ÖV-Kapazitätserweiterungen im Amt sind mit Herausforderungen verbunden
Fortsetzung von Seite 1: Fahrzeugbeschaffungen und ein neuer Grundtakt bei der S-Bahn werden als Erstes spürbar

Auf der Schiene wird das Säuliamt durch die zum Grossteil eingleisige Eisenbahnstrecke Zürich–Zug bedient (eröffnet 1864 von der damaligen Gesellschaft Zürich-Zug-Luzern-Bahn). Aktuell verkehren auf diesem Bahntrassee die S-Bahn-Linien S5 und S14 der SBB, wobei die letztgenannte, aus Hinwil kommende Linie im Bahnhof Affoltern endet.
Auf die Frage, welche Infrastrukturmassnahmen im nächsten Ausbauschritt 2035 für die Region vorgesehen sind, antwortet Carmen Hefti von der SBB-Medienstelle: «Im Knonauer Amt sind in diesem Ausbauschritt keine Infrastrukturmassnahmen vorgesehen und das Angebot der S-Bahn im Knonauer Amt wird nicht grundlegend verändert.» Insgesamt seien im Grossraum Zürich für den entsprechenden Zeithorizont aber verschiedene wichtige Infrastrukturprojekte vorgesehen, mit denen die grössten Engpässe auf dem Netz der Zürcher S-Bahn beseitigt werden können (unter anderen dank der beiden Schlüsselprojekte Ausbau Bahnhof Stadelhofen und Mehrspur Zürich–Winterthur).
Indirekt bringe dies aber auch für den Bezirk Affoltern Vorteile: «Durch den 15-Minuten-Grundtakt, der mit dem Ausbauschritt Step 2035 auf dem Kernnetz der Zürcher S-Bahn umgesetzt werden soll, wird das Gesamtsystem leistungsfähiger und stabiler. Davon profitieren letztlich alle Fahrgäste im ZVV-Gebiet», so die SBB-Mediensprecherin.
Im nächsten Jahrzehnt kommen neue Züge zum Einsatz
Doch wer bestimmt, in welcher Reihenfolge welche Regionen in den Genuss von Ausbauten kommen, und wer sind die Akteure, die in die Festlegung der geplanten Massnahmen involviert waren? «Für die Weiterentwicklung des schweizweiten Eisenbahnnetzes ist der Bund im Lead. Die Planung und Finanzierung erfolgt in verschiedenen Programmen (Ausbauprogramme beim Bundesamt für Verkehr BAV)», heisst es dazu vonseiten der SBB.
Der Prozess sehe vor, dass Kantone, Bahnen und die Güterverkehrsbranche ihre Angebotsziele einreichen. Auf Basis dieser Ziele, Nachfrageprognosen und Wirtschaftlichkeitsanalysen bestimme der Bund, welche Projekte realisiert werden sollen. «Das geschnürte Paket wird dem Parlament vorgelegt, das die endgültige Entscheidung trifft. Die SBB führen die Projekte dann im Auftrag und mit Geldern des Bundes aus», so die Medienstelle. «Bei der Planung werden Kundenwünsche selbstverständlich berücksichtigt.»
Wie gross ist denn das Wachstum bei den Fahrgastzahlen, von dem bei der Festlegung dieses Ausbauschrittes ausgegangen wurde? «Im Jahr 2040 werden in der Schweiz rund 30 Prozent mehr Personen als heute mit der Bahn fahren», heisst es dazu in der Rückmeldung von Carmen Hefti.
Sind denn mit dem thematisierten Ausbauschritt nur bauliche Massnahmen oder auch die Beschaffung von neuen Fahrzeugen verbunden? Dazu heisst es: «Die SBB planen in den 2030er-Jahren neues Rollmaterial für die Zürcher S-Bahn einzusetzen. Diese Züge ersetzen die Doppelstockpendelzüge (DPZ) und die doppelstöckigen Zusatzzüge (HVZ-D), die in den 2030er-Jahren das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Die neuen Fahrzeuge werden länger sein und mehr Sitzplätze bieten sowie zusätzliche Multifunktionszonen und Niederflureinstiege aufweisen. Der Beschaffungsprozess ist bereits angelaufen, und die ersten Züge sollen in den 2030er-Jahren in Betrieb genommen werden.» Der Ausblick auf der Schiene lautet also: ein besseres S-Bahn-Gesamtsystem und neue Züge mit mehr Kapazität, aber (noch) kein Ausbau der Ämtler Strecke.
Länge, aber auch die Höhe kann bei Bussen zum Problem werden
Ein grosser Teil der öffentlichen Verkehrsleistungen im Knonauer Amt wird mit Bussen erbracht, die von lokalen Busbetrieben für die PostAuto AG betrieben werden. Letztere operiert im Zürcher Kantonsgebiet ihrerseits im Rahmen des ZVV. Die erste Frage betreffend die Beförderungskapazität auf diesen Buslinien betrifft den Gelenkbuseinsatz. Bei der Rolf Stutz AG, welche für PostAuto zahlreiche Strecken im Amt und darüber hinaus betreibt, fuhren die ersten Gelenkbusse im Jahr 1994. Alle Elektrobus-Lieferungen im Jahr 2025 sind ebenfalls derartige Fahrzeuge mit einer Länge von 18 Metern. Können diese Busse auf sämtlichen Linien eingesetzt werden, oder gibt es technische Hindernisse?
