, sind infiziert. Das Café Seewadel ist geschlossen, alle Heimbewohner bleiben in ihren Zimmern.
Eine Norovirus-Infektion ist eine akute Magen-Darm-Erkrankung, die heftiges Erbrechen und Durchfall zur Folge hat. Ausgebrochen ist sie im Pflegeheim Seewadel in der Nacht vom 23. auf den 24. Dezember. Und das explosionsartig. Gleich 17 Fälle waren in der ersten Nacht zu verzeichnen. Inzwischen sind 74 Menschen befallen: 47 der 80 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 22 Pflegemitarbeitende und fünf Personen vom Küchen- und vom Reinigungsdienst.
Der Norovirus ist hoch ansteckend. Die Übertragung erfolgt direkt von Mensch zu Mensch, über verunreinigte Gegenstände oder Lebensmittel sowie über Tröpfcheninfektion. Schon ein Händeschütteln reicht aus für eine Übertragung. Der Erreger überlebt auf Lebensmitteln und auf allen Gegenständen, wie etwa Türklinken, Wasserhähnen, Treppengeländern.
Anlässe abgesagt
Entsprechend hat das Seewadel sofort reagiert und verschiedene Massnahmen ergriffen. «Alle Menschenansammlungen sind zu vermeiden», erklärt Seewadel-Geschäftsleiterin Verena Feller. So bleiben alle Bewohnerinnen und Bewohner derzeit in ihren Zimmern, nehmen das Essen dort zu sich und zwar in wegwerfbarem Plastikgeschirr statt dem üblichen Porzellangeschirr. Auch wurden alle gesellschaftlichen Anlässe abgesagt. So findet heute keine Silvesterfeier mit dem beliebten Lottospiel statt, ebenso wurde der Neujahrsapéro abgeblasen. Das Café Seewadel bleibt bis auf Weiteres geschlossen, voraussichtlich bis am 3. Januar. Angehörige sind gebeten, auf Besuche im Seewadel zu verzichten. Alle Personen im Haus laufen mit Mundschutz herum, Händedesinfektion ist allerorts angesagt. Die Demenzabteilung ist isoliert, da man dementen Menschen, die sich gern bewegen, das Umhergehen nicht verbieten kann.
Voller Einsatz des Personals
Viel Arbeit hat derzeit die Wäscherei zu bewältigen. «Es fällt ungefähr die vierfache Menge an Wäsche an wie normal», sagt Monica Weber, Bereichsleiterin der stationären Pflege. Alles muss bei einem Befall gewaschen werden, Kleider, Bettwäsche, Handtücher, ja sogar Teppiche werden derzeit in der Wäscherei gereinigt. «Der extreme Wäscheanfall ist eine logistische Herausforderung», betont Feller. Es wird sozusagen rund um die Uhr gewaschen.
«Was das ganze Personal derzeit leistet, ist enorm. Mitarbeitende, die gleich zu Beginn des Ausbruchs an Weihnachten erkrankt sind, kommen, sobald sie wieder einigermassen gesund sind und die Regenerationszeit überstanden haben, wieder arbeiten», lobt Verena Fellner ihr Personal. Auch fällt enorm viel Abfall an, bedingt durch die besonderen Massnahmen. Der Abfall wird in diesen Tagen nicht wie sonst entsorgt, sondern wird direkt vom Öki-Hof in Affoltern abgeholt, da dieser ihn direkt in die Verbrennungsanlage werfen kann.
Das «Gute» an der Situation ist einzig, dass der Norovirus nicht sehr langlebig ist. In der Regel leiden Erkrankte einen Tag lang an Erbrechen und Durchfall. Danach werden sie 72 Stunden in Isolation belassen und dann «ausgeschleust», wie Monica Weber das nennt. «Das heisst, die Genesenen müssen duschen, neue Kleider anziehen, und das ganze Zimmer wird gereinigt und anschliessend alles feucht desinfiziert.»
Im Seewadel geht man davon aus, dass bis am 3. Januar das Gröbste überstanden sein wird. Auf www.seewadel.info wird aktuell über den Stand der Dinge informiert.