Was Kinder sich von der Gemeinde wünschen

Knonau hat sich zum Ziel gesetzt, mit dem Zertifikat «Kinderfreundliche Gemeinde» von Unicef ausgezeichnet zu werden. Die Kinder in Knonau sind in den Prozess mit einbezogen. Sie haben sich als Detektive im Dorf auf den Weg gemacht, um Orte aufzuspüren, wo Verbesserungen notwendig sind.

Nach dem Rundgang durch Knonau präsentieren die Schülerinnen und Schüler, wo ihrer Ansicht nach überall Verbesserungen nötig sind. (Bilder Stefan Schneiter)
Nach dem Rundgang durch Knonau präsentieren die Schülerinnen und Schüler, wo ihrer Ansicht nach überall Verbesserungen nötig sind. (Bilder Stefan Schneiter)

Robin findet es gar nicht toll, dass beim Fussballplatz zwei der vier Goals immer abgeschlossen sind und nicht fürs Fussballspielen benutzt werden können. Und will man neben dem Platz Wasser trinken, spritzt der Wasserhahn viel zu fest, als dass man seinen Durst auf angenehme Weise löschen kann. Die Sitzbank neben der Gelateria im Dorf ist falsch montiert. Sie ist gegen die Strasse hin gerichtet, statt zum Haselbach hin. «Die Bank sollte gedreht werden, das wär besser und schöner, dann könnte man einfacher und mit einem schöneren Ausblick sein Glacé essen», sagt Mia. Beim Schulhaus Aeschrain stört die Sechstklässlerin das hässliche Grau des einen Schulgebäudes, das so gar nicht zum Pink der andern Gebäude passe. Die Turnhalle ist zu klein, eine grössere sollte her. In der Garderobe der Turnhalle findet Robin völlig daneben, dass die Duschräume von Mädchen und Knaben nicht getrennt sind. Und Mia versteht nicht, wieso bei den Knaben ein grösserer Spiegel an der Wand hängt als bei den Mädchen.

Die beiden Sechstklässler sind an diesem Tag als Detektive unterwegs, als zwei von zwölf Schülern aus der 3. bis 6. Klasse spüren sie, organisiert in Vierergruppen, Sachen und Orte auf, wo es Verbesserungs- und Optimierungspotenzial gibt, damit sie sich in ihrer Gemeinde wohler fühlen. Unterwegs sind sie nicht mit der Lupe wie der «klassische» Detektiv, sondern mit iPad und Schreibblock, um alles fotografisch und schriftlich festzuhalten.

Sich einbringen und mitentscheiden

Den Workshop haben Schulleiter Jörg Berger und Schulsozialarbeiter Laslo Niffeler organisiert. Als Begleiter der drei Detektivgruppen, sind auch Gemeinderat Nathanaël Wenger, eine Vertreterin der Gemeindeverwaltung und eine Mutter mit dabei. Der Workshop ist Teil eines mehrstufigen Prozesses, die eine Gemeinde auf dem Weg zum Label «kinderfreundliche Gemeinde» durchzuführen hat. 2006 lancierte Unicef diese Initiative. Ziel ist, die Steigerung der Kinderfreundlichkeit im Lebensumfeld der Kinder und die Umsetzung der Kinderrechtskonvention auf Gemeindeebene zu verwirklichen. Gut 40 Gemeinden haben dieses Label in der Schweiz mittlerweile erhalten. Knonau ist die erste Gemeinde im Bezirk Affoltern, welche nun dieses Ziel anpeilt. Das hat der Gemeinderat im Mai 2019 entschieden.

Am Anfang nahm die Gemeinde eine Standortbestimmung vor. In dieser zeigte sich, dass Kinder und Jugendliche vor allem in der Schule umfassende Einflussmöglichkeiten haben. Im ausserschulischen Bereich haben sie hingegen kaum Mitwirkungsmöglichkeiten, wie Schulpräsident und Gemeinderat Dominik Stöckli ausführt. Im Bereich Verwaltung und Politik besteht laut Stöckli «noch Entwicklungspotenzial, da es keine Interessensvertretung der Kinder und Jugendlichen gibt.» Diese gelte es, auf Gemeindeebene systematisch zu verankern. Wichtig ist, so heisst es in der Standortbestimmung, dass die Kinder und Jugendlichen stets Gehör finden, sich einbringen und mitentscheiden können.» Stöckli: «Persönlich bin ich sehr froh, dass wir durch den Unicef-Prozess viel Bewegung und eine tollen Dynamik auslösen konnten.» Im Vordergrund stehe nicht so sehr das Label an sich, sondern die Verbesserung der Kinderfreundlichkeit in Knonau.

Sammelsurium an Vorschlägen

Die Kinder sind mit Eifer bei der Sache. Das zeigt sich auch, als sie nach ihrem Detektivrundgang durch die Gemeinde in der Schule ihre Ergebnisse präsentieren. Eine breite Palette an Wünschbarem, Störendem und viele Verbesserungsvorschläge haben sie zusammengetragen. So wünschen sie sich etwa die Einrichtung eines Ladens von Kids für Kids sowie ein Kids Café. Einige würden gern irgendwo ein Game-Center einrichten. Eine der drei Gruppen findet, dass beim abgebrannten Kari-Haus endlich der herumliegende Müll weggeräumt, die wuchernden Gebüsche geschnitten und ein neues Haus mit Wohnungen für Familien gebaut werden müsste. Aufgefallen ist den Kinderdetektiven, dass in ganz Knonau nirgendwo ein Bankautomat zu finden ist. Beim Schulhaus wäre das eingerichtete Biotop nach Ansicht der Kinder besser zu pflegen und für alle zugänglich zu machen. Im einen Wohnquartier neben der Schule können die Kinder nicht mehr unbeschwert spielen, weil es immer wieder Reklamationen wegen zu viel Lärm gibt, insbesondere, seit wegen Corona viele Quartierbewohner im Home Office arbeiten.

Schulsozialarbeiter Laslo Niffeler wird die gesammelten Wünsche und Vorschläge nun zu einem Bericht zusammenstellen und an die zuständige Projektgruppe weiterleiten. Bis Ende Jahr plant der Gemeinderat, den Aktionsplan zur Verbesserung der Kinderfreundlichkeit zu verabschieden, welcher der Unicef vorgelegt werden muss. Diese wird anschliessend entscheiden, ob sie Knonau mit dem Label «kinderfreundliche Gemeinde» auszeichnen wird.

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