Traum von Hockey-Heimat platzt vorzeitig
Pläne für neue Dreifachturnhallen in Knonau sind gescheitert – Gemeinde und Floorball Albis nehmen Stellung
Die Gemeinde Knonau und der Sportverein Floorball Albis haben das gleiche Problem: Es fehlt ihnen der Platz für Bewegung. Die Gemeinde hat für 15 Klassen nur eine einzige Turnhalle, die inzwischen 68-jährig und chronisch überbelegt ist. Floorball Albis wiederum hat überhaupt keine eigene Infrastruktur: Seit seiner Gründung im Jahr 2013 mietet sich der Verein im Bezirk in verschiedene Hallen ein. Die meisten sind jedoch zu klein, um darin auf einem Grossfeld zu spielen, was wiederum für den Meisterschaftsbetrieb wichtig ist.
Um das Problem zu lösen, wollten die Gemeinde und der Verein mit einer Projektidee zusammenspannen, die es im Bezirk Affoltern so bisher nicht gab: Statt selber Bauherrin zu werden, stellt die Gemeinde Floorball Albis Bauland zur Verfügung. Dieser baut auf eigene Kosten und mithilfe von Sponsoren eine geeignete Sportinfrastruktur, in die sich die Gemeinde später für den Sportunterricht einmietet.
Der offizielle Startschuss zu dieser Idee fiel Anfang Juli 2023 mit einer gemeinsamen Informationsveranstaltung. Joël Mattle, Präsident von Floorball Albis, sprach damals von zwei Dreifachturnhallen in der finanziellen Grössenordnung von etwa zehn Millionen Franken. «Die genauen Baukosten kann ich heute noch nicht bekannt geben», sagte er im gut gefüllten Stampfisaal, «Ich kann auch noch kein Bild zeigen, wie die Halle dereinst konkret aussehen wird.»
Projektleiter war in den Startlöchern
Diese Baukosten erwiesen sich nun für das Projekt als Stolperfalle: Sie waren Teil einer Vereinbarung zwischen dem Gemeinderat und Floorball Albis. Die Gemeinde hat das benötigte Bauland nördlich des Schulhauses Aeschrain ab 21. März 2023 für zwei Jahre für das Projekt Hallenneubau reserviert, mit der Bedingung, dass Floorball Albis bis 21. März 2024 eine «solide Finanzierung und Tragbarkeit» des Projekts vorlegt. «Dieser Zwischenschritt wurde nicht erfüllt», sagt Schulpräsident Christian Albrecht: Obwohl er die Verantwortlichen von Floorball Albis darauf hingewiesen habe, dass Floorball Albis dem Gemeinderat an der Sitzung vom 19. März 2024 die solide Finanzierung und Tragbarkeit nachweislich darlegen muss, seien keinerlei Zahlen präsentiert worden. Wenige Tage später beschloss der Gemeinderat Knonau, die Zusammenarbeit mit Floorball Albis zu beenden. Die Vision einer gemeinsamen Sportinfrastruktur war damit gestorben.
«Es stimmt, dass wir an der Sitzung noch keine Zahlen vorlegen konnten», sagt Joël Mattle. Das bedeute aber nicht, dass es im Projekt keine Fortschritte gegeben habe: «Wir haben viel organisatorische Arbeit geleistet und Gespräche mit möglichen Partnern geführt. Allerdings haben wir auch gemerkt, dass wir zusätzliches Fachwissen benötigen, um das Projekt professionell und zeitnah voranzutreiben und die Grundlagen für die Abstimmung auszuarbeiten.»
Deshalb habe man einen erfahrenen Projektleiter engagiert, der das Bauvorhaben im kommenden Jahr weiter ausgearbeitet hätte. «Mit zunehmender Projekttiefe hätten sich auch die Kosten näher beziffern lassen. Doch zum Zeitpunkt der Sitzung war es dafür noch zu früh», so Mattle.
Aus seiner Sicht kam der Projektabbruch seitens der Gemeinde überraschend – und auch etwas abrupt, zumal es nach dieser Sitzung keinen weiteren Austausch, sondern bedauerlicherweise direkt die telefonische Absage gegeben habe. «Wir wären guter Hoffnung gewesen, dass wir den gewünschten Detaillierungsgrad in den nächsten Monaten erreicht hätten.»
Man habe etwas bauen wollen, das nicht zwei oder drei Jahre später bereits wieder zu klein sei, sagt Mattle. «Aber vielleicht war das Projekt mit zwei Dreifachturnhallen auch schlicht zu visionär.» Für ihn ist klar: «Für unseren Verein, für die sportbegeisterte Jugend im Bezirk Affoltern und für den Standort Knonauer Amt ist das eine verpasste Chance.»
Lärm und «wild zugeparkte» Strassen?
Tatsächlich schien die angepeilte Projektdimension nicht allen geheuer zu sein. An der Infoveranstaltung im vergangenen Juli hatte es auch kritische Äusserungen gegeben: «Ist ein solches Projekt für unser kleines Dorf nicht zu gross?», sorgte sich eine Votantin. Sie hielt es für zumutbar, für diesen Sport nach Zürich und Zug auszuweichen. Und Bewohnerinnen und Bewohner im direkten Umfeld der geplanten Halle äusserten Bedenken, dass plötzlich die Nebenstrassen wild zugeparkt würden und der Lärm am Abend zunehmen könnte. In einem Leserbrief klagte ein Einwohner, Knonau «verscherble sein Tafelsilber»: Ohne dass die Bevölkerung «Pieps oder Paps» sagen könne, reserviere der Gemeinderat Bauland in der öffentlichen Zone zugunsten eines regionalen Sportvereins und mache sich und die Knonauer Vereine über Jahrzehnte zu Bittstellern.
Nach der Infoveranstaltung im Juli 2023 hätten mehrere Personen mit ihm das Gespräch gesucht, sagt Christian Albrecht. Die Bedenken, dass zwei Dreifachhallen für Knonau eine zu grosse Schuhnummer seien, habe er an Floorball Albis weitergegeben. Schliesslich hätten der Baurechtsvertrag und das Projekt vor dem Bau noch vor der Gemeindeversammlung und dem Stimmvolk bestehen müssen. «An der Sitzung im März kam aber keine neue Projektdimension zur Sprache. Floorball Albis hielt an der Idee von zwei Dreifachturnhallen fest.» Joël Mattle sagt, man sei sich der Verkehrs- und Lärmthematik bewusst gewesen. Habe sich aber zugetraut, ein Projekt zu liefern, das den Bedenken der Bevölkerung Rechnung trägt.
Knonau will nun selber bauen
Floorball Albis steht nun wieder auf Feld eins. «Wir haben aktuell keinen Plan B, der finanzierbar ist», sagt Mattle. So wird sich der Verein vorerst weiterhin in fremde Hallen einmieten müssen, trotz 50 Junioren auf der Warteliste.
Und wo steht die Gemeinde? «Nicht bei null», sagt Albrecht. Man habe in den vergangenen Monaten bereits Vorabklärungen getroffen, um selber zu bauen und den Stimmberechtigten möglichst bald ein Projekt vorlegen zu können.
Hat die Gemeinde eine Chance verpasst, indem sie das Projekt mit Floorball Albis sterben liess? Christian Albrecht sagt: «Nein, da wir die Bedürfnisse der Schule, unserer Sportvereine, aber auch der Knonauer Bevölkerung sehr ernst nehmen und eine gute Lösung finden werden.»