Von Buggies, Betten und Bügelbildern
Zufall oder liegt es am Buchstaben B? Die tollsten Projekte, welche Schülerinnen und Schüler der 3. Sek in Mettmenstetten zum Abschluss ihrer schulischen Laufbahn vorlegen, sind alles B-Projekte, aber absolut A-klassig ausgefallen: Buggy, Bilderbuch, Bett, Bügelbild.
Jannis Jung ist zwar erst 15. Der Sekundarschüler aus Rossau ist aber bereits jetzt schon ein gewiefter Automechaniker. Diesen Eindruck erhält jedenfalls, wer den Offroad-Buggy sieht, den Jannis gebaut hat, als Abschlussprojekt, das Schülerinnen und Schüler der Sekundarschule Mettmenstetten im letzten Halbjahr ihrer obligatorischen Schulzeit selbstständig umzusetzen haben. Jannis hilft in seiner Freizeit oft in der Garage seines Vaters mit. Offroad-Fahrzeuge machen ihm grossen Spass. Die Idee für sein Abschlussprojekt war daher schnell gefunden. Zuerst wollte er ein Offroad-Motorrad bauen, merkte dann aber schnell, dass die zur Verfügung stehende Zeit nicht ausreichen würde, ein eigenes Chassis zu bauen. «Bei einem Auto sind Motor, Getriebe und die wichtigsten Teile schon fertig montiert. Da muss man nur noch den Rahmen bearbeiten», erzählt Jannis. Wobei «nur» eine Untertreibung ist. Denn der Bau seines Offroad-Buggies beanspruchte nicht weniger als 200 Stunden. Als Erstes erstand Jannis über Ricardo einen Suzuki Samurai Wagen für 600 Franken und begann, diesen umzubauen. Der Vater half ihm, die Karosserie vom Chassis zu trennen. Dann folgten all die aufwendigen Mechanikarbeiten: 38-mm-Stahlrore zuschneiden, zusammenschweissen, abschleifen, spritzen. Jannis’ Idee, das Fahrzeug von Links- auf Mittellenkung umzubauen, bescherte ihm einen Haufen Mehrarbeit. Eine andere Lenksäule musste her, eine eigene Lenkstange konstruiert werden. Die Kupplung musste links, Brems- und Gaspedal rechts vom Getriebe zu liegen kommen.
Alle technischen Herausforderungen löste Jannis meisterhaft. «Ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit.» Perfektionist Jannis störte zwar, dass der Lack nicht schwarzmatt, sondern schwarzglanz war. Dennoch gefällt ihm das Endprodukt: «Der Lack ist sehr gut herausgekommen. Ich dachte selber nicht, dass der Lack so schön sein kann». Sein Offroad-Buggy bringt es theoretisch auf 120 Sachen, er selber ist damit schon bis zu 55 km/h gefahren, im Ökihof in Affoltern. Nun hat er die Idee, die alte Karosserie des Suzuki, die mit Rostlöchern durchsetzt ist, später in der Lehre als Automechaniker zu restaurieren. Wenn er mit 16 die Traktorprüfung absolviert, kann er mit dem Fahrzeug legal auf den Strassen herumfahren. «Dann könnte ich damit in die Lehre fahren», freut sich Jannis schon heute.
Auf die inneren Werte kommts an
Liv Mäder weiss schon seit der Primarschule, dass sie Lehrerin werden möchte. Da Kinder gerne Bilderbücher mögen und sie gern zeichnet und gestaltet, war für sie die Wahl des Projekts schnell klar: Ein eigenes Bilderbuch herstellen. Ihr Lieblingsbuch als Kind war das von Wassili Waschbär. Zwei Bände hat sie schon zu Hause, dasjenige über den Winter und eines über den Frühling. Und da Livs Lieblingszeit der Sommer ist, fertigte sie einen Bildband über Wassili Waschbärs Erlebnisse im Sommer an, mit dem Titel «Wahre Freunde». Zuerst erfand sie eine kleine Geschichte. Wassili, der seinen Freund mit selbstgemachter Brombeerkonfitüre überraschen möchte, gerät auf der Suche nach Brombeeren in Not. Der wunderschöne, farbenfrohe Kolibri, den Wassili zuvor kennengelernt hat, lässt ihn im Stich. Dafür hilft ihm das «hässliche» Wildschwein aus der Patsche. «Ich will mit der Geschichte die Message rüberbringen, dass man nicht auf das Äussere achten soll, sondern dass es auf die inneren Werte ankommt.»
