Obfelder Dorfstrasse im neuen Glanz
Nicht nur die Strasse, auch Beleuchtung, Haltestellen sowie Velo- und Fussgängerquerungen werden angepasst
Zu Beginn der gut besuchten Informationsveranstaltung in der Mehrzweckhalle Zendenfrei in Obfelden blickte Gemeindepräsident Stephan Hinners kurz zurück. Ende Januar 2023 verabschiedete der Gemeinderat die Projektanpassungen, welche aus dem Mitwirkungsverfahren und den Stellungnahmen der Fachbereiche hervorgingen. Bis Juni dieses Jahres erstellte man das Bauprojekt. Im Sommer wurde auch die Verkehrssicherheitsbeurteilung, das sogenannte Road Safety Audit durchgeführt. Am 29. August verabschiedete der Gemeinderat das Bauprojekt.
Stellungnahmen von diversen Ämtern
Tiefbauvorsteherin Diana Caruso erklärte, wo überall Stellungnahmen eingeholt wurden. So war das Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (Awel) bezüglich Auflagen der Hochwassersanierung und beim Tiefbauamt die Fachstelle Lärmschutz involviert. Auch der Veloverkehr wurde bezüglich Sicherheit und Veloabbiegestellen mit dem Kanton geprüft. Die Postauto AG und die Kantonspolizei forderten den Verzicht auf die geplanten Engstellen.
Diese Engstellen fallen nun gemäss Paul Rytz von der beratenden BG Ingenieure AG weg. Weiter wurde die Durchfahrt bei den Mittelschutzinseln auf Wunsch von Gewerbe und Landwirtschaft verbreitert. Bei der Einfahrt in die Bächlerstrasse (siehe Visualisierung) wird neu eine Veloabbiege-Hilfe erstellt. Eine solche wird auch bei der Einfahrt Schmittenstrasse realisiert. Zwischen einem sogenannten gelb-schwarzen Biene-Maja-Element und der Fussgängerschutzinsel wird eine Fläche in der Mitte der Strasse für Velofahrende reserviert.
Angepasste Tempo-30-Strecke
Die Tempo-30-Strecke beginnt neu bei den Einfahrten Wolserstrasse/Stehlistrasse und führt bis nach dem Lichtsignal beim Postareal zur alten Landstrasse. Das letzte Teilstück ist nicht Bestandteil dieses Projektes, sondern wird aktuell bereits vom Kanton Zürich mit der Sanierung des oberen Teiles der Dorfstrasse umgesetzt. So bleibt die 30er-Strecke gleich lang wie im Vorprojekt vorgesehen, wird aber etwas dorfaufwärts verschoben. Grund dafür war, dass der ursprünglich vorgesehene Startpunkt der Temporeduktion im unübersichtlichen Bereich lag. Weiter wurden alle Zufahrtsstrassen überarbeitet, auch hinsichtlich der Schleppkurven. Diese Planung prüft genau, ob auch für grosse Fahrzeuge wie Lastwagen genügend Platz vorhanden ist, um die Einfahrt zu nutzen. Dies ist mit einer Ausnahme bei der Gessnerstrasse auf der gesamten neugestalteten Dorfstrasse gewährleistet.
Anpassungen erfahren auch verschiedene Postautohaltestellen. Die Haltestelle «Unterlunnern» in Richtung Affoltern wird als einzige noch als Bucht mit Betonbelag erstellt. Dies sei nötig, um dem Postauto auch einen längeren Stopp zur Einhaltung des Fahrplans zu ermöglichen. Die direkt vor der Bäckerei gelegene Haltestelle «Alte Post» wird leicht dorfabwärts verschoben. Damit wird der ÖV-, Fussgänger- und Individualverkehr entflechtet. Die Haltestelle «Bachstrasse» in Richtung Merenschwand wird ebenfalls wenige Meter verschoben, um nicht mehr direkt bei der Einfahrt der Quartierstrasse platziert zu sein. In Toussen wird die Haltestelle neu auf der Fahrbahn realisiert. Dort wird voraussichtlich das Bushäuschen versetzt und zugleich auch Veloabstellplätze erstellt. Noch laufen dafür aber Abklärungen zur Umsetzung.
Das ganze Projekt beinhaltet auch neue Personenunterstände bei den Haltestellen. Diese sind modulartig geplant, so dass sie im Bedarfsfall auch ausgebaut werden können. Wie die für das Gestaltungskonzept verantwortliche Anita Brechbühl vom Planungsbüro Suter von Känel Wild AG erklärte, war es wegen der knappen Platzverhältnisse nicht ganz einfach, bei allen Haltestellen die Unterstände zu platzieren. Alle Haltestellen werden zudem behindertengerecht ausgebaut, so wie es das Gesetz schon länger fordert.
