Schaf-Herde zieht durch Ottenbach - mit Video
Ungewohnte Bilder gab es zwischen Ottenbach und Zwillikon zu sehen: Eine grosse Schafherde zog zu einer neuen Weide.

Die Herde von Marcel Frei umfasst über 300 Tiere, davon 140 Jungtiere. Daher war das Tempo für den Weidwechsel am vergangenen Mittwoch eher gemächlich. Die Route führte vom aargauischen Hagnau über Ottenbach nach Zwillikon. Gemäss Frei war ursprünglich geplant direkt nach Affoltern zu laufen. Das zu erwartende schlechte Wetter der kommenden Tage veranlasste ihn aber, eine Weide anzusteuern, welche guten Schutz für die Herde bietet. «Mit den Bauten der Autobahnbrücke besteht in Zwillikon eine Überdeckung für die Tiere». Wegen der schon fortgeschrittenen Vegetation läuft er mit den Schafen auf asphaltierten Strassen und nicht über Waldwege.
Smartphones werden gezückt
Kurz vor dem Ottenbacher Dorfzentrum trifft der «Anzeiger» auf Marcel und Melanie Frei, welche die Herde anführen. «Die Schafe wollten nicht den gewünschten Weg nehmen», erklärt der Schafhalter. Der Weidwechsel ist etwas hinter dem Zeitplan. Zudem will man die Tiere nicht zu schnell vorwärts drängen. Es ist warm und das Winterfell sehr dick. Schon bald, am Ostersamstag, werden die Schafe geschoren. Mit resoluter Gestik stoppt Frei ein herannahendes Auto. «Die Fahrer sind teils zu ungeduldig», und das ist gefährlich. Aber es gibt auch die andere Seite. Eine Automobilistin sagt spontan. «Ihr seid mein Aufsteller des Tages». Auch viele andere im Stau blockierte Fahrzeughalter zücken das Smartphone für ein eindrückliches Bild. Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass man durch eine Schafherde nicht weiterkommt.
Seit März 2022 werden die Schafe von zwei Herdenschutzhunden begleitet. Dies nachdem damals ein Wolf 25 Schafe seiner Herde gerissen hatte. Die Schutzhunde laufen heute aber nicht mit, da diese zu viele Ablenkung auf dem Weg erleben. Sie wurden vorgängig an den neuen Standort gefahren. Der Einsatz der Hunde hat sich seither bewährt. Wenn diese ihre Arbeit machen, bittet Frei darum, dass man keine Tiere streichelt und sich nicht mit eigenen Hunden nähert.
Die Tiere unter Kontrolle halten
Ein Begleitfahrzeug und ein Helfer sperren nun die Kreuzung einseitig ab, damit die Schafe passieren können. Vom Dorfplatz Ottenbach beobachten einige Familien das emsige Treiben der ungewohnten Besucher. Unter den Tieren sind auch viele Lämmer. Die Zwillikerstrasse hinauf geht es etwas besser, die Angehörigen und Helfenden sind dann auf dem freien Feld wieder gefordert. Die Schafe wollen nicht zwingend auf der Strasse bleiben und versuchen auch andere Weg zu gehen. Oder die Tiere stoppen am Rand für eine Zwischenmahlzeit mit frischem Gras. Mit Holzästen wird auf den Boden geschlagen und die Tiere werden so zurückgedrängt. Auch die beiden Hunde geben alles, um die Tiere auf der Strasse zu halten.
Beim Weiterzug kommt es aber zu Problemen. Die hinter der Herde fahrenden Automobilisten werden ungeduldig. Wie Marcel Frei später am Telefon erklärt, wurden für seine Helfer und die Schafe gefährliche Überholmanöver durchgeführt. Die Ungeduld entlud sich dann in einem Hupkonzert der Autofahrenden, was die Herde in Panik versetzte. Frei blieb nur der Abbruch des Unterfangens. Er leitete seine Schafe auf eine Wiese. Für die wenigen hundert Meter, welche bis zum neuen Standort fehlten, bot der Schafhalter die Polizei auf. Zwei Patrouillen der Kantonspolizei Zürich unterstützten den Weiterzug. Marcel Frei hat kein Verständnis für das Vorgehen und die Beleidigungen der Autofahrer. Er habe auch vorgängig die Behörden informiert und im Radio und in den öffentlichen Verkehrsmitteln kamen entsprechende Meldungen. Zudem sei es auf der geraden Strecke auch möglich, einfach zu wenden.
Letzter Halt in Affolten
«Alles in allem ist aber alles wie geplant verlaufen. Die Geschehnisse sollten den Rest nicht trüben», meint Frei abschliessend. Für die Tiere geht es am Dienstag weiter. Sie laufen vorwiegend auf Nebenstrassen von Zwillikon nach Affoltern bis zum Kindergarten Tannholz. Von dort geht es dann vor Ostern per Lastwagen zurück nach Auw.
Die Schafherde im Video bei Dailymotion.