Revidierte Kirchenordnung soll stärken und fördern
Im September stimmen die Reformierten über eine Teilrevision der Kirchenordnung ab. Kirchenratspräsident Michel Müller kam am vergangenen Montag nach Affoltern, um darüber zu informieren.

Am 23. September 2018 entscheiden die stimmberechtigten Mitglieder der evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich über eine Teilrevision der Kirchenordnung. Gemäss der Information auf der Website der Landeskirche soll die Teilrevision eine zukunftsfähige Volkskirche stärken und die Weiterentwicklung der Kirche fördern. Sie soll einen Rahmen schaffen, in dem sich die Mitglieder in ihrer Vielfalt verstärkt in das kirchliche Leben einbringen und es mitgestalten. «Damit trägt die Teilrevision zur Erneuerung bei, welche die Reformierte Kirche des Kantons Zürich im Prozess KirchGemeindePlus anstrebt», ist zu lesen.
Am vergangenen Montag hatten die Mitglieder der reformierten Kirche die Möglichkeit, sich darüber zu informieren, worum es hier eigentlich geht. Der Andrang in der Kirche Affoltern hielt sich aber in Grenzen. Kirchenratspräsident Michel Müller liess sich davon nicht beeindrucken und zeigte schwungvoll und wortgewandt anhand einer Präsentation den Weg zur Vorlage und die wichtigsten Punkte der Revision auf. «Das Gebäude der Kirchenordnung von 2010 ist gut, es muss nicht alles neu erfunden werden. Aber einzelne Bereiche brauchen eine Revision.» Die Kirche verzeichne leider immer weniger Mitglieder. Die klare Folge davon sei, dass es auch weniger Gemeinden gebe, erklärte er.
Der Zeitpunkt für eine Revision stimme. «Das Reformationsjubiläum macht uns Mut, uns zu reformieren, auch in den Strukturen.» Der Aufbruch sei getragen von der Vision einer Kirche, die nahe bei den Menschen sei.
Druck zur Fusion?
Zu den zentralen Zielen der Revision gehören unter anderem die stärkere Einbindung der Mitglieder, die Förderung der kirchlichen Vielfalt, mehr Flexibilität bei den Kasualien, die Lockerung der Wohnsitzpflicht der Pfarrpersonen oder die stille Pfarrbestätigungswahl. Ein weiterer Punkt betrifft die Pfarrstellenzuteilung. So sollen beispielsweise nur noch zehn Stellenprozente pro 200 Mitglieder (mindestens aber 50 Prozent) genehmigt werden.
Genau zu diesem Punkt wurden in der folgenden Diskussionsrunde auch die meisten Fragen gestellt und kritische Äusserungen von Gegnern der Vorlage laut, denn die Gemeinden mit gut 1000 reformierten Mitgliedern – was es im Säuliamt mehrfach gibt – würden am meisten verlieren. Hedingen beispielsweise hat heute eine volle Pfarrstelle. Gemäss der Revision würde diese auf 75 Prozent schrumpfen. Der Kirchenratspräsident verwies mehrmals auf die Übergangsfrist bis 2024 und versuchte die Kritiker damit zu beruhigen.
«Setzt diese Massnahme nicht Druck auf die Gemeinden aus für eine Fusion?», fragte ein Besucher. KG+ könne in diesem Zusammenhang wie ein Zwang aussehen, sagte ein Pfarrer aus dem Bezirk und gab zu bedenken: «Geben wir nicht etwas weg von der Reformation, wenn wir unsere Dorfkirche verlieren? Denn das Zentralisieren ist ein Verlust vom Gemeindeleben.» Eine andere Person ergänzte: «Sie betonen das Grosse. Ich bin überzeugt, je globalisierter wir sind, umso wichtiger ist die kleine Zelle, die Dorfkirche.»
Anpassungsdruck, nicht Zwang
Der Kirchenratspräsident reagierte auf die Voten und Fragen mit einem sprachlichen Feuerwerk. Er hatte viel zu sagen und brachte seine Botschaften mit voller Begeisterung an die Frau und den Mann. Allerdings blieb aber neben seinen langen Ausführungen etwas wenig Zeit und Raum für die Anliegen der Reformierten, die nach Affoltern gekommen waren.
Ob denn die Massnahme der neuen Pfarrstellenzuteilung nicht wirklich einen Zwang zu Fusionen bedeute, fragte ihn die Journalistin im Anschluss an die Veranstaltung. Und er antwortete: «Nein, es ist kein Zwang, sondern ein Anpassungsdruck.»
Die Informationen der Landeskirche zur Teilrevision der Kirchenordnung sind zu finden unter <link http: www.zh.ref.ch kichenordnung external-link-new-window>www.zh.ref.ch/kichenordnung, die Argumente der Kritiker unter <link http: www.teilrevision-nein.ch external-link-new-window>www.teilrevision-nein.ch.