So sicher wie schon lange nicht mehr
Bei der Kriminalstatistik der Zürcher Kantonspolizei werden alle angezeigten Übertretungen, Vergehen und Verbrechen erfasst. Während angezeigte Verbrechen in fast allen Bereichen rückläufig waren, haben die Anzeigen wegen Delikten gegen Leib und Leben zugenommen.

Die Anzahl Verurteilungen liegt weit tiefer als die Zahl der bei der Polizei eingegangenen Strafanzeigen. Während Übertretungen direkt von der Polizei und Vergehen vom Statthalteramt mit Bussen bestraft werden, ist für Verbrechen die Staatsanwaltschaft zuständig, die in manchen Fällen eine Klage beim Gericht einreicht. Anzeigen gegen eine unbekannte Täterschaft – welche eine tiefe Aufklärungsquote aufweisen – fliessen genauso in die Kriminalstatistik ein, wie fälschlich gemachte Anzeigen, beispielsweise bei Racheakten oder Versicherungsbetrug.
Weshalb es weniger Kriminalität gibt
Die Kriminalitätsstatistik der Kantonspolizei Zürich ist ein guter Gradmesser für die Sicherheit im Knonauer Amt. Denn sie erfasst die gesamte Breite der angezeigten Gesetzesverstösse. Martin Litscher, Chef der Regionalabteilung Limmattal/Albis der Kantonpolizei Zürich, erläutert die Kriminalstatistik: «Die Kantonspolizei war in den vergangenen Jahren nicht nur auf den Strassen präsenter, bei Phänomenen wie Einbruch werden an den Deliktsorten vermehrt Schwerpunktaktionen durchgeführt und auch die Kontrollen von Gastbetrieben und Asyleinrichtungen wurden erhöht. Die Zusammenarbeit mit dem Migrations- und dem Sozialamt wurde intensiviert. Straftäter, die keinen Wohnsitz im Kanton Zürich haben, wurden konsequent aus dem Kanton Zürich ausgegrenzt. Ausländische Straftäter aus dem Asylbereich, die dem Kanton Zürich zugewiesen waren, wurden in ihren Wohngemeinden eingegrenzt. Damit wurden ihnen die Bewegungsfreiheit und so die Möglichkeit zur Delinquenz genommen. Weiter wurden grosse Anstrengungen in der Prävention und Jugendprävention durch die Kapo angestrengt und eigens eine Abteilung dafür aufgebaut. Diese Arbeit trägt nun Früchte.»
Delikte gegen Leib und Leben
Bei Gewalt unterscheidet die Kriminalstatistik zwischen Tötungsdelikten, Körperverletzung und Tätlichkeiten. Nach einem Jahr ohne Tötungsdelikt ist es 2017 zu einem Tötungsdelikt gekommen. Nachdenklich stimmt auch die Zunahme der Fälle von Körperverletzung. Nach vier Jahren mit jeweils unter 30 Anzeigen wegen Körperverletzung, kam es 2017 zu 35 Fällen. Dafür waren die Tätlichkeiten rückläufig und stehen mit 57 Fällen im langjährigen Mittelwert. Andererseits kam es zu einer Anzeige mit 29 Beteiligten an Raufhandel. Daraus resultierten schlussendlich 24 Anzeigen mehr als 2016. Martin Litscher erläutert: «Bei Raufhandel wird meistens auch der Tatbestand Körperverletzung aufgeführt. Wohl deshalb weisen beide Delikte eine Steigerung auf.»
Auch bei den Einbruchdiebstählen zeigt die Kurve seit Jahren nach unten. Mit 166 Einbruchdiebstählen wurden 21 Einbruchdiebstähle weniger registriert als im Vorjahr. «Dies liegt sicherlich auch an der mehrjährigen Kampagne der Kantonspolizei, bei der verdächtige Autos und Personen an den Einfallsachsen kontrolliert werden. Da Diebe im Kanton Zürich Gefahr laufen, in eine Routinekontrolle zu geraten, ist der Kanton Zürich für Einbruchdiebstähle nicht sehr attraktiv. Für die Bevölkerung gilt aber immer noch: Bei Verdacht – ruf an!», hält Martin Litscher fest.
So wenige Sachbeschädigungen gab es seit Jahren nicht mehr
Bei Diebstählen kommt es meistens auch zu Sachbeschädigungen. Mit 155 angezeigten Sachbeschädigungen bei Diebstählen, sind auch diese Vergehen rückläufig. Sehr stark rückläufig waren 2017 auch weitere Sachbeschädigungen, wie Sprayereien und mutwillige Zerstörung. Mit 184 Sachbeschädigungen wurden 113 Sachbeschädigungen weniger angezeigt als 2016. So wenige Sachbeschädigungen gab es seit Jahren nicht mehr.
Massiv zugenommen haben jedoch Betrugsfälle. Die Zahl der angezeigten Betrugsfälle ist von 50 auf 91 gestiegen. «Wobei die Dunkelziffer bei Betrug speziell hoch ist, da sich viele Betrugsopfer schämen. An sie geht mein Appell, sich bei der Polizei zu melden. Betrüger sind schlau, nur mit Ihrer Hilfe kann die Polizei jedoch noch schlauer sein und sie überführen», wendet sich Martin Litscher an Betrugsopfer, die bisher von einer Anzeige abgesehen haben und ergänzt: «Auch wenn der Fall schon einige Zeit her ist, es ist nie zu spät.» Betrüger lassen sich immer wieder neue Tricks einfallen. Sie geben sich beispielsweise als entfernte Verwandte oder Polizisten aus und setzen massiv Druck auf (siehe telefonbetrug.ch).
Weniger Sexualdelikte
Stark rückläufig waren 2017 auch die Anzeigen wegen Delikten gegen die sexuelle Integrität – sie nahmen von 43 auf 27 Fälle ab. Martin Litscher: «Auch hier scheint die Präventionsarbeit der Kapo in den Schulen zu greifen, wie die Aufklärung über Pornografie im Internet und der Umgang damit. Darum ist bei Verhaftungen auch weniger verbotene Pornografie auf den Handys der Jugendlichen gefunden worden.»
Jugendliche gehen weniger aus
Auch Zuwiderhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz nahmen ab. Übertretungen gab es 214, 31 weniger als 2016. Vergehen gab es 59, was einer Halbierung der Fälle entspricht. Dafür gab es mit 17 Fällen zehn Verbrechen gegen das Betäubungsmittelgesetz mehr als 2016. «Im Bereich Betäubungsmittel wird der Schwerpunkt auf Prävention und Repression gelegt. Es wird nach Möglichkeit versucht, via Ermittlungen die grösseren Händler zu erwischen. Drogen gelten bei Jugendlichen nicht mehr als gleich attraktiv wie früher. Auch verändert sich das Ausgangsverhalten. Viele Jugendliche gehen heute nicht mehr aus, sondern bleiben zu Hause und spielen im Internet Games mit ihren Kollegen», erläutert Martin Litscher.
In der Bezirksübersicht hab es bei manchen Delikten grosse Schwankungen, die primär davon abhängen, dass die Fallzahlen so tief sind. Gewalt und Drohung gegen Beamte nahm beispielsweise um 28,6 Prozent ab, von sieben auf fünf Fälle.