Tonnenschwere Nostalgie auf vier Rädern
Viel Publikum am 2. Kramer-Oldie-Treffen bei der Familie Schneebeli im Sandacher in Zwillikon.

Da stehen sie nun am Hang, die meisten sorgsam gepflegt, schön herausgeputzt: Tonnenschwere Nostalgie auf vier Rädern. Und fast nur eine Traktorenmarke: Kramer. Das Publikum ist heterogen. Bauern sind da, natürlich. Aber auch andere, aus allen Berufsschichten, Familien, Jung und Alt. Sie alle freuen sich über die grosse Präsentation. Es wird gefachsimpelt, in Erinnerungen geschwelgt, über Pferde- und andere Stärken gesprochen, über Vor- und Nachteile dieser Marke diskutiert. Die ältesten ein K18 M von Martin Zimmermann aus Jonen oder der H12 V. V steht für Verdampfermotor. Das ist ein «Kramer-Alleschaffer». Er wurde zum Pflügen gebraucht, aber auch zum Dreschen, Mähen und zum Ziehen von Wagen. Spätere Modelle wurden dann mit Zapfwellen ausgerüstet.
Garage Mahler als Importeurin
Tatsächlich sind Ausstellungen dieser Art Renner. Nostalgie zieht. Und natürlich auch Motoren. Zwei- und vierrädrige Gefährte haben magnetische Anziehungskraft, faszinieren. Das war beim Vespa-Treffen vor einer Woche in Rickenbach-Ottenbach nicht anders. Hier aber, im Sandacher in Zwillikon, geht es um geballte Kraft, die Oldtimerfreunde vereint. Die deutsche Marke Kramer ist Geschichte, genauso wie die anderen Klassiker Hürlimann, Bührer, Hela, Vevey, Porsche usw. Seit seit Frühjahr 1972 wird der Kramer-Traktor nicht mehr produziert. Aus wirtschaftlichen Gründen. Mit dem 2-Wege-Trac verliess das letzte Modell das Produktionsband in Gutmadingen, dem Hauptsitz der Kramer-Werke. Von Radladern oder Allradschleppern abgesehen, die jedoch heute von der Wacker-Neuson-Gruppe hergestellt werden. – So richtig Fuss gefasst hat der Kramer im Säuliamt Ende der 50er-Jahre. Zu diesem Zeitpunkt übernahm der Obfelder Garagenbetreiber Willy Mahler die Generalvertretung. Sein erster Lehrling (1959 bis 1963), der Obfelder Garagist Werner Schoch, erinnert sich noch gut an diese Zeit. Zur Ausstellung kam er am Sonntag ebenfalls mit einem Veteranen: mit einem 350er-Kramer Export, Jahrgang 1964. Er kennt die Kramer-Modelle aus dem Effeff – genauso wie Urs Schneebeli, der das Kramer-Oldietreffen organisiert hat. Auch er hat als Lehrling bei Mahler gearbeitet, von 1976 bis 1980 – und wie Werner Schoch unzählige Traktoren dieser Marke repariert. Schneebeli ist dem Kramer treu geblieben. Er übernahm im Jahr 2003 das gesamte Kramer-Ersatzteillager von Mahler und gründete die Kramer Shop GmbH, die er im Nebenamt betreibt. Und er kauft alte Modelle, schlachtet dieses aus und verkauft deren Ersatzteile.
Neben all den schönen Modellen bot der Veranstalter ein attraktives Rahmenprogramm: Lisa Stoll, ein grosses Talent im Alphornspielen, verzückte das Publikum. Ein sonntäglicher Festgottesdienst mit dem Jodlerklub Affoltern und ein Konzert der Kramermusikanten rundeten die gelungene Veranstaltung in Zwillikon ab. Dazu gab es einen Schnupperkurs Traktorenfahren für Damen sowie einen Wettbewerb mit drei Preisen. Gekürt wurde das schönste Modell (dasjenige von Martin Zimmermann), der Traktoren-Inhaber, der mit seinem Gefährt bis Zwillikon die längste Distanz zurückgelegt hat – und jener, der vom entferntesten Ort hergereist ist.