Was umfasst ein öffentliches Amt?
Info-Veranstaltung in Hausen zu den Gesamterneuerungswahlen 2026

Im nächsten Jahr finden im Kanton Zürich die Gesamterneuerungswahlen statt. Dabei werden in allen Gemeinden die Behörden neu gewählt. Dieses Ereignis wirft bereits seinen Schatten voraus. Zahlreiche Gemeinden haben schon bekannt gegeben, welche Gemeinderäte oder Kommissionsmitglieder für die kommende Amtsperiode 2026 bis 2030 wieder antreten. Sobald die Informationen aus allen Gemeinden vorliegen, wird der «Anzeiger» eine entsprechende Übersicht publizieren.
Vergangenen Montag fand nun eine erste Veranstaltung zu den Wahlen im Bezirk statt. In Hausen treten die drei Gemeinderatsmitglieder Beatrice Sommerauer, Andrea Sidler und Maya Langhi nicht mehr an. Auch Gemeindepräsident Stefan Gyseler tritt ab. Grund genug, die Bevölkerung an einem eigenen Anlass über die Vakanzen zu informieren und auch gleich die möglichen Ämter vorzustellen.
Man wird nicht in Ressorts gewählt
Knapp 30 Personen fanden sich im Gemeindesaal ein. Primär wird man bei den Gemeinderatswahlen ins Amt gewählt, aber nicht in ein bestimmtes Ressort. Die Ausnahme bildet hier das Ressort Bildung, welches von Gesetzes Wegen durch die vom Volk gewählte Primarschulpräsidentin besetzt wird. Zum Ablauf erklärte Gemeindepräsident Gyseler: «Es gibt eine erste konstituierende Sitzung, in der die Ämter verteilt werden.» Je nach Ressort könne es aber Sinn machen, wenn dieses bei einem Mitglied bleibt, welches dort schon die grösste Erfahrung hat oder auch nicht willens zum Wechseln ist.
Führung und Repräsentation
Gemeindepräsident Gyseler begann mit der Vorstellung seines Amtes: «Meine wichtigste Aufgabe ist die Führung von Gemeinderatssitzungen und der Gemeindeversammlungen.» Ein eigenes Ressort ist ihm nicht zugeteilt. Er führe zudem einen regelmässigen Austausch, persönlich und digital, mit dem Gemeindeschreiber. Zudem repräsentiere er natürlich die Gemeinde bei verschiedenen Anlässen. Es sei schwierig, die Zahl der Stellenprozente zu definieren. Man spreche von ungefähr 30 Prozent, vieles davon am Abend oder am Wochenende.
«Das finanzielle Gewissen»
Beatrice Sommerauer definierte ihre Aufgaben für die Ressorts Finanzen und Liegenschaften mit «so um die 20 Prozent». Öffentliche Termine habe sie kaum, und während der Schulferien gebe es auch keine Sitzungen. «Ich muss vor allem an den Gemeindeversammlungen anwesend sein», sagt die ebenfalls nicht mehr antretende Gemeinderätin. Dazu komme eine Gemeinderatssitzung alle zwei Wochen. Viele Aufgaben in diesem Bereich werden auch vom Leiter Finanzen in der Gemeindeverwaltung übernommen, erklärt sie. Trotzdem müsse man für das Amt Zahlen gerne haben. «Man muss beharrlich sein und ins Detail gehen», erklärt Sommerauer zu den Anforderungen und fährt weiter: «Man muss das finanzielle Gewissen der Gemeinde sein.»
Das wurde auch allgemein öfters festgehalten, dass man als Gemeinderat nicht alleine zuständig ist, sondern auch auf die grosse Erfahrung der Gemeindeverwaltung zurückgreifen kann.
Das ganze Leben
Sozial- und Gesundheitsvorsteherin Maya Langhi erzählte, dass ihr Ressort von der Frühförderung von Kindern bis zur Langzeitpflege sehr vieles beinhalte. Neben den Gemeinderatssitzungen kommen in diesem Amt jährlich etwa 10 bis 12 Sitzungen mit sozialen Organisationen dazu, die meisten am Abend. Den Umfang sieht sie auch bei 20 bis 30 Prozent. «Man muss nicht zwingend im Bereich arbeiten, aber sicher daran interessiert sein», sagt sie zu den benötigten Vorkenntnissen.
