Personelle Kontinuität für Geborgenheit
Nach gut 15 Jahren als Solvita-Geschäftsführer lässt sich Martin Ritter zum Jahreswechsel frühzeitig pensionieren. Seine Nachfolge tritt Markus Feil an, der sich seit 23 Jahren in der Stiftung engagiert – unter anderem von 2006 bis 2015 als Leiter des Götschihofs, Aeugstertal.

«Es gab damals viel aufzubauen», erinnert sich Martin Ritter an seine Anfänge in der Stiftung Solvita im Oktober 2002. Damit meint er nicht die Pfeiler, denn diese standen mit dem Produktions- und Dienstleistungszentrum sowie dem Wohnheim in Urdorf, dem Götschihof in Aeugstertal und der Heilpädagogischen Schule in Dietikon. Ein neuer Schritt war die ISO-Zertifizierung, «das ist heute Standard», so Ritter. Weiter bezeichnet er seine Amtszeit als «Zeit der Konsolidierung». Es war aber auch eine Zeit der Immobilien-Sanierungen. Dafür wurden insgesamt 15 Mio. Franken investiert. «Jetzt stehen wir top da», so Ritter.
Menschen mit Behinderung ein beglückendes und sinnerfülltes Leben und Arbeiten ermöglichen – das hat sich die Stiftung Solvita zum Ziel gesetzt. In Erinnerung bleiben Martin Ritter denn auch die Kontakte mit den Betreuten und ihren Angehörigen. Sein Führungsstil war geprägt von Delegieren, von Verantwortung abgeben. Selber sieht er sich als «Geschäftsführer im Hintergrund», der den Rahmen vorgab.
Zunehmende Anzahl Behinderter im Pensionsalter
Diese Freiheiten hat auch sein Stellvertreter und nun Nachfolger, der Hausemer Markus Feil, genossen. Als Gruppenleiter eingestiegen, hat er die Stiftung von der Basis her kennen gelernt. Neun Jahre war er doppelter Heimleiter in Aeugstertal und Urdorf. «Ich durfte schon immer viel mitgestalten und mitprägen», verrät er. Deshalb wird sich an der Führungsstrategie auch nicht viel ändern: «Das Bestehende erhalten und weiter entwickeln», nennt er als Ziel. Eine Herausforderung der nächsten Jahre dürfte die zunehmende Anzahl Behinderter im Pensionsalter werden. «Auch für sie braucht es Beschäftigung», weiss Stiftungspräsident Peter Voser.
Den sozialen Auftrag betriebswirtschaftlich lösen. Das schafft die Stiftung Solvita mit ihren rund 650 Mitarbeitenden – davon 350 Menschen mit einer geistigen, körperlichen, psychischen oder mehrfachen Behinderung. Den Grossteil machen die 150 geschützten Arbeitsplätze im Service-Zentrum Urdorf aus, aber auch der Götschihof stellt Arbeits- und Ausbildungsplätze in den Bereichen Küche, Wäscherei, Hausdienst, Gärtnerei und Kundengärtnerei zur Verfügung. Von steigender Bedeutung ist die berufliche Integration in Partnerbetrieben. Der Aufwand lohnt sich – nicht nur für die Beteiligten, wird doch im Erfolgsfall die Invalidenversicherung entlastet.
Nachrücken durchs ganze Organigramm
Die Förderung von Mitarbeitenden mit Potenzial ist in der Stiftung Solvita ein wichtiger Faktor für die Motivation und die auffallend tiefe Personalfluktuation. So wirkt sich die Beförderung von Markus Feil quer durchs Organigramm aus. Als neuer Stellvertretender Geschäftsführer ist Götschihof-Leiter Volker Kessler vorgesehen. Im Wohnheim Urdorf rückt der bisherige Agogik-Leiter Francisco Pineiro als Heimleiter nach, seinen bisherigen Job übernimmt Thomas van t’Hekke, vormals Gruppenleiter im Götschihof. «Die Bewohner brauchen Geborgenheit», sagt Markus Feil und ist sich bewusst, dass die personelle Kontinuität dafür ein wichtiger Faktor ist.
Für Martin Ritter endet eine berufliche Tätigkeit, die ihm täglich Bestätigung und Inhalt gegeben hat. Er lässt sich vier Jahre vorzeitig pensionieren. «Die Zeit ist reif», hat er erkannt und meint nicht nur seine Familie – das dritte Enkelkind soll im Januar zur Welt kommen – sondern auch seinen Nachfolger. Die gewonnene Freizeit will er vor allem zum Reisen nutzen: «Das ist unser grosses Hobby», verrät er. Daneben will er das Fischerpatent machen, dürfte also künftig häufig an der Reuss und am Zugersee anzutreffen sein.