Staubsauger unter dem Weihnachtsbaum?

Im Öki-Hof Affoltern herrschte in den letzten Wochen Hochbetrieb. Die freien Tage zwischen Weihnachten und Neujahr wurden rege genutzt, um sich von Abfall zu befreien. Besonders viele wollten ihren alten Staubsauger loswerden.

Bei Priska und Fredi Schmid inmitten der Plastik-Sammelsäcke. (Bild Andrea Bolliger)
Bei Priska und Fredi Schmid inmitten der Plastik-Sammelsäcke. (Bild Andrea Bolliger)

Zu jenen, die zwischen Weihnachten und Neujahr arbeiten, gehören auch die Mitarbeitenden des Öki-Hofs in Affoltern – und sie haben besonders viel zu tun. Ob es mehr war als in anderen Jahren, können Priska und Fredi Schmid aber nicht sagen. Der Ansturm auf den Entsorgungsbetrieb dauert nicht erst seit den Weihnachtsfeiertagen.

Das grosse Räumen beginne jeweils ab dem Samichlaustag, weil die Menschen es zu Weihnachten gerne aufgeräumt mögen, sagt Fredi Schmid. Seine Frau Priska steht mit Informationsbroschüren und Schokolade am Eingang zum Gelände. Sie kontrolliert auf charmante Art, ob die Automobilisten der einfahrenden Fahrzeuge einen Entsorgungsausweis besitzen. Viele haben schon den fürs neue Jahr dabei. Einwohner von Affoltern haben die Karte gratis bekommen. Für alle anderen kostet sie ab dem neuen Jahr 40 Franken, inklusive eine Rolle Plastik-Sammelsäcke. Auch die Affoltemer müssen diese Säcke bezahlen.

Fahrzeuge mit grösserer Ladung schickt Priska Schmid gleich auf die Brückenwaage. Dort wurde auch schon ganz anderes als mit Abfall bepackte Fahrzeuge gewogen, erzählt sie – Pferde etwa oder Schiffe. Auch die Polizei kam schon mit überladenen Fahrzeugen zum Wägen.

Schachteln verraten viel

Im Öki-Hof ist es laut. Im Sekundentakt werfen die Kunden Glas, Metall und anderes in die Behälter. Der separate Container für das Geschenkpapier ist gut gefüllt, jener für Karton quillt über. Viele der Schachteln tragen einen Aufdruck der Spielzeug oder Elektronikgeräte abbildet. Fredi Schmid ist aufgefallen, dass in den vergangenen Tagen auffällig viele Staubsauger vorbeigebracht wurden. Ob diese wohl besonders häufig unter Säuliämtler Tannenbäumen lagen? Fredi Schmid schmunzelt: «Es könnte auch sein, dass ein Geschäft eine Aktion hatte». Jedenfalls wurde der Inhalt der Schachteln mit Styropor vor den Strapazen des Transportes geschützt. Der Karton wird später zu Ballen gepresst. Für Fredi Schmid und seine Mitarbeiter ist es ein Ärgernis, wenn Kunden das Styropor in der Schachtel lassen, denn es erschwert die Arbeit enorm.

Ein weiteres Problem, das die Entsorgungsbranche beschäftigt, ist der Einkauf von Elektronikgeräten übers Internet im Ausland. Dort wird keine vorgezogene Recyclinggebühr erhoben welche die Kosten der Wiederverwertung deckt. Dennoch werden die Geräte in der Schweiz entsorgt.

Diskretes Geschäft

Es ist ein körperlich harter Job, den Priska und Fredi Schmid mit ihren Mitarbeitenden erledigen. Bei Temperaturen um die 0 Grad trägt Priska Schmid mehrere Schichten Kleider und eine Mütze. Es ist staubig und die unterschiedlichen Gerüche fusionieren zu einer strengen Duftmischung. Dennoch bleiben die beiden immer freundlich und hilfsbereit. Ein Auto nach dem anderen fährt vor, leergewordene Parkplätze werden umgehend wieder belegt. Wer ein wenig ratlos schaut, dem wird sogleich von einem der Mitarbeitenden geholfen, den richtigen Ort fürs Material zu finden. Die Kunden sind wortkarg – aber erleichtert, wenn sie wegfahren. Es komme immer wieder vor, dass jemand Schlüssel oder Handy beim Entsorgen verliere, so Priska Schmid. Seltener kommt jemand zurück, weil etwas entsorgt wurde, was nicht hätte sollen. Hin und wieder bekommen die Mitarbeitenden des Öki-Hofs auch Streitereien mit, wenn sich Paare nicht einig sind, was entsorgt werden soll. Darüber wird aber nicht diskutiert, ebenso wenig, wie wenn jemand besonders viele Weinflaschen vorbeibringt. «Es könnte auch sein, dass diese Person länger nicht entsorgt oder eine Party geschmissen hat. Wir machen uns da keine Gedanken», sagt Fredi Schmid.

Ein Mitarbeiter fährt einen leeren Container vor. Priska Schmid rangiert den vollen aus der Halle um Platz für den neuen zu schaffen. Sie und ihr Mann arbeiten überall mit. Hinter der Sortieranlage für Alu, Batterien und Kaffeekapseln ist es etwas ruhiger. Jedenfalls bis der Bagger in Aktion tritt und den angelieferten Hausrat inklusive einem Sofa kraftvoll auf den grossen Haufen zuschiebt. Es ist Material, welches nicht rezykliert, sondern der Verbrennung zugeführt wird.

Saubere Trennung

Obschon das Wiederverwertungsgeschäft boomt, ist ein solcher Betrieb keine Goldgrube. Einerseits ist das Geschäft starken Schwankungen bei den Preisen für Wertstoffe unterworfen und andererseits ist die Konkurrenz enorm gross. «Je besser sortierte Wertstoffe wir weitergeben können, desto besser ist der Ertrag», sagt Fredi Schmid. Deshalb ist er auch um das System mit den Sammelsäcken für Plastik glücklich. Auch diese werden vor dem Versand zu Ballen gepresst. Zuvor sei sehr viel Hauskehricht in den Säcken angeliefert worden. Priska Schmid schaufelt die Einwürfe von Kaffeekapseln frei und sortiert aus, was falsch eingeworfen wurde. Ob sie manchmal gerne mit den Kunden schimpfen würde? Sie nimmt es locker und sagt: «Eigentlich schon, aber schlussendlich bringt das nichts, denn es ist ja schon falsch eingeworfen worden.»

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern26.06.2025

Aeugst erhält einen Aussichtsturm

Fünf Wochen lang soll der Eichhörnli-Turm stehen
«Wir sind überzeugt, dass Sie das Geld gestohlen haben»
Bezirk Affoltern26.06.2025

«Wir sind überzeugt, dass Sie das Geld gestohlen haben»

Obergericht: Geldstrafe wegen Diebstahls – Verfahren wegen Veruntreuung eingestellt
Bezirk Affoltern26.06.2025

Affoltern steht vor dem grössten Bauprojekt der Geschichte

Info-Abend zum 70,5-Millionen-Ersatzneubau der Kläranlage Zwillikon