Spielgruppen stehen 2012 im Vordergrund

Bildung und Lernen beginnen ab Geburt, nicht erst in Kindergarten oder Schule. Hier erfüllen Spielgruppen, wie sie in den Ämtler Gemeinden – durchwegs dank privater Initiativen – angeboten werden, eine wichtige Aufgabe.

Frühe Förderung und beste Vorbereitung für Kindergarten und Schule: Spielgruppen, wie hier die Spielwerkstatt von Galina Bruder und Hanni Stutz im Alten Gemeindehaus, Affoltern, erfüllen diesbezüglich eine wichtige Aufgabe. (Bild kb)
Frühe Förderung und beste Vorbereitung für Kindergarten und Schule: Spielgruppen, wie hier die Spielwerkstatt von Galina Bruder und Hanni Stutz im Alten Gemeindehaus, Affoltern, erfüllen diesbezüglich eine wichtige Aufgabe. (Bild kb)

Kindliche Entwicklung und Lernen gehen Hand in Hand – von Geburt an. Das stellt auch Prof. Dr. Margrit Stamm, Ordinaria für Erziehungswissenschaft der Universität Fribourg, im Dossier zur Elternmitwirkung «Achtung, fertig, Schuleintritt!» fest: «Das Kind gestaltet von Geburt an seine Entwicklung aktiv mit. Kinder wollen von sich aus lernen. Dies zeigt sich an ihrer Neugier und ihrem Erkundungsdrang…» Nun lernen Kinder durch den ständigen Austausch mit ihrer Umwelt, vor allem mit anderen Kindern, genauso mit erwachsenen Bezugspersonen. «In diesem Kontext erfüllen Spielgruppen in den Gemeinden eine wichtige Aufgabe», sagenMaja Girschweiler und Sara Huber, die Verantwortlichen für Gemeinwesenarbeit in den Bezirken Affoltern und Dietikon.

Gleichzeitig stellen sie bei einer kürzlich gemachten Erhebung fest: «Die Situation ist in den Gemeinden sehr unterschiedlich. Während in kleineren Gemeinden der Anteil der Kinder, die eine Spielgruppe besuchen, sehr hoch ist, liegen sie in grösseren Gemeinden deutlich tiefer. Wir schliessen daraus, dass in grösseren Gemeinden die Versorgungslage entsprechend knapp ist.»

Vor allem privates Engagement

 

Maja Girschweiler und Sara Huber sehen hier eine mögliche Lücke: «Die Frage, ob genügend Spielgruppenplätze vorhanden sind, kann nicht abschliessend beantwortet werden. Viele Eltern sind mobil und nehmen sich auch die Zeit, das ihnen und ihren Sprösslingen entsprechende Angebot bezüglich Zeit, Tag und Person zu finden – auch ausserhalb ihrer Wohngemeinde. Wir können jedoch davon ausgehen, dass nicht alle Eltern über das Wissen, die Mobilität oder über die nötigen finanziellen Mittel dafür verfügen.» Dazu komme, dass gerade in grösseren Gemeinden beispielsweise der Anteil an fremdsprachigen Kindern, für die ein Besuch der Spielgruppe besonders wichtig wäre, um einiges höher liege als in kleinen Gemeinden.

Die Mehrzahl der Spielgruppen sind denn auch nach wie vor private Einrichtungen. Heute ist ihre Bedeutung bestens anerkannt.

Spielgruppenleiterinnen leisteten und leisten noch heute sehr viel – auf allen Ebenen, auch mit viel freiwilliger Arbeit. Hier helfen zuweilen gegründete Spielgruppenvereine, Eltern- und Frauenvereine oder auch andere Institutionen. In der Mehrzahl allerdings entstehen und leben Spielgruppen von privatem Engagement. Gleichzeitig, so haben die Verantwortlichen für Gemeinwesenarbeit in den Bezirken Affoltern und Dietikon bei ihrer Erhebung auch festgestellt, erhalten Familien mit schmalem Budget für den Spielgruppen-Besuch ihrer Kinder praktisch keine Unterstützung durch die Gemeinden.

