Volkstümlicher Horror – schön illustriert

Die 1843 von Jeremias Gotthelf erschienene Erzählung «Die schwarze Spinne», ein Meisterwerk stilvoller Schauerliteratur, hat den Aeugster Grafiker und Illustrator zu einem «Literatur-Comic» inspiriert.

Illustrator Hugo Kaspar. (Archivbild)

Illustrator Hugo Kaspar. (Archivbild)

«Die schwarze Spinne». (Bild zvg.)

«Die schwarze Spinne». (Bild zvg.)

Mit dem Internet hat sie sich in zahlreichen Varianten verbreitet, die urbane Legende jener jungen Frau, die während ihres Urlaubs in den Tropen von einer Spinne in die Wange gebissen wurde. Wieder zu Hause angekommen, schwoll die Bissstelle zu einer Beule an, die durch keinerlei Salben zum Abschwellen gebracht werden konnte. Und als Frau schliesslich die Beule vorsichtig aufzudrücken begann, platzte diese plötzlich auf und hunderte winzige Spinnen krochen daraus hervor...

Eine gruselige Geschichte, die bereits 1843 Jeremias Gotthelf in seiner Erzählung «Die schwarze Spinne» zur Veranschaulichung des Gleichnisses über den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse diente. Der Aeugster Grafiker und Illustrator Hugo Kaspar hat die berühmteste Novelle des Emmentalers, ein Meisterwerk der Erzählliteratur des Biedermeier, nun mit seinen farbigen Zeichnungen in ein – im wahrsten Sinne der Worte – schaurig-schönes Heft als «Graphic novel»,einen Literatur-Comic, umgewandelt.

Illustrative Kraft

Die illustrative Kraft von Kaspars Zeichnungen, bestens bekannt aus den Bilderbüchern «Guten Tag, kleiner Vogel» oder «Die Zauberflöte», ebenso wie aus dem Biografie-Comic über das Leben Giuseppe Verdis, steckt desgleichen in den farbigen Darstellungen seines aktuellen Werks. Durchaus gespenstisch, aber zu keiner Zeit beunruhigend schreckensvoll, hat er die lebendige und packende Erzählung Gotthelfs in ausdrucksstarke und entsprechend eindrückliche Bilder umgesetzt. Dabei hält er sich weitgehend an die Erzählstruktur Gotthelfs: Eingebettet in die Rahmengeschichte um einen im Laufe eines Tauffestes entdeckten alten Fensterpfosten sind die beiden vom Grossvater erzählten Binnengeschichten, die vom zweimaligen Auftreten einer teuflischen schwarzen Spinne berichten. Beide Geschichten basieren auf dem Pakt der örtlichen Bauernschaft mit dem Teufel, der um seinen Lohn, ein ungetauftes Kind, betrogen, sich schauerlich in Gestalt einer todbringenden schwarzen Spinne rächt.

Das von Gotthelf meisterhaft beherrschte erzählerische Verweben von geheimnisvollem Volksaberglauben mit Gedankengut der christlichen Lehre und realistischer Beschreibung der bäuerlichen Welt hat der Illustrator ebenso glänzend in seine Bilder verpackt. «Die schwarze Spinne» von Hugo Kaspar ist ein Bilderbuch für Jung und Alt.

«Die schwarze Spinne» – Bilderbuch von Hugo Kaspar, nach der Erzählung von Jeremias Gotthelf. 28 Seiten, A4 broschiert. Erhältlich in der Buchhandlung Scheidegger, Affoltern.

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