Umschlagplatz mit Bahnanschluss für Kies und Aushub in Knonau?
Machbarkeitsstudie liegt vor – Widerstand im Industriegebiet Hasental

Der Zuger Kies- und Aushubtransport soll künftig per Bahn erfolgen. Dazu wird nun ein Umschlagplatz mit Entladegosse in der Fändweid bei der Knonauer Industrie im Hasental ins Spiel gebracht, der den Bau eines neuen Gleises ab Bahnhof Knonau nötig macht. In Knonau formiert sich Widerstand gegen diese Pläne.
Im Zuge einer Überarbeitung des Kies- und Deponiekonzepts bis 2025 prüft der Kanton Zug eine alternative Option für seine Kiesversorgung, nachdem innerhalb des Kantons keine neuen Abbaugebiete vorgesehen sind. So wird zum Beispiel das potenzielle Abbaugebiet Hatwil an der Maschwander Grenze laut Bundesgerichtsentscheid nicht im Richtplan eingetragen. Dies habe jedoch keinen Einfluss auf den Kiesabbau. Verunmöglicht werde der dortige Abbau, weil das Kloster Frauental einen Rückzieher aus dem Vertrag gemacht habe, sagt Unternehmer Adrian Risi. «Eine Katastrophe. Wir werden keinen eigenen Kies mehr abbauen können und brauchen daher eine Importmöglichkeit. Diese wird im Richtplan nun skizziert», fügt er bei.
Die alternative Option zur Kiesversorgung aus dem Kanton Zug heisst deshalb: Kies soll importiert und der Aushub allenfalls exportiert werden. Konkret geht es um die Frage, ob 50 Prozent der für den Kanton Zug notwendigen Jahresmengen per Bahn umgeschlagen werden können: 300000 Tonnen Sand und Kies zur Anlieferung und die gleiche Menge Aushub zur Abfuhr.
Knonau oder Rotkreuz?
Für diesen Bahnanschluss kommen laut einer von der Zuger Baudirektion in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie die Standorte Knonau und Rotkreuz infrage – eine Inbetriebnahme bis im Jahr 2035, wenn die Volumen bestehender Kiesgruben im Kanton Zug erschöpft sind. «Für die Kiesversorgung ist es eine sehr gute Lösung. Um die Aushubversorgung zu gewährleisten, braucht es mehrere zusätzliche Deponien im Kanton Zug. Diese werden im Richtplan nun auch festgesetzt», hält Adrian Risi fest.
Das Konzept für die Variante Knonau sieht vor, auf der Parzelle Fändweid einen Umschlagplatz mit einem Bahnverlad für Aushub sowie Sand- und Kiesmaterial zu realisieren – unmittelbar anschliessend an das Knonauer Gewerbegebiet Hasental. Dazu ist ab Bahnhof Knonau ein neues, rund 800 Meter langes SBB-Betriebsgleis nötig, zwischen der A4 und dem Bestandgleis. «Die geplante Gleisanlage lässt zu, dass Ganzzüge mit 18 Bahnwagen be- und entladen werden können.»
Hohe Belastung befürchtet
Die im Hasental ansässigen Gewerbebetriebe sind nicht begeistert von dieser Variante. Das zweieinhalb Hektar grosse Areal sei zu klein für einen Umschlagplatz und die Belastung mit Lärm, Dreck und Staub zu gross – bei einem Verkehr von täglich zusätzlichen 75 Lastwagen, sagt Clemens Weingartner, Mitinhaber von British Classic Cars. Offenbar sei der Landeigentümer nicht abgeneigt, das Areal zu veräussern, und der Standort Fändweid werde von SBB und Kanton bevorzugt, mutmasst er. Zusammen mit der IG Hasental will er sich im Rahmen der bis zum 12. Januar 2026 dauernden Vernehmlassung gegen dieses Vorhaben mit aller Kraft zur Wehr setzen – auch mit einem Infoblatt samt einem Argumentarium für Einsprachen. Weingartner ärgert sich, weil die Vernehmlassung nun ausgerechnet über die Festtage stattfindet und aus diesem Grund wohl weniger beachtet wird. Obwohl in Knonau Umweltbereiche Natur- und Landschaftsschutz, Wildtierkorridore und Fruchtfolgefläche stärker betroffen sind, hält die Studie fest: «Die gesetzlichen Vorhaben können mit spezifischen Massnahmen eingehalten werden.» Die Studie lässt offen, welche Variante dereinst realisiert wird: «Aus Sicht der betrieblichen und technischen Machbarkeit kann derzeit kein Entscheid zugunsten der einen oder anderen Variante gefällt werden.» Innerhalb der Vernehmlassungsfrist wird auch der Gemeinderat Knonau eine Stellungnahme abgeben.
Für Adrian Risi ist der Standort Fändweid «die einzige valable Version, die umweltgerecht zu realisieren wäre». Bei der Variante Rotkreuz müsste jeder Kubikmeter nach Cham in die Anlagen des dortigen Kieswerks transportiert werden, was von der Bevölkerung nicht akzeptiert würde. Man dürfe nicht vergessen, dass die Anlagen des Kieswerks Cham mit einem Band direkt bedient werden könnten.
Die Machbarkeitsstudie spricht von zwei Varianten für Materialumschlag: den Abtransport von Aushubmaterial über eine sogenannte Aufgabegosse beim benachbarten Kieswerk Risi oder über eine Aussenaufgabestelle in der Fändweid mit je einem Förderband zum Verladepunkt zu führen. Ebenso könnte das zugeführte Kiesmaterial mit Abzugsband auf den Umschlagplatz Risi oder auf offene Kieslager in der Fändweid abgekippt werden. Für die Strassenquerung wären Förderbandbrücken mit Fussgängersteig nötig.
Die IG Hasental bringt eine andere Variante ins Spiel: eine Gleisvariante vom Bahnhof Knonau direkt zum Risi-Areal. «Diese Variante sehe ich technisch nicht», so Adrian Risi. Die IG hingegen argumentiert: Die Kiesgrube wäre ab 2034 nicht mehr abbaubar und würde den idealen Standort für den Umschlagplatz bieten. Eine direkte Gleisanbindung ins Risi-Areal sei vertieft zu prüfen. Die Stellungnahme des Kantons Zug werde schliesslich mehr Aufschluss geben.


