Schnelle Hilfe aus dem Säuliamt

Said Ousaadane aus Obfelden unterstützt die Erdbebenopfern in seiner Heimat Marokko

Vor den Kartonschachteln voller Spendenkleidern: Said Ousaadane mit seinen Töchtern Dunya und Nasira. (Bild Luc Müller)
Vor den Kartonschachteln voller Spendenkleidern: Said Ousaadane mit seinen Töchtern Dunya und Nasira. (Bild Luc Müller)

Das Erdbeben vom vergangenen Freitag war das schlimmste seit Jahrzehnten in Marokko. Es hatte eine Stärke von 6,8. König Mohammed VI. ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind mehr als 300000 Menschen in Marrakesch und den umliegenden Gebieten von dem Unglück betroffen. Rund 2900 Menschen sind bei dieser Katastrophe ums Leben gekommen.

«Ich kann nicht im Detail darüber sprechen, der Schmerz ist zu gross», sagt Said Ousaadane, der mit seiner Familie in Obfelden wohnt. Seine Stimme stockt kurz. «Ich kenne zwei Kollegen, die vom Erdbeben betroffen sind. Der eine hat alles verloren, sein Haus ist eingestürzt.» Nachdem er die Bilder der Zerstörung aus seiner Heimat gesehen hat, war ihm klar: Er muss helfen.

«Ich hatte ein komisches Gefühl in mir. Meine Frau ermutigte mich, sofort eine Kleidersammlung zu organisieren.» Gesagt getan. Der 39-Jährige startete einen Aufruf über die Facebook-Gruppe «Pinnwand Säuliamt». Das mit durchschlagendem Erfolg! Bis gestern Donnerstag haben ihm Privatpersonen vor allem Kleider für Erwachsene und Kinder sowie Schuhe vorbeigebracht. Rund 50 Kartonschachteln mit gespendeten Kleidern hat er nun in seiner Garage gelagert. «Ich bin überwältigt und bedanke mich bei allen. Vor allem auch der Pinnwand Säuliamt», sagt Said Ousaadane. Die Schachteln wird er nun in ein Zentrallager nach Zürich bringen, wo ein Landsmann einen LKW-Transport direkt nach Marokko organisiert hat. «Die Solidarität in Marokko ist derzeit sehr gross. Die Bevölkerung steht zusammen, Politik oder andere Unterschiede zählen derzeit nicht», weiss Said Ousaadane, der regelmässig in Kontakt mit seinem Heimatland ist. Jeder gebe, was er könne. Er wisse von einer Frau, die vor Ort in Marrakesch keine Sachspende machen konnte, aber dafür ihren Ehering verschenkt habe, damit die Helfer zu Geld kommen.

Zudem hat Said Ousaadane auch Spendengelder gesammelt. Ein Teil davon wird für den Transport nach Marokko investiert. Langfristig hat Said Ousaadane weitere Ziele, was mit den restlichen und weiteren Spendengeldern, die er nun sammelt, passieren soll. «Ich will in der betroffenen Region eine Schule bauen oder Solaranlagen installieren. Es soll etwas sein, das allen zugutekommt.»

Im Februar 2024 wird er mit seiner Familie wieder nach Marokko reisen. Dabei will er auch dokumentieren, wohin die gespendeten Sachen aus der Schweiz gekommen sind.

Und später will er in Obfelden einen Tag der offenen Tür bei sich zu Hause organisieren und der Bevölkerung zeigen, welches Projekt er in Marokko noch realisieren will. Die Familie von Said Ousaadane lebt weit weg von den durch das Beben zerstörten Orten. Er kommt aus Hassi Fougani, das südlich von Marrakesch liegt. Hier leben seine Eltern, seine drei Schwestern und zwei Brüder. Said Ousaadane wurde als Berber in eine Nomaden-Familie in der marokkanischen Sahara geboren. Seit elf Jahren lebt er in der Schweiz und besitzt inzwischen den Schweizer Pass.

Caterer und Reiseführer

Hierher ist er wegen seiner Frau, einer Schweizerin, gekommen. Mit ihr hat er zwei Kinder. Seit rund acht Jahren bietet er mit seiner Firma Berberfood einen Catering Service an. Er kocht direkt bei den Gästen vor Ort frische marokkanische Gerichte – auf dem Feuer zaubert er in den landestypischen Tajines-Töpfen Schmorgerichte. Zudem bietet er zusammen mit seinem Bruder in Marokko geführte Wüstentrekkings an, wo die Reisenden das freie Leben der Berber miterleben können.

Wer Geld für die Erdbebenopfer spenden will, kann sich bei Said Ousaadane unter 079 812 21 89 melden.

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