Wenn die «Ernte» am Schluss für ein Risotto reicht
Zu Besuch bei der Pilzkontrollstelle in Affoltern

Ein jüngerer Sammler zeigt dem Kontrolleur seinen Korb mit kleiner «Ernte»: «Das sind Trompetenpfifferlinge, die mit dem Eierschwamm verwandt sind – essbar», sagt der Fachmann. «Das reicht für ein Risotto», antwortet der Mann und freut sich auf das bevorstehende Abendessen.
Die Pilzkontrolle im Haus Bachweg 7 in Affoltern war am vergangenen Sonntagabend gut besucht, nachdem vom 1. bis 10. Tag im Monat jeweils Schonzeit herrscht. Einzelpersonen und Familien treffen nach ihren sonntäglichen Streifzügen durch die Wälder ein – in den Händen Körbe und Taschen mit Pilzen, die sie nun vor der Kontrolleurin und den beiden Kontrolleuren – Pamela Rösch, Hansjörg Birrer und Christian Klee – ausbreiten: Da ist von Nebelkappen, Herbsttrompeten, Maronenröhrlingen, Rötelritterlingen, Mönchsköpfen, Parasol, Rotfüsschen und anderen die Rede.
Einzelne darunter kommen im Oktober besonders häufig vor. Alle werden sorgsam begutachtet, benannt, jede Art samt Gewicht auf einem Formular festgehalten. Den meisten ist bekannt, dass pro Person und Tag jeweils maximal ein Kilogramm gepflückt werden darf. Auf dem Formular der Vapko (Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz) ist auch festgehalten, dass nur gereinigte und Pilze mit Hut und Stiel kontrolliert werden. Und dass man nur Pilze pflücken darf, die man kennt, ansonsten ein Muster zur Kontrolle gebracht werden soll. Das ist selbstredend nicht immer der Fall.
Fragen und Empfehlungen
In der fachlichen Begutachtung sind jeweils auch Empfehlungen inbegriffen. «Den Hallimasch müssen Sie fünf Minuten im Wasser kochen lassen und das Kochwasser abgiessen», wird einer Frau beschieden. Oder dann zu einem älteren Mann: «Beim Sammeln von Pilzen auf Obstwiesen ist Vorsicht geboten, weil dort gespritzt wird.» «Nein, den können Sie nicht essen: Der ziegelrote Schwefelkopf ist giftig», sagt der Kontrolleur zur jungen Sammlerin, die sich in Sachen Pilze als «sehr unsicher» outet. Weil das meiste ihrer «Beute» nicht essbar ist, gibt sie sich etwas deprimiert. Die violetten Rötelritterlinge, präsentiert von einem Herrn im Rentenalter, wird hingegen als guter Speisepilz bezeichnet. Er kommt auch in weisser Form vor. Neben Empfehlungen werden auch Fragen beantwortet, zum Beispiel, dass in Zug, Cham oder in Zürich von den Pilzvereinen Kurse für Pilzsammlerinnen und -sammler angeboten werden.
In normaler Saison gut 200 Kilogramm
Laut Hansjörg Birrer kommen in der Schweiz rund 2300 gängige Arten von Pilzen vor. Der grösste Teil davon ist nicht essbar – Knollenblätterpilze schon gar nicht, die sind hochgiftig und tödlich. «Kürzlich hat uns eine Frau mit Kind davon rund 80 Gramm präsentiert. Die mussten wir sogleich entsorgen. Sie kommen in unseren Wäldern häufig vor», hält Christian Klee fest.
2025 ist laut den Fachleuten ein normales, durchschnittliches Pilzjahr, der Oktober jeweils der ertragreichste Monat. In Zahlen heisst das: In der Pilzkontrolle in Affoltern, zuständig für zwölf Ämtler Gemeinden, werden in der von August bis Oktober dauernden Saison gut 200 Kilogramm zur Kontrolle gebracht, von denen jeweils die Hälfte nicht ess- oder geniessbar ist, darunter auch essbare Pilze, die inzwischen verdorben sind.
Die für Sammlerinnen und Sammler kostenlose Pilzkontrolle in Affoltern ist noch bis zum 29. Oktober geöffnet, jeweils Mittwoch, Samstag und Sonntag von 18.30 bis 19 Uhr.
«Pilzkontrolle retten!» – Petition gegen Abschaffung
Nachdem in einigen Kantonen aufgrund finanzieller Überlegungen die Pflicht von Pilzkontrollen aufgehoben wurde, formiert sich nun Widerstand. Die Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz (Vapko) lancierte eine Petition. Diese fordert eine flächendeckende Wiedereinführung der Pflicht von Pilzkontrollen in allen Kantonen.
Eine Aufhebung dieser Kontrollen könne schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen – Vergiftungen, die tödlich sind. Oder aus Vergiftungen resultierende Lebertransplantationen, die im Einzelfall 500 000 Franken verursachen können. Insgesamt will man mit der Petition Pilzkontrollstellen als Wissenszentren stärken – Anlaufstellen, die nicht nur kontrollieren, sondern auch aufklären und sensibilisieren.
Infos: www.petition.vapko.ch/de