Spielgruppe – wichtigespädagogisches Angebot

 

In einer Spielgruppe treffen sich Kinder im Alter ab zirka drei Jahren bis zum Kindergarteneintritt, mit Vorteil ein- bis zweimal wöchentlich zum freien Spielen, Werken, Singen, Geschichtenhören, Gestalten und Experimentieren. Spielgruppen sind fortlaufende, konstante Gruppen mit maximal 10 Kindern, die von ausgebildeten Spielgruppenleiterinnen oder Spielgruppenleitern geführt werden. In diesem Sinne versteht sich die Spielgruppe als frühkindliches Bildungsangebot, in dessen Zentrum das Spiel – nicht die Betreuung – der Kinder steht. Dennoch ermöglicht sie Eltern regelmässige stundenweise Freiräume ohne Betreuungsaufgaben.

Die Spielgruppe versteht sich als ganzheitliches Lern- und Bildungsangebot für Kinder im Vorschulalter. Sie ist ein wichtiges pädagogisches Angebot, ein soziales Lernfeld, in dem sowohl Entdeckungs-, Bewegungs- und Tätigkeitsdrang der Kinder, aber auch sprachliche und soziale Integration gefördert werden. Genauso unterstützt sie den für die Persönlichkeitsentwicklung wichtigen Ablösungsprozess der Kinder von den elterlichen Bezugspersonen und fördert damit die Selbstständigkeit. «Spielgruppen sind daher auch ganz besonders im Interesse der Schulen, bereiten sie die Kinder doch ganz erheblich auf ihre Einschulung vor. Die diesbezügliche enge Zusammenarbeit und Unterstützung der Spielgruppen, wie sie verschiedentlich schon praktiziert wird, ist daher nicht nur empfehlenswert, sondern unbedingt erwünscht», ergänzt Maja Girschweiler.

Tag des Kindes – Tag derSpielgruppen

 

Den Tag des Kindes am 20. November nimmt der Schweizer Dachverband der Spielgruppenleiterinnen und -leiter SSLV daher zum Anlass, diesen Tag künftig auch zum Tag der Spielgruppen zu erheben. Die UNO-Kinderrechte Nr. 28 (Recht auf Bildung), Nr. 29 (Förderung der Persönlichkeitsentwicklung) sowie Nr. 31 (Spielerische und kulturelle Aktivitäten) werden in den Fokus gestellt. «Der UNO-Kinderrechtsausschuss hat festgestellt, dass die frühe Kindheit eine besonders wichtige Zeit im Leben eines Kindes ist, was insbesondere auch auf die spätere Entwicklung einen entscheidenden Einfluss hat», hält Maja Girschweiler fest und ergänzt: «Dies wird ebenso von verschiedenen Fachpersonen klar bestätigt.» Die Kleinkindberatung Region Süd hat deshalb eine Aktion zur Beachtung von Spielgruppen und zur Information darüber angesetzt.

Die Spielgruppen im Bezirk Affoltern ihrerseits verteilen am 20. November in den Ämtler Gemeinden Ballons und suchen so den Kontakt zu Eltern und Familien. Gleichzeitig liegt ab dem Tag des Kindes Dienstag, 20. November, bis Ende Jahr in den Mütter-/Väterberatungsstellen eine Vielfalt an Informationsmaterial über Spielgruppen und frühkindliche Förderung auf. Selbstredend bietet die Gemeinwesenarbeit der Kleinkindberatung Region Süd, Im Winkel 2, Postfach 429, 8910 Affoltern, Telefon 043 2599354, maja.girschweiler@ajb.zh.ch, bei weitergehenden Fragen zum Thema Spielgruppen auch Antworten und Auskunft.

Angebote und Veranstaltungen für Familien finden sich zudem im Internet unter www.lotse.zh.ch.

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