Valérie Battiston ist nicht mehr Stalliker Gemeindepräsidentin
Letzte Woche hat sie die Schlüssel zum Gemeindehaus abgegeben. Per sofort ist Valérie Battiston (parteilos) von ihrem Amt zurückgetreten. Bis eine Nachfolge gewählt ist, übernimmt Vizepräsident Reto Bernhard die Leitung des Gemeinderats.

«Mit angezogener Handbremse ist es mir nicht möglich, meine Funktion als Gemeindepräsidentin nach bestem Wissen und Gewissen auszuüben», sagt Valérie Battiston. In den letzten Monaten hat ihre Gesundheit ihr die Grenzen aufgezeigt. Innert eines Jahres musste sie sich zwei Operationen unterziehen. Die erhoffte Besserung stellte sich allerdings nicht ein. Als sie dann vor sechs, sieben Wochen realisierte, dass sie im Sommer wieder unters Messer muss – mit langwieriger Regenerationszeit – und voraussichtlich nächstes Jahr noch einmal, habe ihr das den Wind aus den Segeln genommen, beschreibt sie.
Verstärkt wurde das durch die permanenten Schmerzen, mit denen sie sich herumplagen muss, und die Ungewissheit, wie es weitergeht. «Ich bin in eine Erschöpfung gekommen und finde nicht mehr die Kraft, doppelspurig zu fahren», führt sie aus. «Da mir meine Gemeinde sehr am Herzen liegt und die Herausforderungen als Gemeindepräsidentin vollen Einsatz notwendig macht, bin ich nach reiflichen Überlegungen und Gesprächen mit den Ärzten zum Schluss gekommen, dass ich den Rücktritt geben muss», so Valérie Battiston. «Schweren Herzens», schiebt sie nach.
Ressorts Gesundheit und Sicherheit
Valérie Battiston wurde 2018 in den Gemeinderat gewählt. Mit viel Herzblut, Freude und Pflichtbewusstsein hat sie die Ressorts Gesundheit und Sicherheit übernommen und verschiedene Projekte und Meilensteine in der Gemeinde umgesetzt. Das kam bei den Stallikerinnen und Stalliker so gut an, dass sie 2022 an der Urne zur Gemeindepräsidentin gewählt wurde. «Es ist eine wunderschöne Aufgabe, die mir viel Freude bereitet hat», sagt sie, und: «Die persönlichen Rückmeldungen aus der Bevölkerung, die ich in den letzten Jahren erleben durfte, haben mich bei der Amtstätigkeit unterstützt.»
Auf die Frage, worauf sie stolz sei, fällt ihr die Antwort schwer: «Ich sehe mich als Teamplayerin und hebe nicht gerne heraus, was ich geleistet habe.» Und doch sei einiges erwähnt. Etwa ihr Engagement im Bereich Elektromobilität. Sichtbares Resultat davon ist die öffentliche Ladestation beim Parkplatz Sellenbüren. Als Pionierprojekt auf ländlichem Gebiet gehört dazu auch ein Carsharing-Elektroauto-Platz. Als Gemeindepräsidentin setzte sie sich für eine engere Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden ein – vor allem mit den Unteramtsgemeinden Bonstetten und Wettswil. In enger Zusammenarbeit mit Gemeindeschreiber Roberto Brunelli hat sie sich zudem für das Wohlbefinden des Gemeindepersonals stark gemacht – insbesondere als Gesundheitsvorsteherin während der Coronapandemie – sowie für zeitgemässe Anstellungsbedingungen im Sinne einer leistungsfähigen Verwaltung.
Wichtige Dossiers in Arbeit
Bereits letzte Woche hat Valérie Battiston die Schlüssel zum Gemeindehaus abgegeben. Ihrer Nachfolge hinterlässt die scheidende Gemeindepräsidentin einige besondere Dossiers. Sehr wichtig sei ihr die Realisierung des nötigen Schulraums samt Mehrzweckhalle: «Es tut mir sehr weh, das nicht mehr begleiten zu dürfen.» Viel bedeutet hätte es ihr auch, im kommenden Jahr das Jubiläumsfest der Gemeinde mitgestalten zu dürfen: «Wer kann schon von sich sagen, als Gemeindepräsidentin eine 900-Jahr-Feier durchgeführt zu haben ...?» Ein weiteres grosses Thema ist die Zentrumsplanung. Da seien zwar Reto Bernhard und Monika Rohr im Lead, als Gesundheitsvorsteherin hat sie sich eingesetzt, dass in der Planung auch eine Arztpraxis vorgesehen ist, um die Gesundheitsversorgung sicherzustellen.