Ben Küchler von der Medienstelle PostAuto gibt darauf folgende Antwort: «Einschränkungen beim Einsatz aufgrund der Fahrbarkeit sind auf den Linien 201/205/221 vorhanden. Davon abgesehen wäre heute ein Einsatz von Gelenkbussen auf diesen Linien aus Nachfragesicht nicht angebracht. Weitere Linien, bei denen der Einsatz von Gelenkbussen heute bzw. in den kommenden Jahren aufgrund der Nachfrage nicht angebracht wäre, sind die Linien 227/220 und 230. Spezifisch in Bezug auf E-Busse gibt es im Knonauer Amt lediglich eine Linie, auf der aufgrund von infrastrukturellen Gegebenheiten (die Höhe ist bei E-Bussen grösser als bei Dieselbussen) heute noch keine Elektrobusse eingesetzt werden könnten.» Wo konkret befinden sich die erwähnten Hindernisse? PostAuto nennt hier etwa die Linie 201: «Wendemöglichkeit Bahnhof Uitikon-Waldegg und Bahndammunterquerung in Schlieren stellt ein Nadelöhr dar.» Des Weiteren sei die Postautolinie 205 in der Islisbergstrasse betroffen, wie auch die Linie 221: «Allgemeine Route und Haltestellenbedienung in Wettswil» wird hier als Grund angeführt. Die Antwort auf die Frage, ob es längerfristig möglich wäre, diese Hindernisse durch bauliche Massnahmen zu beseitigen, wird quasi zum Schlüsselsatz: «Technisch wäre vieles umsetzbar, entscheidend ist dabei jedoch das Verhältnis von Kosten und Nutzen.» Zudem stelle sich die Frage, ob die Nachfrage auf diesen Linien jemals hoch genug sein wird, um den Einsatz von Gelenkbussen zu rechtfertigen. Gleiches gelte für die Linien 227/230 und 232. Hier gebe es keine Einschränkungen, und die Fahrbarkeit wäre für Gelenkbusse grundsätzlich gegeben.
Nebst den strassentechnischen Hindernissen drängt sich auch die Frage nach Staus auf, welche die Busse auf ihren Routen ausbremsen. Dies sei zwischen Birmensdorf und Waldegg in der morgendlichen Hauptverkehrszeit der Fall, ferner teilweise stadteinwärts rund um Sihlcity bzw. die Autobahn. Teils stelle sich das Problem aber auch in und um Affoltern in den Stosszeiten und bei der Bahnunterführung Muri (der Engpass in Muri werde im Jahr 2026 behoben).
Noch nichts Konkretes zur künftigen Buslinien-Entwicklung
Bezüglich der Ausbaubarkeit von Postautolinien in der Zukunft fällt der Gedanke recht schnell auf den Uetlibergtunnel, der eine direkte Verbindung in die Stadt Zürich darstellt. Sind hier zusätzliche Linien denkbar? «Bereits heute besteht eine starke Nachfrage auf den Buslinien durch den Uetlibergtunnel. Zuletzt wurde das Angebot im Dezember 2024 ausgebaut (15-Minuten-Takt zur Hauptverkehrszeit auf der Linie 200)», schreibt PostAuto. Ein weiterer Ausbau sei bei entsprechender Nachfrageentwicklung in Abstimmung mit dem Bahnangebot denkbar. Wie viele Linien es sind und welche Orte direkt nach Zürich-Enge angebunden werden, sei zu prüfen.
Das Knonauer Amt ist ÖV-technisch aber nicht nur mit den Städten Zürich und Zug, sondern auch mit dem westlich angrenzenden Freiamt (Kanton Aargau) verbunden. Daher ist auch die Frage relevant, ob diese Anbindung in Zukunft noch mit neuen Linien beziehungsweise Linienverlängerungen gestärkt werden könnte. Bezüglich einer (beim spontanen Blick auf das Liniennetz im Freiamt naheliegenden) Verlängerung der von Geissmann Bus AG für PostAuto betriebenen Linie 341 schreibt PostAuto, das Busnetz diene primär der Feinverteilung. «Zwischen welchen Bahnhöfen Direktverbindungen im Busnetz sinnvoll sind, muss gesamthaft betrachtet werden und hängt stark vom Bahnangebot ab.
Heute bestehen bereits gute ÖV-Verbindungen über Wohlen und Muri bis nach Affoltern. Die Planungshoheit dieser Linie liegt bei der Sektion ÖV des Kantons Aargau.» Eine Verlängerung der Linie 205 (Bonstetten-Wettswil Bahnhof nach Arni AG/Stockacker) bis Zürich Wiedikon käme offenbar nicht infrage: «Die Linie 205 ist grundsätzlich nicht dazu geeignet, da entlang der heutigen Strecke Arni AG-Bonstetten und der Strecke von Bonstetten nach Zürich andere Anforderungen bezüglich Infrastruktur und Nachfrage bestehen.» Es bleibt spannend, welche Entwicklung das Liniennetz in den nächsten Jahrzehnten tatsächlich durchlaufen wird. Die Nachfrage und die Finanzierung werden dabei die wichtigste Rolle spielen.