Im Gestaltungskonzept machte man sich auch schon Gedanken zur Begrünung. An verschiedenen Punkten entstehen Grünflächen mit einer Staudenmischpflanzung. Bei der Einfahrt in die Bächlerstrasse ist eine Baumpflanzung vorgesehen und bei der Wolserstrasse soll wieder ein Brunnen und eine Bank einen Platz bekommen.
Teurer Hochwasserschutz
Generell wurde am Abend festgehalten, dass an zahlreichen Orten zusätzlich private Bauvorhaben geplant sind, welche in der Planung berücksichtigt werden mussten. Auch werden mit den Bauarbeiten gleich Stromleitungen und die Kanalisation erneuert. Zudem wird der Hochwasserschutz bei den Durchlässen von Wolser- und Lindenbach verbessert. Weiter wird auch die Beleuchtung auf der ganzen Strecke erneuert.
Von der Kostenseite her wird mit 13,9 Mio. Franken gerechnet. Dabei entfallen gut 10 Millionen Franken auf den Strassenbau. Mit je über einer Million Franken Anteil schlagen die neuen hochwassersanierten Bachdurchlässe als höchster Teilbetrag auf die Rechnung. Dazu fallen Kosten für Kanalisation, Wasser und Beleuchtung von fast 1,5 Mio. Franken an.
Nach zweijährigen Verhandlungen mit dem Kanton, schlussendlich für mehr Gewicht zusammen mit Ottenbach, konnte man sich auf eine Beteiligung durch den Kanton von 6,9 Mio. Franken einigen. Gemeindepräsident Stephan Hinners sagte dazu, dass der Vertrag mit dem Regierungsrat besteht und von Obfelden unterschrieben worden sei. Noch fehlt die Unterschrift aus Zürich, was aber nur noch Formsache sein sollte.
Fragen zu Lärmschutz und Tempo 30
Die Fragen aus dem Publikum drehten sich vor allem um die Tempo-30-Strecke und den Lärmschutz. Betreffend Lärmschutz wies Projektleiter Marco Bok von der Firma BG Ingenieure AG darauf hin, dass dieser mit der Begrenzung auf Tempo 30 und dem vorgesehenen lärm-armen Belag eingehalten wird. Die Berechnung des Lärms basiert auf den hochgerechneten Verkehrszahlen von 2013. Neuere Zahlen konnten aufgrund der verschiedenen Baustellen und Umleitungen bisher nicht mehr erhoben werden. Erst nach Abschluss der Bautätigkeiten können die Zahlen unverfälscht aufgenommen werden.
Mehrmals wurde auch gefordert, die Tempo-30-Strecke ab Dorfeingang zu realisieren. Nur so könne der Verkehr auf die Umfahrung gebracht werden und auch die Sicherheit für den Weg zum Kindergarten Bächler würde gewährleistet. Projektleiter Bok sagte dazu: «Wir können nur projektieren, was auch genehmigungsfähig ist.» Wenn die Verkehrssicherheitsbeurteilung zum Schluss komme, dass der Abschnitt genügend sicher sei, könne nicht einfach noch eine Massnahme getroffen werden. Sollten die prognostizierten Verkehrszahlen nicht eingehalten werden, könne man aber ohne weitere bauliche Massnahmen auch weitere Einschränkungen vornehmen.
Auch ein Gutachten, das Tempo 30 auf der ganzen Strecke fordere, wurde angesprochen. Dieses werde aber von der Kantonspolizei und dem Road Safety Audit angezweifelt. Daher setze man jetzt auf diese Lösung und behalte sich weitere Massnahmen vor. Zu reden gaben auch die Positionen der Fussgängerstreifen. Eine Votantin bezeichnete die geplanten Positionen als «saumässig gefährlich». Die Experten sagten, dass sie für Anmerkungen und Anpassungen offen sind und man die öffentliche Auflage dazu nutzen sollte. Diese startet kommenden Montag. Allfällige Rückmeldungen sind innert 30 Tagen einzubringen. Die Abstimmung an der Urne ist für Mai 2024 geplant. Die zweijährige Bauzeit für die Neugestaltung startet voraussichtlich im Sommer 2025.
Öffentliche Auflage ab Montag, 25. September. Informationen auf www.obfelden.ch