Der Gemeinderat Stallikon hat mitgeteilt, dass er und das Gemeindepersonal vom Rücktritt tief erschüttert seien. Aufgrund der gesundheitlichen Beschwerden ist das Verständnis für diesen persönlichen schwierigen Entscheid allerdings gross: «Zusammen mit dem Gemeindepersonal dankt der Gemeinderat Valérie Battiston für ihre langjährigen Dienste zugunsten der Stalliker Bevölkerung und der Gemeindeverwaltung und wünscht ihr von ganzem Herzen viel Kraft und Zuversicht sowie eine zeitige Besserung.»
Valérie Battiston ihrerseits möchte den Gemeinderatskolleginnen und -kollegen für die Zusammenarbeit danken: «Wir haben uns im letzten Jahr zu einem sehr guten Team zusammengefügt, welches offen, transparent und sehr lösungsorientiert miteinander diskutieren konnte. Es ist uns in diesem Jahr gelungen, gemeinsam grosse zukunftsorientierte Projekte aufzugleisen und einige schwierige Geschäfte gut abzuwickeln.» Entsprechend stolz sei sie aufs «junge» Gemeinderats-Team. Wobei sie auch den Anteil von Gemeindeschreiber Roberto Brunelli und den Mitarbeitenden der Gemeindeverwaltung herausstreicht: «Sie alle ermöglichen uns, dieses Amt so ausführen zu können, dass unsere Gemeinde die hohe Lebensqualität erhalten und weiterentwickeln kann», so Valérie Battiston. In ihren Dank schliesst sie auch die Einwohnerinnen und Einwohner von Stallikon ein: «für ihr Vertrauen und ihre Wertschätzung, welche mir jederzeit entgegengebracht wurde und ich bei allen Begegnungen und Gesprächen spüren durfte.»
Wahlvorschläge bis am 10. Juli
Der Bezirksrat Affoltern hat das Gesuch um frühzeitige Entlassung bereits bewilligt und der Gemeinderat die vorübergehende Verteilung der Ressorts vorgenommen. Die Sitzungsleitung des Gemeinderats übernimmt bis zur Konstituierung nach der rechtskräftigen Ersatzwahl Reto Bernhard als erster Vizepräsident, ebenso das Ressort Sicherheit, die Leitung der Gemeindeversammlung vom 7. Juni sowie das Präsidium des Wahlbüros. Das Ressort Gesundheit wurde Monika Rohr zugeteilt. Die detaillierte Übergangs-Konstituierung ist unter www.stallikon.ch aufgeschaltet.
Die Wahlanordnung für die Ersatzwahl des Gemeindepräsidiums sowie eines Mitglieds des Gemeinderates ist im heutigen «Anzeiger» publiziert. Wahlvorschläge können bis am 10. Juli eingereicht werden. Sind die Voraussetzungen für eine stille Wahl nicht erfüllt, wird am 22. Oktober eine Urnenwahl durchgeführt. Auf eine Empfehlung mochte sich Valérie Battiston nicht festlegen. Nur so viel: «Ich würde mir wünschen, dass jemand aus dem Gemeinderat übernimmt.» Wichtig sei ihr, dass die Person immer ein offenes Ohr habe, für Anliegen der Bevölkerung, der Mitarbeitenden und für die Gemeinderats-Mitglieder.
Und wird sie nach ihrer Genesung ein politisches Comeback geben? Darüber habe sie sich noch keine Gedanken gemacht, so Valérie Battiston. «Wenn ich in drei Jahren wieder ‹top-zwäg› bin, müsste ich mir das überlegen. Es war für mich eine tolle und lehrreiche Zeit, die mich positiv geprägt hat und die ich nie mehr vergessen werde.»