Speisen wie die alten Rittersleut
In absehbarer Zeit wird das Restaurant Schweikhof in Ebertswil seine Tore voraussichtlich für immer schliessen. Verdursten muss deswegen aber niemand. Gleich neben dem beliebten Ausflugsziel hat eine Besenbeiz geöffnet, die bezüglich Ambiance ihresgleichen sucht.

Der Empfang von Heinz Fischlin ist herzlich. «Was möchtest du trinken?», fragt der Altbausanierer aus Hünenberg, der sich mit dem Einrichten und Betreiben der Besenbeiz gleich neben dem Restaurant Schweikhof einen Lebenstraum erfüllt hat. Das ungezwungene «Du» passt zum Typ und Konzept des neuen Gastronomiebetriebes am Fusse des südöstlichen Albis-Ausläufers hoch über Sihlbrugg.
Wir lassen uns im «Rittersaal» nieder. Kein allzu grosser, ebenerdiger, wohlig beheizter Raum mit wuchtigen Mauern und einem stattlichen Gewölbe. Früher, als das Anwesen noch ein Landwirtschaftsbetrieb war, diente er als Lager für Obst, Rüben und Kartoffeln. Fischlin hat ihm mit einem Kronleuchter, verschiedenen Schwertern (die aber alle nach unten hängen, was das Zeichen für Frieden ist), Ritterrüstungen und allerlei passendem Zierrat eine mittelalterliche Atmosphäre angedeihen lassen. An einem der wuchtigen Holztische sitzt Bernhard Stübi, der Patron und Hausherr des Schweikhofs, bei einem Glas Wein. Er freut sich sichtlich über Fischlins Engagement. Die Geschichte nahm aber zunächst einen anderen Lauf.
Zuerst als Stammgast im Schweikhof
Als Stammgast im Schweikhof kannte Fischlin vor allem dessen Wirt Oswald «Ossi» Steif und Koch Rudolf «Rudi» Trexler. Zufällig nahmen Steif und Fischlin letzten Februar an derselben Safari in Tansania teil und lernten sich bei der Arbeit in einem Kinderheim besser kennen. Aus den angedachten Plänen, das Restaurant Schweikhof künftig sieben Tage pro Woche zu öffnen, wurde dann aber nichts. Wie Fischlin später erfuhr, wird die Gaststube des Restaurants voraussichtlich im Frühling 2013 aus feuerpolizeilichen Gründen geschlossen. Den Ausschlag gaben die über der Gaststube liegenden vier Zimmer. Sie hätten nicht mehr bewohnt werden dürfen, da im Brandfall ein zweiter Fluchtweg fehlte. Auch die Restaurant-Küche ist nicht mehr auf dem neuesten Stand und bedürfte einer Sanierung.
Wie es mit dem Schweikhof weitergeht, ist deshalb noch offen. Die Möglichkeit ist gross, dass die Besitzerfamilie Stübi das Haus saniert und anstelle des Restaurants Wohnraum schafft.
So ist die Idee entstanden, im Nebengebäude eine Besenbeiz einzurichten. Bernhard Stübi war sofort einverstanden, als sich Fischlin auf Ermunterung von Steif dazu anerbot. Bei einer Altbausanierung hatte Stübi den Handwerker bereits von seiner besten Seite kennengelernt und war begeistert von seiner anpackenden Art.
Umbau mit Herzblut
Mit viel Herzblut machte sich Fischlin an den Ausbau der alten Scheune. Im Aussenraum, der früher als Durchfahrt gedient hatte, entstand die offene Gaststube, die einem Wohnraum in einem alten Bauernhaus nachempfunden ist. «Die Dekoration stammt aus verschiedensten Quellen. Viele Stücke haben mir Gäste geschenkt, die sich von meinen Ideen anstecken liessen», erklärt der 55-Jährige. Nicht ganz einfach war der Einbau der Küche, die den baulichen, brandschutztechnischen und hygienischen Vorschriften der verschiedenen Kontrollinstanzen zu genügen hatte. Die Gäste-Toiletten wurden im benachbarten Stöckli der Stübis eingebaut.
Fischlins Stolz ist aber klar der Rittersaal: «Er ist die perfekte Kulisse für spezielle Anlässe, Partys und Geburtstage bis etwa 25 Personen.» Die Spezialitäten des «Beizlis» sind Gersauer Käsekuchen, Wild, auf Bestellung auch Wildsau am Spiess, und sechs verschiedene Käsefondues. «Die Mischungen dazu stammen aus verschiedenen Alpkäsereien im Muotathal. Ich kenne jeden Produzenten persönlich. Ebenso den Jäger, der mir das Wild aus dem Bisistal liefert», erklärt Fischlin, dessen Weinkarte ebenfalls eine Erwähnung wert ist. Neben gehaltvollen Schweizer Tropfen führt der Gastwirt verschiedene «Primitivi» zu sehr reellen Preisen.
Offen ist von Freitag bis Montag, jeweils ab 10 Uhr morgens bis mindestens 21 Uhr abends, je nach Gästeaufkommen auch länger. Spezialwünsche erfüllt Fischlin auch ausserhalb der ordentlichen Öffnungszeiten. Ein Anruf genügt: 079 218 59 59.