«Springende Erdhaufen»: Der nördlichste Kreisel und der südlichste

Serie «Verkehrskreisel im Säuliamt», Teil 6: Ein Blick nach Knonau und Stallikon

Schon fast grossstädtisch wirkend: der Verkehrskreisel in Knonau, der südlichste im Bezirk Affoltern, der durch eine Autobahn- und eine Eisenbahnbrücke vom Dorfzentrum getrennt ist. (Bilder Daniel Vaia)

Schon fast grossstädtisch wirkend: der Verkehrskreisel in Knonau, der südlichste im Bezirk Affoltern, der durch eine Autobahn- und eine Eisenbahnbrücke vom Dorfzentrum getrennt ist. (Bilder Daniel Vaia)

Im Vergleich dazu liegt der nördlichste Kreisel im Bezirk, in Stallikon, fast idyllisch in der Landschaft.

Im Vergleich dazu liegt der nördlichste Kreisel im Bezirk, in Stallikon, fast idyllisch in der Landschaft.

Beide Kreisel liegen an einem Ortsende, beide auf einer Kantonsstrasse, beide sind stark befahren und beide ähnlich gestaltet – und dennoch wirken sie sehr unterschiedlich: Die Rede ist vom nördlichsten Verkehrskreisel im Bezirk Affoltern, in Stallikon, und dem südlichsten, in Knonau. Während der Stalliker «Diebis»-Kreisel schon fast idyllisch von viel Landwirtschaftsland umgeben ist, wirkt der Knonauer Kreisel, trotz angrenzender grüner Wiesen, gross­städtisch. Das liegt vor allem an der unmittelbar neben dem Kreisel auf Brücken vorbeiführenden Autobahn A4 und der SBB-Linie.

In Betrieb genommen wurde der Knonauer Kreisel 2001. Der Kanton reagierte damit auf wiederholte Begehren der Gemeinde. Die Einmündung der Dorfstrasse in die Zürichstrasse galt damals als Unfallbrennpunkt. Kostenvoranschlag: 120000 Franken, wovon 30000 auf die Gemeinde entfielen.

Mit ein Grund für den Bau des Kreisels war die 1999 eröffnete A4-Zufahrt bei Steinhausen (zehn Jahre vor der Eröffnung des A4-Abschnitts durchs Knonauer Amt). Sie führte zu einer markanten Zunahme des Verkehrs bei Knonau. So stieg im Jahr 2000 die Zahl der Fahrzeuge auf durchschnittlich täglich 13722, ein Plus von 7,9 Prozent innerhalb nur eines Jahres («Anzeiger» vom 27. März 2001).

Einbiegen als «russisches Roulette»

Vom Beschluss, den Kreisel zu bauen, bis zur Inbetriebnahme vergingen lediglich zwei Jahre. Während der Gemeinderat Knonau laut Protokoll «den zuständigen Fachleuten des Kantonalen Tiefbauamts und der Kantonspolizei für die wohlwollende Prüfung und die speditive Bearbeitung» des Begehrens dankte, äusserte ein Leserbriefschreiber im «Anzeiger» 2001 generelle Kritik an der «Kreisel-itis». An den «unnötigsten und unmöglichsten Orten» würden sich die Kreisel «krebsartig» ausbreiten. Und: «Ein krasses Beispiel ist der neue Kreisel bei der Abzweigung der Kantonsstrasse in die Dorfstrasse in Knonau. In dieser extremen Nebelzone ist in der Mitte der Kantonsstrasse dieses ‹Hindernis› gebaut worden, das schlecht markiert und zudem auch nicht beleuchtet ist.» 99,9 Prozent der Fahrzeuge würden auf der Kantonsstrasse «im Transit» fahren und müssten nun abbremsen und im Schritttempo durch den Kreisel, «eine völlig unnötige Schikane». Als Beweis für seine Kritik führt er einen Unfall an, bei dem offenbar wenige Tage nach der Inbetriebnahme des Kreisels ein Fahrzeug in den Erdhaufen in der Kreiselmitte «hineingedonnert» ist.

Die Kreiselkritik blieb nicht ohne Reaktion. Ein paar Tage später lobte in einem weiteren Leserbrief eine Knonauerin den neuen Kreisel. Ob er gerne «russisches Roulette» spiele, fragte sie den Kreiselkritiker. Denn vor dem Bau des Kreisels sei das Einbiegen von Knonau herkommend in die Kantonsstrasse jeweils ein «Spiel mit dem Risiko gewesen». Den vom Kreiselkritiker erwähnten Unfall liess sie als Anti-Kreisel-Argument nicht gelten. «Wenn ein Autofahrer so dumm ist, dass er bei Nebel mit vollem Tempo durch die Landschaft blocht, muss er eben damit rechnen, dass ihm ab und zu ein unbekannter Erdhaufen vors Auto springt.»

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