Warten auf die Arealstrategie

Vor 50 Jahren wurde das Bezirksgebäude eingeweiht; gefeiert wird am 23. September mit dem «Blaulichttag»

Sie warten auf die Arealstrategie für das Bezirksgebäude (von links): Peter Frey, Präsident des Bezirksgerichts, Adrian Peterhans, Bezirkschef der Kapo, und Claude Schmidt, Statthalter und Präsident des Bezirksrates. (Bild Werner Schneiter)
Sie warten auf die Arealstrategie für das Bezirksgebäude (von links): Peter Frey, Präsident des Bezirksgerichts, Adrian Peterhans, Bezirkschef der Kapo, und Claude Schmidt, Statthalter und Präsident des Bezirksrates. (Bild Werner Schneiter)

«Herbstlich mildes Wetter begünstigte die schlichten Einweihungsfeierlichkeiten, die dem neuen Bezirksgebäude von Affoltern galten». So stand es im «Anzeiger» Ende September 1973. Der damalige Justizdirektor Arthur Bachmann, Kantonsbaumeister Paul Schatt und Gerichtspräsident Max Dennler würdigten das Werk, ehe dann die illustre Gästeschar «durch erschütternde Böllerschüsse wie bei einem Hochzeitsschiessen» aufgeschreckt wurden, abgefeuert von zwei Kantonspolizisten in historischen Landjägeruniformen.

Alle zeigten sich erfreut über den neuen Standort, über die Art der Bauweise – und natürlich über den Umstand, dass mit dem neuen Bezirksgebäude ausreichend Platz geschaffen werden konnte. Der Umzug vom schönen Riegelbau und dem angegliederten Gefängnis am Kronenplatz war auch aufgrund des Bevölkerungszuwachses überfällig.

Nun bekamen also Bezirksgericht, Statthalteramt, Bezirksratskanzlei, Kantonspolizei, Gefängnis und – inzwischen weggezogen – Bezirksanwaltschaft (heute Staatsanwaltschaft), Jugendsekretariat und Zivilschutzkommando ein neues, gemeinsames Domizil. Die Geschichte begann schon im Jahr 1959, als der Kanton Im Grund 10 000 Quadratmeter Land erwarb. Ab 1964 erfolgte die Projektierung, der Baubeginn unter der Regie von Architekt Rudolf Küenzi (Thalwil) im Jahr 1970, die Einweihung am 28./29. September 1973.

Mehr Raum für das Bezirksgericht

Das 50-Jahre-Jubiläum wird – zusammen mit dem 20-jährigen Bestehen der Stadtpolizei Affoltern — am 23. September mit einem «Blaulichttag» gefeiert – ein Tag der offenen Türen, ohne Ansprachen.

Bei dieser Gelegenheit stellt sich die Frage: Wie sieht die Zukunft des Bezirksgebäudes aus? Gemäss einem Regierungsratsbeschluss aus dem Jahr 2018 soll nämlich das Bezirksgefängnis Affoltern geschlossen werden – sobald in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies in Regensdorf zusätzliche Vollzugsplätze zur Verfügung stehen. Gemäss aktuellem Stand sei das frühestens 2034 der Fall, präzisiert die Medienstelle der Baudirektion auf Anfrage. Damit würde neuer Raum entstehen, der dringend benötigt wird – vor allem vom Bezirksgericht. «Vor etwa sieben Jahren gab es diesbezügliche Überlegungen, teilweise konkrete Vorstellungen. Aber das ist dann wieder versandet», sagt Statthalter Claude Schmidt, der eine Art «Hausvorstand» ist, etwas resigniert. Regelmässig treffen sich die Chefs von Kapo, Gericht, Gefängnis und Bezirksrat, wo gutes Einvernehmen herrscht. Regelmässig finden auch sogenannte Mischnutzer-Sitzungen statt, und immer wieder taucht da die Frage auf: Wann kommt diese Arealstrategie, wann ein neues Projekt? «Das braucht doch mehrere Jahre Vorlaufzeit und ist aus unserer Sicht dringlich; in gut zehn Jahren ist das Pöschwies-Projekt in Regensdorf vollendet», fügt Claude Schmidt bei. Er fände es schade, wenn danach die Gefängnisräume so bleiben, wie sie sich heute präsentieren – und leer stehen würden. Einzig die Kantonspolizei verfügt am jetzigen Standort über genügend Raum – erst recht, wenn in Bonstetten 2025 das neue Mehrzweckgebäude bezogen werden kann.

«Das Immobilienamt wird für das Bezirksgebäude Affoltern ab 2024 eine Arealstrategie erarbeiten, welche sich mit der langfristigen Entwicklung der Bezirksanlage befasst», scheibt die Medienstelle und schiebt nach: «In Anbetracht des Zeithorizonts können wir die erwähnte Dringlichkeit nur bedingt nachvollziehen.»

Faktor Sicherheit spielt wichtige Rolle

Allerdings endete auch ein separates Projekt einer Raumerweiterung für das Bezirksgericht in einer Schublade. Es dürfte nicht nur mehr Platz brauchen, auch der Faktor Sicherheit spielt eine Rolle; Anwälte, die mit ihren Beschuldigten vor den Richter müssen, haben keinen separaten Zugang. Und schliesslich geht es auch um eine Erneuerung der veralteten Infrastruktur, um energetische Sanierung der Gebäude und Räume, was sich nicht noch mehrere Jahre aufschieben lässt. Abklärungen zur Frage, welche Organisation nach frei werdendem Raum zuziehen könnte: die Stadtpolizei? Schutz und Rettung? Ein Teil der Feuerwehr?

Ohne Arealstrategie lassen sich solche Fragen nicht beantworten.

Samstag, 23. September: «Blaulichttag» in Affoltern,

10 bis 16 Uhr, mit Festwirtschaft und Rahmenprogramm beim Bezirksgebäude und beim Depot Stützpunktfeuerwehr.

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