Dieser Grundtenor zieht sich auch durch den Abend. Für alle Ämter gibt es keine fachlichen Vorgaben. Es werde einem überall geholfen und man könne auch Rücksprache zum Vorgänger und der Verwaltung nehmen. Wichtig sei, dass man sich fürs Thema interessiere.
Ein Potpourri von Aufgaben
Ruedi Taverna hat, wie bei seiner Vorstellung erwähnt wurde, ein grosses Potpourri an Ressorts, welche Umwelt, Sicherheit und Energie betreffen. Die Spannbreite geht dabei von der Quagga-Muschel über Pachtvergaben bis zu Abfallthemen. Auch er spricht von einem 20-bis-30-Prozent Pensum, vieles während des Tages, aber auch an Abenden.
Viele Sitzungen für die Schule
Primarschulpräsidentin Andrea Sidler berichtete von vielen Sitzungen, welche für ihr Amt nötig sind. Neben Sitzungen an der Schule und im Gemeinderat kämen auch lokale und kantonale Gremien dazu. Man benötige Zeit, Geduld und strategisches Denken, hielt sie fest. Als Schulpräsidentin komme auch noch Personalführung dazu. Sidler wird das Präsidium abgeben, könnte sich aber ein weiteres Engagement in der Schulpflege vorstellen.
Auch Ersatz für die Kommissionen
Die Gemeinderäte Sven Kammer und Toni Schönbächler stellten ihr Ressort Tief- und Hochbau nicht vor. Kammer leitete aber zu den verschiedenen Kommissionen über. Die Baukommission beschäftigt sich einmal im Monat mit den komplexeren Baugesuchen der Gemeinde. Für rechtliche Fragen habe man externe Unterstützung, so Kammer.
Zur Rechnungsprüfungskommission (RPK) erklärte deren Präsidentin Andrea Reichenbach, dass sich die Arbeit auf April und Oktober konzentriere, jeweils für Jahresrechnung und Budgetvorprüfung. Für die RPK wird ein neuer Präsident oder Präsidentin gesucht und ein weiteres Mitglied. Bei den weiteren Kommissionen sind die personellen Belange noch nicht komplett klar, zudem würden bei Annahme der Teilrevision der Gemeindeordnung (Urnen-Abstimmung am 28. September) die Tiefbaukommission und die Sozialbehörde aufgelöst.
Was verdient ein Gemeinderat?
Aus dem Publikum kamen Fragen zu den Stellenprozenten und wie das definiert werde. Dies seien in der Regel nur Schätzungen, hiess es vonseiten der Gemeinde. Auch die Entschädigung für die Ämter war eine Frage. Daraufhin erklärte Gemeindepräsident Gyseler, dass diese in der online verfügbaren Entschädigungsverordnung festgehalten ist. Als Grundentschädigung erhalten die Gemeinderatsmitglieder inklusive dem Präsidenten 9000 Franken. Dazu kommt eine entsprechende Ressortzulage. Fürs Gemeindepräsidium sind das 20000 Franken, für die Bildung 16000 Franken und für die anderen Ressorts 10000 Franken. Dazu kommen Sitzungsgelder.
Gemeindeschreiber Christoph Rohner beschrieb zum Abschluss der Veranstaltung den Bewerbungsprozess. Die Kandidierenden müssen Wahlvorschläge mit der Unterstützung von mindestens 15 Stimmberechtigten einreichen. Diese Regelung gilt auch für bereits amtierende Behördenmitglieder, die erneut kandidieren.
Per 17. Oktober startet diese 40-tägige Frist für die Einreichung. Nach Ablauf dieser werden die Bewerbungen öffentlich publiziert. Danach besteht nochmals die Möglichkeit, bis am 12. Dezember darauf zu reagieren. Der erste Wahlgang findet am 8. März 2026 statt, ein allfällig zweiter am 14. Juni. Die Wahlgänge sind für alle Gemeinden im Bezirk an den gleichen Daten.
Der «Anzeiger» wird im Vorfeld der Wahlen die Kandidierenden vorstellen.