Von Fachleuten, die sich Amateure nennen

Im Clublokal der Reppischtaler Eisenbahnamateure in Ottenbach

Mit Leidenschaft und Enthusiasmus dabei: Vereinspräsident Hansruedi Obrist (links) und Gottfried Götz an der 55 Quadratmeter grossen Anlage im Ottenbacher Clublokal. (Bild Werner Schneiter)

Mit Leidenschaft und Enthusiasmus dabei: Vereinspräsident Hansruedi Obrist (links) und Gottfried Götz an der 55 Quadratmeter grossen Anlage im Ottenbacher Clublokal. (Bild Werner Schneiter)

Eine Re 482 «Cargo» zieht einen Güterzug. (Bild Hans-Martin Hottinger)

Eine Re 482 «Cargo» zieht einen Güterzug. (Bild Hans-Martin Hottinger)

Sie sitzen an Tischen oder stehen entlang der Strecke, vor sich Wagen und Loks samt Zubehör. Sie diskutieren, fachsimpeln und widmen sich sichtlich mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft ihrem Hobby: die Reppischtaler Eisenbahnamateure, die sich jeweils freitags bei ihrer Anlage der Spur 0 im Clublokal am Alten Postweg 2 in Ottenbach zusammenfinden.

Sie nennen sich zwar bescheiden Amateure, doch die meist ergrauten, mehrheitlich im Pensionsalter stehenden Herren sind durch ihr jahrelang ausgeübtes Hobby zu Fachleuten, aber auch zu guten Kollegen geworden. Der Verein der Reppischtaler Eisenbahnamateure wurde 1968 von drei Jungen in Birmensdorf gegründet. 1978 fand er per Inserat einen Anlageraum in Ottenbach. Da sind heute Tüftler aus den verschiedensten Berufen aktiv: Da trifft der Zahntechniker auf den Informatiker, der Schreiner auf den Autoverkäufer oder auf den Arzt oder ehemaligen SBB-Angestellten. Aktiv sind auch Uhrenmacher und Werkzeugmechaniker sowie eine Chirurgin, die einen TEE-Zug gebaut hat. «Viele unserer rund 70 Mitglieder haben einen technischen Hintergrund», sagt Gottfried Götz aus Affoltern. Er hat sich schon als Kind mit der Modelleisenbahn beschäftigt, zusammen mit seinem Vater, dem Grossvater alles zum Thema gesammelt und gebaut.

Detailgetreue Nachbauten

Mit Stolz zeigen er und Vereinspräsident Hansruedi Obrist die 55 Quadratmeter grosse Anlage in Ottenbach. Sie lässt einen staunend zurück, angesichts der detailgetreuen Nachbauten entlang der Spurbreite 0 (32 mm). Da stehen der Bahnhof mit funktionierenden Signalen, Oberleitungen, Bahnübergänge mit kreuzenden Autos, Figuren, Gebäude, Tunnel und Brücken sowie nachgebaute Landschaften – alles in eigener Regie hergestellt. Und natürlich verkehren da auch Personen- und Güterzüge, die ihre Originale im Massstab 1:45 «haargenau» repräsentieren. «Oft wird das von Besucherinnen und Besuchern noch schöner empfunden als die Originale», fügt Hansruedi Obrist bei. Die Anlage wird analog und digital betrieben. So sind Hupsignale, der typische Fahrsound und sogar Bremsgeräusche möglich.

Es sind allesamt Resultate von langjähriger und filigraner Arbeit, mit Leidenschaft und Durchhaltewillen geleistet von technikaffinen Pensionären in vielen Arbeitsstunden. Oft liegen dem Nachbau Bausätze zugrunde, die man erwirbt oder selbst herstellt. Und oft sind es drei bis vier Mitglieder, die in der Gruppe planen und arbeiten. Das neueste Stück: ein Postwagen aus den 1980er-Jahren, gefertigt aus Messing und Gussteilen. Er ist mindestens so schön wie das Original. Es gibt neben Messing- auch Kunststoffmodelle der Marken Märklin, Arnold, Roco, Trix oder Fleischmann mit anderen Spurbreiten, die von Vereinsmitgliedern an ihrem privaten Domizil unterhalten werden. Die Macher stützen sich auf Bausätze oder stellen diese selbst her. Wichtig sei der Austausch unter den Erbauern von Modelleisenbahnen. Baupläne und -sätze oder Anleitungen werden gekauft und verkauft – manchmal gewinnbringend. So kostet der Bausatz für einen Wagen rund 750 Franken, nach dem Bau repräsentiert er unter Umständen einen Wert von 1800 bis 2000 Franken.

Für einen Auto-Transportwagen hat der Verein die Baupläne in eigener Regie angefertigt und auch verkauft – mit Zeichnungen, die vor der CAD-Zeit stammen. Müssen von einer Giesserei geliefert oder Bleche geätzt werden, so kostet das natürlich. Ein Bausatz mit 90-seitiger Beschreibung für den Nachbau der legendären Krokodil-Lok stammt von einem professionellen Modellbahnhersteller in Italien. Dieser kostete 5500 Franken, ihr Wert nach dem Bau: um die 10000 Franken. «Es ist manchmal kaum begreifbar, wie viel in dieses Hobby investiert wird – nicht nur in Franken», fügt Hansruedi Obrist bei.

Kauf und Verkauf sind das eine. Der Verein finanziert sich in erster Linie durch Mitgliederbeiträge, durch den Modelleisenbahn-Märt in Birmensdorf (jeweils am 1. Samstag im Dezember, dieses Jahr am 6. Dezember) durch den Tag der offenen Tür, der am 20. September in Ottenbach stattfindet (vgl. Box).

«Es ist manchmal kaum begreifbar, wie viel in dieses Hobby investiert wird – nicht nur in Franken.»

Hansruedi Obrist, Vereinspräsident

Einen Gleisanschluss hat Ottenbach nicht, aber am Samstag, 20. September, öffnen die Reppischtaler Eisenbahnamateure REA von 9 bis 16 Uhr ihr Vereinslokal am Alten Postweg 2 in Ottenbach. Die Hobby-Eisenbähnler führen dort ihre Spur 0-Modelleisenbahn vor.

Das diesjährige Motto lautet «Güterverkehr». Der Transport von Waren und Materialien über Schienenwege ist eine der ältesten und wichtigsten Formen des Landtransports, besonders für grosse Mengen und schwere Lasten. Heute dominieren Blockzüge; früher waren es gemischte Güterzüge mit verschiedenen Wagen. Diese Vielfalt an Zügen zeigen die REA auf ihrer grossen Modelleisenbahnanlage.

Zahlreiche Details gibt es zu erkennen. Die Clubbeiz mit Grill – hoffentlich im Freien – lädt zum Verweilen ein. Kinder haben Gratiseintritt und können sich an einem Rangierwettbewerb üben. Andreas Häni

www.rea-spur0.ch

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