Uneinigkeit zwingt zum Ortswechsel

Da sich der Chilbiverein nicht mit Landbesitzer Martin Haab einigen konnte, wird die Mettmenstetter Chilbi heuer wohl das letzte Mal im Unterdorf durchgeführt. Das hat harsche Reaktionen ausgelöst.

2018 kann die Mettmenstetter Chilbi – hier der rasante «Alpenblitz» – letztmals im Erspach stattfinden. <em>(Archivbild abo)</em>
2018 kann die Mettmenstetter Chilbi – hier der rasante «Alpenblitz» – letztmals im Erspach stattfinden. <em>(Archivbild abo)</em>

Der Leserbrief von Chilbivereinspräsident und Gemeinderat Beat Bär Ende Mai in dieser Zeitung wirkte wie eine persönliche Abrechnung mit Martin Haab. Bär schrieb: «… Die Chilbi wird 2018 wohl letztmals im Erspach stattfinden. Als optimalen neuen Standort ab 2019 hat der Vorstand das Gewerbegebiet im Grindel evaluiert und damit die Unterstützung aller im Gebiet ansässigen Eigentümer, Pächter und Unternehmer gewonnen. Aller? Ein einziger Beteiligter stellte sich nach anfänglicher ausdrücklicher Zustimmung auf unverständliche, inakzeptable und unfaire Weise quer; der Landwirt und Kantonsrat Martin Haab machte seine Zustimmung von einer vom Gemeinderat ihm gegenüber auszusprechenden Bevorteilung zum Nachteil anderer Landwirte abhängig. Der vom Gemeinderat völlig unabhängige Chilbiverein begrüsst es, dass der Gemeinderat diesem Druckversuch nicht nachgab, auch wenn die Chilbi Mettmenstetten somit nicht im Grindel stattfinden kann. …»

Nahezu identische Wahrnehmungen

Auf Anfrage des «Anzeigers», wie es zum Zwist gekommen ist, erzählen die beiden Opponenten unabhängig voneinander eine nahezu identische Geschichte. Haab stösst sich vor allem an der Aussage, er habe sich nach anfänglicher Zusage quergestellt. Er sagt: «Das stimmt nicht. Gegenüber Beat Bär habe ich meine Zusage von Anfang an von der Pachtlandvergabe in meiner Nachbarschaft abhängig gemacht.» Bär sagt dazu: «An unserer ersten Sitzung mit den an der Chilbi involvierten Gewerbetreibenden im Grindel wollte Martin Haab nicht öffentlich über seine Bedingung sprechen. Er hat sich wie alle andern Beteiligten positiv zur Chilbi geäussert. Die fragliche Verknüpfung seiner Zusage mit der Forderung an die Gemeinde wurde bis zum Antrag an den für die Pachtlandvergabe zuständigen Gemeinderat nur unter vier Augen erörtert.»

Der Hintergrund: Da Landwirt Felix Meier bald in den Ruhestand tritt, und niemand seinen Hof weiterführt, wird im kommenden Jahr eine Parzelle der Gemeinde Mettmenstetten in der Nachbarschaft von Haabs Landwirtschaftsbetrieb für die Pacht frei. Bei der letzten Landvergabe der Gemeinde entschied unter den interessierten Bauern das Los. Haab ging dabei leer aus. Er findet diese Methode aus logistischen bzw. verkehrstechnischen Gründen nicht optimal: «Wenn ein Pächter lange Anfahrtswege durchs Dorf und die Quartiere hat, so nützt das niemandem.» Als eine Beleidigung empfindet Haab die Aussage, er habe sich mit seinem Vorgehen einen Vorteil gegenüber seinen Berufskollegen verschaffen wollen: «Mit meinem Kampf für einen fairen Milchpreis, als Vorstand des Zürcher Bauernverbandes, Präsident des landwirtschaftlichen Bezirksvereins und als Kantonsrat habe ich mich immer für den gesamten Bauernstand eingesetzt. Zudem findet die Mettmenstetter Viehschau, die sich je länger je mehr zum Publikums-Event entwickelt, alljährlich auf unserem Hof statt.»

Zwei verschiedene Paar Schuhe

Das ist aber nicht der Punkt, an dem sich Bär stört: «Ich habe Martin Haab von Anfang an gesagt, dass die Chilbi und diese Landvergabe zwei verschiedene Paar Schuhe sind und er die beiden Geschäfte nicht miteinander vermischen darf; dass ich nicht als Gemeinderat, sondern als Chilbivereinspräsident an ihn herantrete und der Mettmenstetter Chilbiverein eine eigenständige Institution ist, die nichts mit der Gemeindebehörde zu tun hat.»

Martin Haab kann das nicht nachvollziehen: «Schon in früheren Jahren haben wir das durch uns bewirtschaftete Land am alten Chilbi-Standort der Gemeinde zur Verfügung gestellt und dabei Mehraufwand und Emissionen in Kauf genommen. In der Vergangenheit ist die Gemeinde zudem mehrmals mit Anfragen an mich herangetreten, wenn Platz für einen Zirkus oder ein andere kurzfristige Belegung gefragt war. Ich habe stets Hand geboten. Ist es da wirklich zu viel verlangt, wenn ich dafür auch mal eine Gegenleistung erwarte? Notabene zu den ortsüblichen Pachtkonditionen.»

Auch die Gemeinde verknüpft ihre Pachtvergabe an Bedingungen

Haab befolgte den Rat von Bär und stellte ein Gesuch an den Gemeinderat. Die schriftliche Antwort vermochte Haab nicht umzustimmen. Sein Betrieb werde bei der Neuvergabe der gewünschten Landfläche im nächsten Jahr so oder so keinen Zuschlag erhalten. Die Vergabebedingung seien unverändert und verlangten das Mitmachen an den lokalen Vernetzungsprojekten, an denen Haabs Betrieb nicht teilnehme, liess ihn der Gemeinderat wissen.

Für Haab war damit endgültig klar, dass er seine Weideflächen im Grindel nicht für die Chilbi zur Verfügung stellen wird. «Das gesamte Industriegebiet Grindel war einst im Besitz der politischen Gemeinde. Durch den Verkauf und die Überbauungen in den letzten 15 Jahren haben wir namhafte Flächen an Kulturland verloren, ohne einen Ersatz erhalten zu haben; ebenso beim Bau der Autobahn. Als produzierender Milchwirtschafts- und Viehzuchtbetrieb sind wir aber auf Weideflächen und Flächen zur Futtermittelproduktion in unmittelbarer Nähe des Hofes angewiesen», begründet er seine Haltung.

2018 kann die Mettmenstetter Chilbi nun nochmals im Erspach stattfinden, weil die Bagger erst nach dem Chilibiwochenende am 22. und 23. September auf dem Baugrund auffahren. Für 2019 muss jedoch ein neuer Platz gefunden werden.

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