«Oldie-Drescher» für Eigenbedarf
Nachdem er über den Winter 2019/2020 bereits einen alten Saurer-Lastwagen restauriert hatte, nahm sich Ueli Suter als nächstes Projekt einen Mähdrescher vor. Im nassen Sommer konnte der seine Vorzüge bereits ausspielen.

Den halben Winter hat Ueli Suter in seine Neuerwerbung, einen 1978er Fahr, investiert. Seit bald 30 Jahren sind diese Maschinen weitgehend aus der Schweiz verschwunden. Ihre Nachfolger sind doppelt so gross und viermal so schwer. Den Zeitpunkt für sein Restaurierungsprojekt hätte der Landwirt und Besenbeizer aus Hedingen kaum besser wählen können: Während andernorts nach dem sommerlichen Dauerregen das Korn auf den Feldern verfaulte, weil die Lohnunternehmen nicht überall gleichzeitig sein können und deren schwere Maschinen tief in den durchweichten Untergrund einsanken, erntete er seine 3,5 Hektare mit dem knapp fünf Tonnen «leichten» Oldtimer gemütlich selbst ab.
Erst wollte Suter an seinem «Oldie-Drescher», wie er ihn nennt, nur den Anlasser auswechseln. Dann habe sich aber immer mehr Handlungsbedarf gezeigt. Schliesslich hat er ihn komplett neu verkabelt. Ersetzt hat er auch den Keilriemen, die Kette und ein paar Lager. Zudem musste er sich ein neues Sieb anfertigen lassen, da das Korn beim Dinkel grösser ist als beim Weizen. Mit dem zweieinhalbwöchigen Intensiv-Finish im Juni habe er sicher 300 bis 400 Stunden in die Restaurierung investiert, so Suter. Wenn man das machen liesse, würde sich das nicht rechnen, ist er sich bewusst, doch für ihn sei es ein Hobby.
Hunderte Arbeitsstunden weniger
In Bonstetten war 2014 auf einem kleinen Feld zu bestaunen, wie die Weizenernte bis vor 50 Jahren ablief: das Getreide wurde geschnitten und zu kleinen Garben gebunden. Diese schichteten die zahlreichen Erntehelfer dann zu sogenannten Puppen auf, um die Weizenkörner in der Sonne trocknen zu lassen. Anschliessend wurde in der Scheune ausgedroschen. Bei der Demonstration in Bonstetten kamen mit dem Bindemäher und der Dreschmaschine bereits historische Maschinen zum Einsatz. Um eine Hektare Getreide komplett in Handarbeit zu ernten, mussten zuvor Hunderte von Arbeitsstunden investiert werden. Die erste fahrbare Dreschmaschine sei 1836 in Michigan (USA) gebaut und von 40 Maultieren gezogen worden, hat Ueli Suter recherchiert. Im Säuliamt fuhren die ersten Mähdrescher Anfang der 1960er-Jahre auf. Über einen internen Speicher verfügten sie noch nicht. So waren zusätzlich zum Fahrer zwei Männer an Bord, welche das Korn in 100-Kilo-Bundessäcke abfüllten.
In den 60er- und 70er-Jahren war die Marke Fahr führend bei den Mähdreschern. In Osteuropa und im Balkan seien die Maschinen immer noch gefragt. In ihrer einfachen Bauart – der luftgekühlte, 75 PS starke Vierzylinder-Dieselmotor von Deutz wurde über 60 Jahre praktisch unverändert verbaut – sind sie bedeutend pflegeleichter als moderne Maschinen. Das bedingt natürlich etwas mehr Handarbeit: Das Entladerohr muss von Hand geschwenkt werden und die Umstellung von Weizen auf Dinkel funktioniert nicht elektronisch, stattdessen gilt es, die Zahnräder auszutauschen. Die Ernte dauert mit dem «Oldie» etwas länger als bei einem grossen Hightechgerät, nicht zuletzt weil der Kornspeicher auf 1500 kg beschränkt ist und die Schnittbreite nur 2,7 Meter beträgt. Dafür müsse er nicht jedes Mal das Mähwerk demontieren, wenn er auf der Strasse von einer Parzelle auf die andere wechsle, so Suter.
Schonend, gründlich und sparsam
Während man bei anderen Fahrzeugen nach der Restaurierung eine Probefahrt machen kann, zeigt sich beim Mähdrescher erst bei der Ernte, ob wirklich alles funktioniert. Und da kann der Hedinger zufrieden sein: Auf dem abgeernteten Acker hinter der Scheune ist keine Fahrspur sichtbar und auch nach einem liegengelassenen Korn sucht man vergebens. Selbst der Verbrauch kann sich sehen lassen: 5,5 Liter Diesel für eine Stunde bei voller Drehzahl. So bedauert Ueli Suter nur, dass er nicht schon vor 20 Jahren auf die Idee mit dem «Oldie-Drescher» kam.