Liv malte die Bilder in Aquarell, für sie eine neue Erfahrung. Schwierig war es für sie, stets den gleichen Farbton für die verschiedenen Bilder hinzukriegen. Vor allem unterschätzte sie den Zeitaufwand für ihr Projekt. «Einen solchen Bildband selber zu erstellen, sowohl mit Bildern wie mit Text, ist eine Riesenarbeit. Gut drei Monate Zeit dafür zu haben, ist mega kurz.» Doch sie hat es hingekriegt, wenn auch mit etwas weniger Seiten als geplant. Stolz kann sie heute den als Fotobuch gedruckten Bildband präsentieren.
Ein Gesicht aus 28000 Perlen
Paul Walker ist tot. Der gutaussehende US-Schauspieler verstarb 2013 bei einem Autounfall. Bekannt wurde er durch die Actionfilmreihe «Fast and Furious». Und er ist der Lieblingsschauspieler von Celine Leutwiler: ein «mega cooler Typ». Die Sekundarschülerin aus Knonau wählte darum für ihre Projektarbeit ein Bild von Walker. Da sie selber nicht so gut zeichnen kann, wie sie von sich selber sagt, fertigte sie ein Bügelperlenbild an. Erst druckte sie ein passendes Bild auf Originalgrösse aus, fertigte ein Raster darüber an und steckte anschliessend farbige Perlen auf die Bildplatte. Nicht nur einige wenige Perlen. Nein, sage und schreibe 28000 Bügelperlen waren es, 2½ mm gross jede, die allesamt einzeln auf Nadeln gesteckt und anschliessend gebügelt werden mussten.
160 Stunden Arbeit waren nötig, um das Bild zu realisieren. Anfänglich sei sie davon ausgegangen, das Werk an einem Nachmittag zu realisieren. «Und dann hab ich zwei Monate lang jeden Tag nur noch Perlen gesteckt», sagt die 15-Jährige. Sie ist froh, dass das Bild nun fertig ist, «denn meine Geduld nahm mit der Zeit ab.» Spannend fand sie, wie viele Hautschattierungen und Hauttöne es braucht, dass man eine Person auf einem Porträtbild erkennt. Gelernt hat sie, ihr Zeit-Management zu verbessern, da ihre Planung wegen Lieferverzögerungen bei den Perlen nicht ideal klappte. «Ich habe gelernt, dass ich, die ich eh nicht die Geduldigste bin, mehr Geduld trainieren muss», sagt Celine. Doch am Schluss ist sie mit ihrem Werk sehr zufrieden: «Ist cool geworden.»
Länger im Bett als am Pult
Seit einem Jahr schon hat Linus Trinkler seine Lehrstelle auf sicher. Bei der Schreinerei Müller in Rossau kann er diesen Sommer seine Lehrstelle antreten. Und dort hat er auch sein Bett gebaut, als seine Abschlussarbeit an der Sekundarschule. «Erst überlegte ich, was ich aus Holz herstellen soll: Bett oder Pult? Ich entschied mich für das Bett, da ich mehr Zeit darin verbringe als an einem Pult», sagt der 16-Jährige aus Mettmenstetten.
60 Stunden Arbeit investierte er, geholfen haben ihm Schreiner Marcel Müller und dessen Lehrling. Aus 13 cm dicken Eichenbalken ist das Bett gefertigt. Die Arbeit war eine Herausforderung, da das Eichenholz trotz Dämpfung, um es dank Spalten älter aussehen zu lassen, sehr hart ist. Auch Linus geriet während seiner Projektarbeit unter Zeitdruck, unter anderem, weil das Holz während zweier Wochen immer wieder geölt werden musste. Ein Missgeschick passierte, als die Säge einmal zu tief ins Holz einschnitt. Und mitten in der Arbeit stellte Linus fest, dass er die Beine des Bettes aus ästhetischen Gründen nach innen versetzen musste. Am Schluss kann er das Fazit ziehen: «Trotz Rückschlägen blieb ich immer positiv, nach dem Motto: Learning by doing.»