Verbindungen in den Kanton Zug sind das grösste Defizit

Die Zürcher Planungsgruppe Knonaueramt (ZPK) hat am Mittwoch den abschliessenden Workshop zur regionalen ­Gesamtverkehrskonzeption durchgeführt. Diese wird nun überprüft und am 9. November der ZPK-Delegiertenversammlung zur Genehmigung unterbreitet.

Der Verkehr fliesst Richtung Süden, unabhängig davon, ob dies im kantonalen Richtplan gewünscht wird oder nicht. Im Bild: Die Umfahrungsstrasse und Autobahn bei Knonau – hinter der Lärmschutzwand ist das Trassee der S-Bahn erkennbar. (Bild Bern
Der Verkehr fliesst Richtung Süden, unabhängig davon, ob dies im kantonalen Richtplan gewünscht wird oder nicht. Im Bild: Die Umfahrungsstrasse und Autobahn bei Knonau – hinter der Lärmschutzwand ist das Trassee der S-Bahn erkennbar. (Bild Bernhard Schneider)

Das Projekt Gesamtverkehrskonzeption (GVK) wurde vor drei Jahren gestartet, wie ZPK-Präsident Christian Gabathuler einleitend erläuterte: «Weil der Verkehr ein relevanter Faktor für die Siedlungsentwicklung ist, haben wir die Arbeiten daran auch ohne die Unterstützung des Kantons gestartet.» Der erste Workshop mit den Ämtler Gemeinden und weiteren interessierten Kreisen fand im Januar 2020 statt, damit von Anfang an ­regionale gegenüber der kommunalen Lösungssuche im Vordergrund steht. Inzwischen hat der Vorstand die Handlungsfelder definiert, die im Rahmen des Workshops vom Mittwoch intensiv diskutiert wurden.

Realität hält sich nicht immer an Planungsvorgaben

Regionalplanerin Bernadette Breitenmoser führte durch die Bereinigung der GVK zuhanden der Delegiertenversammlung vom 9. November entlang den Handlungsräumen, die der Kantonale Richtplan definiert. Die zentrale planerische Vorgabe lautet, dass die Siedlungsentwicklung der S-Bahn entlang erfolgen soll. Die Regionalplanerin wies allerdings darauf hin, dass die Region Knonauer Amt zwischen 2000 und 2020 deutlich stärker als gemäss den kantonalen Prognosen wuchs, um 35 Prozent, und zwar nicht nur, wie vom Kanton gewünscht, in den «urbanen» Räumen Affoltern und Hedingen, sondern besonders im südlichen Teil sowie in Wettswil. Dies führe dazu, dass die Verkehrsströme nicht nur in Richtung Zürich, sondern auch in den Kanton Zug stiegen, hielt Bernadette Breitenmoser fest und folgerte: «Ganz einfach ist die Bewältigung des Verkehrs nicht.»

Ein Beispiel: Es ist absehbar, dass Maschwanden am stärksten wächst, nämlich um 57 Prozent bis 2040, obwohl die Gemeinde übers Wochenende von keinem einzigen Postautokurs erreicht wird – wie soll da der im Richtplan vorgesehene Umstieg auf den öffentlichen Verkehr erfolgen?

Auf der Basis der Analyse der Siedlungsentwicklung sowie der vorhandenen und geplanten Verkehrsinfra­struktur entwarf der ZPK-Vorstand ein Zukunftsbild «Mobilität Knonauer Amt 2040». Den daraus entstehenden Handlungsbedarf unterbreitete er den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Workshops zur Diskussion, aufgeteilt in die vier Handlungsfelder Einbettung in den Metropolitanraum Zürich, Strassenverkehr, öffentlicher Verkehr und Veloinfrastruktur.

Siedlungsverträgliche Strassenraumgestaltung

Im Themenbereich Metropolitanraum wurde insbesondere der Punkt diskutiert, dass die flächenintensiven P+R-Anlagen für Autos reduziert werden sollen, um den Bus- und Veloverkehr zum Bahnhof nicht zu konkurrenzieren, und um die Bahnhofumgebung durch eine Entlastung vom motorisierten Individualverkehr attraktiver zu gestalten.

Im Handlungsfeld Strassenverkehr standen Durchfahrtswiderstände in den Dörfern und siedlungsverträgliche Strassenraumgestaltung im Zentrum. Viele Massnahmen dienen beiden Zielen, etwa Tempo 30. Fahrbahnhaltestellen haben die Funktion, den ÖV zulasten des Individualverkehrs zu beschleunigen.

Aus der Sicht der Oberämtler Gemeinden besteht ein erhebliches Defizit beim ÖV in Richtung Süden. Diskutiert wurde die Frage, ob der Viertelstundentakt der S-Bahn nicht vorläufig bis Mettmenstetten verlängert werden könnte, ohne den Ausbau der S-Bahnstrecke bis Zug für einen Viertelstundentakt abzuwarten. Ohne Viertelstundentakt in Mettmenstetten könnte etwa für Riffers-wil ein Anschluss an Baar attraktiver sein. Weitere Diskussionen betrafen mögliche Rundkurse der Busse, etwa Affoltern–Obfelden–Ottenbach–Zwillikon–Hedingen–Affoltern.

Auf wenig Kritik stiess der Plan der Veloverbindungen. Nebst einigen Details wurde festgestellt, dass eine Verbindung zwischen Obfelden und Maschwanden fehlt. Positiv beurteilt wurden verschiedene Massnahmen, namentlich die Verlegung der Verbindung Mettmenstetten–Affoltern von der Freizeitroute über Grossholz an die Bahnlinie.

Nach der Verabschiedung der regionalen GVK durch die Delegiertenversammlung wird die ZPK prüfen, welche Massnahmen bei der nächsten Revision des Regionalen Richtplans berücksichtigt werden müssen.

 

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Die CEO-Auswahl sollte bis Ende Juni abgeschlossen sein. (Archivbild Livia Häberling)
Bezirk Affoltern29.04.2025

CEO-Auswahl für Spital bereits im Endspurt

Mehr als 100 Bewerbungen in zwei Wochen: Verwaltungsratspräsident Stefan Gyseler informierte am SVP-Podium in Bonstetten
Bezirk Affoltern29.04.2025

Von einem «elektrisierten» (Berufs-)Leben

Hans Fässler war 30 Jahre am Kleinkraftwerk in Ottenbach tätig – jetzt hat er sein Präsidentenamt abgegeben
Bezirk Affoltern29.04.2025

Angetrieben von Vorbildern in der Familie

Deborah Schneebeli aus Hauptikon zählt in ihrem Fach zu den Besten – nächstes Ziel sind die Swiss Skills in Bern