Realisierung der dritten Bauetappe ungewiss
Happige Bauteuerung bei Revitalisierung und Erneuerung des Klosters Kappel

Diesen Sommer prägen zahlreiche Baustellen das Bild auf dem Klosterareal in Kappel, weil sich die Etappe 1 und die Werkleitungserneuerung des Revitalisierungs- und Erneuerungsprojekts gleichzeitig im Bau befinden. «Das ist eine logistische Herausforderung», sagte Hans Streit, Projektleiter und Vizepräsident des Vereins Kloster Kappel (VKK). Er informierte anlässlich der Delegiertenversammlung der Kappelerpflege über den Fortgang des Gesamtprojekts. Die Arbeiten der ersten Bauetappe für eine neue Einstellhalle, der Spicher-Neubau mit acht Kleinwohnungen (wo die Landeskirche den Mieterausbau mit 0,6 Millionen Franken finanziert), der Umbau von Postscheune und neuer Rinderscheune sind in wenigen Monaten abgeschlossen. Dazu beginnen Umgebungsarbeiten sowie der Bau der Stampfbetonmauer Nord noch in diesem Monat. Die Sanierung von Pächterhaus und die Fundation im Riegelhaus werden im Spätsommer beendet, wie Liegenschaftenverwalterin Karin Eugster darlegte und bei der Pächterfamilie Galliker für Erleichterung sorgen dürfte.
Kernelemente des Masterplans realisiert
Ab Ende Juni wird die zweite Bauetappe in Angriff genommen. Kernstück bildet der Umbau der Schreinerei, in der Wohnungen entstehen. Weil der Mieter früher ausgezogen ist, kann mit den Arbeiten bereits in den nächsten Tagen begonnen werden, unter anderem mit einer Schadstoffsanierung. Der Neubezug ist für Frühjahr 2025 vorgesehen. Weil jetzt auch das Pfarrhaus von der Kirchgemeinde saniert wird, bleibt das Klosterareal während Monaten eine Grossbaustelle. «Wir werden das gut meistern können, auch weil wir die Fachbauleitung personell erweitert haben», sagte Hans Streit. Er erwähnte den entscheidenden Schritt: «Mit der Realisierung der ersten beiden Bauetappen sind alle Kernelemente des Masterplans realisiert.»
Auch wegen Bauteuerung fehlen rund 5,6 Millionen Franken
Für Revitalisierung und Erneuerung der Klosterdomäne stehen insgesamt 16,25 Millionen Franken zur Verfügung. Dazu steuert der Gemeinnützige Fonds nach entsprechendem Kantonsratsbeschluss 11 Millionen Franken bei – das ist ein fixer Betrag. Wegen der Bauteuerung und der Erneuerung der Werkleitungen resultieren nun Mehrkosten von 33 Prozent, was rund 5,6 Millionen Franken entspricht. Aus diesem Grund ist noch unklar, ob die dritte Etappe des Grossprojekts realisiert werden kann. «Den Umbau der Schlosserei und andere Arbeiten dieser dritten Etappe haben wir deshalb zurückgestellt. Wir können nur realisieren, was die finanziellen Vorgaben erlauben», hielt VKK-Präsident Gerhard Gysel an der DV fest. Der VKK und die Landeskirche suchen nun gemeinsam nach Wegen für ein nochmaliges Finanzierungspaket. Die Finanzierung der laufenden Etappen ist auf guten Wegen. Neben Bankhypotheken wurden von der reformierten Kirche der Stadt Zürich 1,2 Millionen Franken Darlehen gesprochen; ein weiteres Gesuch über eine Million Franken ist noch hängig. Das Fundraising läuft gemäss Gerhard Gysel nicht nach den Vorstellungen des VKK, dessen Anteil am Gesamtprojekt 5,25 Millionen Franken beträgt. Bleiben die Bemühungen um weitere Finanzierung ohne Erfolg, kann die dritte Etappe nicht realisiert werden.
PV-Anlagen: Der Heimatschutz stellt sich quer
Ob die geplanten Fotovoltaikanlagen auf vier nicht zum historischen Klosterbezirk gehörenden Gebäuden realisiert werden können, ist weiterhin völlig ungewiss. Die Kappelerpflege hat im November 2022 zwar einen Rahmenkredit von 800000 Franken gesprochen. Derweil die Denkmalpflege das Projekt als bewilligungsfähig erachtet, hat der Heimatschutz angekündigt, dass er das Vorhaben über alle Instanzen bekämpfen will. So hat der Vorstand des Vereins Kloster Kappel (VKK) ein Fachgutachten in Auftrag gegeben. «Leider ist dieses wenig hilfreich für ein juristisches Verfahren ausgefallen», räumte VKK-Präsident Gerhard Gysel anlässlich der Delegiertenversammlung ein. Dies auch unter dem Hinweis, dass die Hürden aufgrund der derzeitigen Rechtslage hoch sind. Denn die ganze Klosterdomäne befindet sich im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder (Isos). Diesem komme ein sehr hoher Stellenwert zu. «Wir müssten also das Projekt mit grossem Aufwand und bleibenden Risiken verfeinern», fügte Gysel bei. Man werde nun das weitere Vorgehen mit der Landeskirche besprechen und dabei die Frage erörtern, ob sich letztlich der Gang bis ans Bundesgericht lohne.
Hans Streit tritt zurück
Weiter war zu erfahren, dass sich Vorstandsmitglied Hans Streit an der nächsten Delegiertenversammlung im November 2024 nicht mehr zur Wiederwahl stellt– nach elf Jahren engagierter Tätigkeit, vor allem im Rahmen des laufenden Revitalisierungs- und Erneuerungsprojekts, das er seitens des VKK als Architekt und Projektleiter seit Beginn begleitet. Der Vorstand hat nun eine Findungsgruppe eingesetzt, die sich um eine Nachfolge bemüht – keine einfache Sache. Aus diesem Grund haben die Delegierten dem Vorschlag zugestimmt, gegebenenfalls auch jemanden zu engagieren, der/die nicht Mitglied der reformierten Landeskirche des Kantons Zürich ist.
Wechsel auch bei der Buchhaltung des VKK: Brigitte Hürlimann (Zwillikon) wird nach 21-jähriger Tätigkeit von Janine Wegmann (Ottenbach) abgelöst. Die DV stimmte auch der von Monika Gfeller präsentierten Jahresrechnung/Bilanz 2023 zu, die mit kleinem Ertragsüberschuss abschliesst. «Alles vermietet, keine grossen Probleme», vermeldete der für die Liegenschaften zuständige Karl Sigrist, derweil Volker Bleil, theologischer Leiter, von einem gut laufenden Seminar- und Hotelbetrieb sprach – mit einer Einschränkung: Das Personalproblem in der Hotellerie ist nach wie vor akut.
Bei der Sanierung beziehungsweise dem Ausbau des Dachstocks des Amtshauses, für welche die Landeskirche zuständig ist, steht die Statik der bestehenden Bausubstanz im Fokus. Aber laut Friederike Osthof, Vertreterin des Kirchenrats im VKK, wartet man nun «nur» noch auf grünes Licht der Denkmalpflege.
Der im VKK-Vorstand für die Landwirtschaft zuständige Bruno Sidler erwähnte die lange Nassperiode, die auch dem Pächter zu schaffen macht. Der Heizverbund läuft gemäss Gerhard Gysel zwar gut, aber leider kann derzeit der gewünschte Energieertrag aus Biogas aus noch nicht ersichtlichen Gründen seit einigen Monaten nicht erreicht werden. Mit dem Revitalisierungsprojekt werden weitere Gebäude angeschlossen. (-ter.)