Studenten ziehen in die Stadt, kinderreiche Familien aufs Land
Die neuste Bildungsstatistik zeigt Entwicklungen im Bildungsbereich – auch im Säuliamt
Statistik meint die wissenschaftliche, zahlenmässige Erfassung, Untersuchung und Auswertung von Massenerscheinungen. Statistiken dienen dazu, Daten aufzubereiten und in einen grösseren Zusammenhang zu stellen. Gerade langsame Veränderungen über mehrere Jahre lassen sich durch Statistiken optimal darstellen.
Die neuste Bildungsstatistik des Kantons Zürich führt denn auch einige relevante Veränderungen im Bildungsbereich zutage, die eingeordnet werden müssen. Im Säuliamt zeigt sich zwischen 2004 und 2014, dass sich im Bildungsbereich strukturell nicht viel verändert hat. Es besuchten während dieser Zeit immer 16 bis 19 Prozent der Bevölkerung eine Schule. Während die Zahl der Primarschüler trotz wachsender Bevölkerung gleich geblieben ist, gibt es mehr im Bereich der Sekundarstufe II, also Berufs- und Mittelschüler.
Junge Erwachsene ziehen in die Stadt
Die grössten Unterschiede zum kantonalen Mittelwert finden sich auf der Tertiärstufe, die höhere Fachausbildungen, Fachhochschulen und Universitäten umfasst. Während nicht einmal fünf Prozent der Säuliämtler Schülerinnen und Schüler eine tertiäre Ausbildung absolvieren, sind es im kantonalen Durchschnitt über 20 Prozent. Dies dürfte primär daran liegen, dass es junge Erwachsene und insbesondere Studierende eher in die Stadt zieht, während Familien mit Kindern tendenziell eher in ländliche Regionen ziehen.
Familien mögen es ländlich
Diese Tendenzen zeigen sich eindrücklich anhand der Altersstruktur in der Region Zürich und im Bezirk Affoltern. Der Altersdurchschnitt liegt bei 41,1 respektive 41,2 Jahren. Die grossen Unterschiede bestehen bei der Bevölkerung zwischen 20 bis 39 Jahren und 40 bis 64 Jahren. Im Knonauer Amt wohnen, bei einem kantonalen Durchschnitt von 28,8 Prozent, nur 23,4 Prozent 20- bis 39-Jährige. In der Stadt Zürich sind es 35,6 Prozent.
Ein gegenteiliges Bild zeigt sich bei den 40- bis 64-Jährigen. Bei einem kantonalen Mittel von 34,7 Prozent der Wohnbevölkerung, machen diese 38,3 Prozent der Säuliämtler und 31,9 der Stadtzürcher Bevölkerung aus.
Diese Zahlen erklären die im Vergleich zum kantonalen Mittelwert hohen Primarschüler- und tiefen Hochschulbesucherzahlen im Säuliamt.
Mehr Akademiker aus privilegierten Wohnlagen
Während Studierende oft das Elternhaus verlassen und sich in städtischen Gebieten niederlassen, wohnen Maturanden meistens noch bei den Eltern. Die Zahl der abgeschlossenen gymnasialen Maturitäten lässt also Rückschlüsse zu, woher die Akademiker von morgen kommen.
Einen direkten Zusammenhang im Bezug auf die abgeschlossenen Maturitäten hat der Steuerfuss einer Gemeinde. Elf der 15 Gemeinden mit den tiefsten Steuerfüssen gehören zu den 15 Gemeinden mit den höchsten Maturandenquoten. Im Bezirk Affoltern hat Wettswil die höchste Maturandenquote, gefolgt von Bonstetten und Stallikon.
Geschlecht determiniert in vielen Fällen die Berufswahl
Ähnlich stark wie der Steuerfuss – und damit die Privilegierung der Wohnlage – sich auf die Maturandenquote auswirkt, scheint sich das Geschlecht auf die Berufswahl auszuwirken. 2014 schlossen 41,5 Prozent der männlichen Lehrabsolventen eine Berufslehre in einem industriellen oder handwerklichen Beruf ab, im Vergleich zu 5,3 Prozent der Lehrabsolventinnen.
Ein gegenteiliges Bild zeigt sich bei Heilbehandlungs- und Körperpflegeberufen. 23,2 Prozent der Lehrabsolventinnen erlernten einen Beruf in diesen Richtungen, im Vergleich zu nur 1,8 Prozent der Lehrabsolventen.
Gerade bei den Männern sind die beruflichen Präferenzen erstaunlich stabil geblieben. Seit 2004 gab es praktisch keine prozentualen Veränderungen – abgesehen von einer stetig steigenden Zahl BMS-Absolventen, die jedoch auch bei den weiblichen Lehrlingen in vergleichbarem Masse gestiegen ist. Bei den Frauen haben Verkaufsberufe an Popularität verloren. Dafür liegen Heil- und Behandlungsberufe im Trend.