Vorreiter in der Alters- und Gesundheitsplanung

Ein Gesundheitskonzept für die Region – das wollen alle 14 Gemeinden des Bezirks Affoltern gemeinsam erarbeiten. Ziel ist primär ein Gesamtüberblick, weitergehend eine Versorgung, die sich an den Bedürfnissen der Patienten orientiert.

Stellvertretend für die Kerngruppe «Alters- und Gesundheitsstrategie für den Bezirk Affoltern», von links: Beat Bär, Projektleiter, Bruno Köhler, Präsident der Ärztegesellschaft, und Ronald Alder, Präsident der Gesundheitsvorsteher. <em>(Bil
Stellvertretend für die Kerngruppe «Alters- und Gesundheitsstrategie für den Bezirk Affoltern», von links: Beat Bär, Projektleiter, Bruno Köhler, Präsident der Ärztegesellschaft, und Ronald Alder, Präsident der Gesundheitsvorsteher. <em>(Bild Thomas Stöckli)</em>

«Wir machen etwas, das in dieser Art in der Schweiz noch nie gemacht wurde», sagt Beat Bär nicht ohne Stolz. Der Mettmenstetter Gemeinderat ist Projektleiter der «Alters- und Gesundheitsstrategie für den Bezirk Affoltern» (Agsba). Ein Projekt, bei dem alle 14 Bezirksgemeinden mitmachen, aber auch die wichtigsten Anspruchsgruppen eingebunden sind, von Hausärzten über Spital und Pflegeheime bis zu Spitex und Apotheken. Den entscheidenden Ruck, diese Planung ohne gesetzliche Verpflichtung gemeinsam anzugehen, habe die Spital-Abstimmung vom 19. Mai 2019 gegeben, so Bär. Die damalige Erkenntnis: «Die Leute wollen sich einsetzen fürs Gesundheitswesen und sie sind auch bereit, dafür etwas Geld in die Hand zu nehmen.» Dabei müsse nicht alles teurer werden. Eine optimierte Zusammenarbeit mit Fokus auf die Bedürfnisse der Patienten könne durchaus auch Kosten einsparen, rechtfertigt Bär die Vorreiter-Rolle.

Gemeinsam an einen Tisch

In der 27-köpfigen Agsba-Kerngruppe engagiert sich auch Kantonsrat Ronald Alder. Der Ottenbacher ist Präsident der Ämtler Gesundheitsvorsteherkonferenz. «Unser Bezirk hat seine Eigenheiten, die sich positiv äussern», sagt er und spricht insbesondere die Solidarität und die Zusammenarbeit an, die sich in verschiedenen Bereichen bewährt, aber zuletzt auch hier und dort gelitten hat. «Im Energiebereich sind wir bereits ein Vorzeigemodell», so Alder, «im Gesundheitsbereich wollen wir etwas Ähnliches schaffen.» Davon versprechen sich die Projektinvolvierten auch einen Standortvorteil.

In der Alters- und Gesundheitsstrategie gehe es primär um die Grundversorgung, stellt Bär klar. So sei die ungenügende Ärztedichte ein Problem. Fast alle haben einen Aufnahmestopp für neue Patienten. Auch er selber sei schon mehrmals abgelehnt worden. Bruno Köhler, Präsident der Ärztegesellschaft Bezirk Affoltern, hat deshalb vor zwei Jahren bei seinen Kollegen eine Umfrage gemacht, wer noch wie lange zu praktizieren gedenke. Das Ergebnis zeigte vor allem im Oberamt eine prekäre Situation auf. Mittlerweile hat sich die Situation in Aeugst und Hausen entschärft. In Knonau und Mettmenstetten sei der Bedarf aber nach wie vor gross.

Attraktive Arbeitsbedingungen für Ärzte schaffen

Umso wichtiger sei die gute Zusammenarbeit mit dem Spital Affoltern, so Köhler. Dort ist die Ärzteschaft durch Dominique Wegener im Verwaltungsrat vertreten. Das Spital trage mit seinem Notfalldienst zu attraktiveren Arbeitszeiten für die Hausärzte bei. Den selben Effekt haben auch Gruppenpraxen. Und darauf können Gemeinden und Bevölkerung Einfluss nehmen, durch Darlehen, Finanzierungsunterstützung oder eine Träger-Genossenschaft. Weiter könnte sich die Ärztegesellschaft auch eine vertiefte Zusammenarbeit mit der Spitex vorstellen. Etwa durch Advanced Practice Nurses, die Hausärzte in gewissen Bereichen entlasten. «Das ist noch Pionierarbeit», stellt Köhler klar. Als Alternative zum Arztbesuch kommen auch digitale Modelle infrage.

Die regionale Strategie soll einerseits als Planungstool dienen, anderseits aber auch schon spannende Projekt-Ideen ins Spiel bringen. Das Kick-off-Meeting mit der Kerngruppe ist bereits erfolgt, aktuell läuft die Ist-Analyse der bestehenden Angebote und des Bedarfs. Anfang bis Mitte März folgen Workshops zu den drei Teilbereichen ambulante und stationäre Grundversorgung, Alter und Pflege sowie Prävention. Wer sich da einbringen wolle, dürfe sich gerne bei ihm melden, so Beat Bär. Im April werden in einem Workshop die Stärken und Schwächen, die Chancen und Gefahren definiert. Im Juli soll der Bericht vorliegen – inklusive Massnahmen-Vorschlägen. «Bis dann werden wir noch keine Massnahmen umgesetzt haben», stellt Bär klar.

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