Vandalismus-Probleme in Affoltern
Was die Stadt, ein Betroffener und die Jugendarbeit zu den Unruhestörungen sagen

Unruhestörungen und Vandalismus in der Stadt Affoltern haben gemäss Anwohnenden zugenommen. Auch die Stadtverwaltung bestätigt auf Anfrage, dass es an Wochenenden vermehrt Ansammlungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen gibt, bei denen es vorkomme, dass es etwas lauter werde und die Nachtruhe gestört wird.
Ein Blick in die letztjährige polizeiliche Kriminalstatistik des Kantons Zürich offenbart allerdings, dass der reine Vandalismus im ganzen Kantonsgebiet zurückgegangen ist. Gab es 2021 noch 5557 Straftaten, waren es 2022 gut sechs Prozent weniger. Eine Aufschlüsselung nach Bezirk oder Ort ist nicht möglich. Eine Tendenz lässt die Auswertung der Straftaten zu, welche die bevölkerungsreichsten Orte im Kanton einzeln ausweist. In der Stadt Affoltern haben diese im Vorjahresvergleich um 16 Prozent zugenommen. Darin sind allerdings nicht ausschliesslich Sachbeschädigungen erfasst, sondern weitere Straftaten wie Diebstähle und Körperverletzungen.
Teils wöchentliche Probleme
In Affoltern haben sich in den letzten Jahren einige Schwerpunkte entwickelt. So berichtet ein Anwohner der Oberen Bahnhofstrasse, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, von wöchentlichen Störungen durch Jugendliche. Oft würden dabei Robidog-Säcklein mit Wasser gefüllt und an die Hausfassaden geworfen. Manchmal würden die Säcklein auch mit Erde gefüllt, was Schmutz an Fenster und Fassaden hinterlässt.
Neben der Oberen Bahnhofstrasse sieht Stadtschreiber Stefan Trottmann auch weitere «Hotspots» – zum Beispiel beim Bahnhof, rund um den Coopark, bei den Schulanlagen und Sportplätzen sowie am Postplatz. Gemäss der Stadt komme es zu lautem Geschrei, zu Farbschmierereien und Eierwürfen. Zudem kämen die erwähnten Robidog-Säcklein zum Einsatz. Als Gegenmassnahme habe die Stadtpolizei Affoltern ihre Präsenz an Wochenenden erhöht. Dies nicht nur in der Stadt, sondern auch in den Vertragsgemeinden Hausen, Hedingen, Kappel, Mettmenstetten und Obfelden.
Massnahmen gefordert
Auch dem betroffenen Anwohner ist dies aufgefallen. Er stelle selbst fest, dass er in den letzen Wochen vermehrt Polizeipatrouillen gesehen habe. Seit 2021 steht er mit der Stadt Affoltern im Austausch und hat schon mehrfach Massnahmen gefordert. «Eine einfache Anpassung wäre es, den Robidog-Kübel beim Säuli-Brunnen um ein paar Meter zu verschieben. Das würde wahrscheinlich bereits helfen», ist er überzeugt. Auch eine bessere Beleuchtung der Oberen Bahnhofstrasse wäre in seinen Augen sinnvoll.
Klar, seien das bloss «Bubenstreiche», sagt er, und womöglich möge es etwas kleinlich wirken, sich darüber aufzuregen. Allerdings seien die wöchentlichen Reinigungsarbeiten einfach zermürbend. Auch für die Stadtpolizei äussert er ein gewisses Verständnis, da diese auch unter Budgetdruck stehe und sich nicht nur um Bagatellen kümmern könne.
Dennoch hat der Anwohner das Gefühl, dass die Stadt das Problem zu wenig ernst nehme. Er wünschte sich eine Veranstaltung, um das Thema zu besprechen. Bis dahin will er weiterhin alle Störungen melden, so dass diese auch wahrgenommen werden. «Oft wird mir von der Polizei beschieden, dass der Fall bereits gemeldet ist», sagt er. Dies zeige ihm auf, dass es doch auch andere Anwohnende störe und er mit dem Problem nicht allein sei. Dies bestätigte sich auch an Halloween, als ein Einrichtungsgeschäft an der gleichen Strasse betroffen war. Dort wurde das Schaufenster arg verschmutzt (der «Anzeiger» berichtete).
Beobachtungen der Polizei melden
Die Stadtpolizei rät betroffenen Personen, sich bei Beobachtungen oder Beschädigungen umgehend über die Telefonnummer 117 zu melden. In erster Linie würden solche Meldungen der Stadtpolizei Affoltern weitergegeben. Gewählt werden dürfe der Notruf, wenn man verdächtige Personen oder Fahrzeuge beobachte. Auch alarmiert werden soll, wenn etwas passiert, was ein schnelles polizeiliches Eingreifen nötig mache.
Die Stadt weist in ihrer Antwort auch auf ihre Jugendarbeit hin. Mit der «aufsuchenden Jugendarbeit» werden direkt Jugendliche und junge Erwachsene auf der Strasse angesprochen. Jugendarbeiter Florian Frey sagt dazu, dass man regelmässig zu zweit unterwegs sei: «Sicher jeden zweiten Freitag, aber auch an weiteren Tagen.» Er betont, dass man bei der aufsuchenden Jugendarbeit Gast in der Welt der Jugendlichen sei. Man stelle sich jeweils vor und erkläre den Auftrag der Jugendarbeit. Die Jugendarbeiter fragen, wie es den Jugendlichen gehe und ob sie Unterstützung benötigen. Man spreche aber auch aktuelle Themen wie Verschmutzungen vor Ort an und welche Konsequenzen diese haben können.
Die Jugendarbeit setzt sich anwaltschaftlich für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein und nimmt keinen Ordnungsauftrag wahr. «Wir setzen uns für ihre Bedürfnisse ein», sagt Frey dazu. Die Jugendarbeit wünscht sich, dass man bei Bauprojekten der Stadt vermehrt auch die Jugendlichen berücksichtigen würde. «Wenn man die Jugend bei der Planung von neuen Plätzen mehr miteinbezieht, würden solche Orte auch eher jugendgerecht gestaltet und von den Jugendlichen akzeptiert. Im besten Fall führt dies zu weniger Beschädigungen.»
Austausch findet statt
Nach den Gründen für den eher ungemütlichen Aufenthalt der Jugendlichen im öffentlichen Raum angesprochen, meint Frey, dass viele ihre Freiheiten suchen würden – teils auch ihre Grenzen. Oft hätten die Jugendlichen zum Beispiel zu Hause kein eigenes Zimmer zur Verfügung. Und für die unter 16-Jährigen sind Bars oder andere Lokale zudem auch keine Alternativen. Der Weg nach Zürich sei aus finanziellen Gründen meist ebenfalls nicht möglich. So bleibe oft nur der öffentliche Raum, um sich mit Gleichaltrigen zu treffen und wichtige Entwicklungsaufgaben zu lösen.
Gefördert wird von der Jugendarbeit auch der Austausch zwischen den Akteuren im öffentlichen Raum. So findet zweimal jährlich ein Austausch zwischen Schulhausabwarten, dem Werkhof und der Polizei statt. Der letzte Austausch fand Anfang November statt, dabei kam es zur Rückmeldung, dass der Vandalismus eher abgenommen habe. Ein neues Problem aber seien zum Beispiel Feuerwerkskörper, welche auch an Halloween eingesetzt wurden.