«Wenn man die Tricks kennt, ist es einfach»

Wie macht man einen Handstand auf dem Trapez? Was macht der Käpt’n der Fassläufer? Und wie zaubert man als Zauberin das eigene Lampenfieber weg? Elin, Amélie, Antonia und Ivo erzählen.

Sie haben fleissig trainiert und sind bereit für die Show: die beiden Trapez-Artistinnen Elin (1.v.l.) und Amélie, Fassläufer Ivo und Zauberin Antonia. (Bild Livia Häberling)
Sie haben fleissig trainiert und sind bereit für die Show: die beiden Trapez-Artistinnen Elin (1.v.l.) und Amélie, Fassläufer Ivo und Zauberin Antonia. (Bild Livia Häberling)

Einmal für ein paar Tage Artistin oder Artist sein? – Klar geht das! Jedes ­zweite Jahr schlägt der Mitspielzirkus ­Pipistrello in Bonstetten sein Zelt auf. «Manege frei!», heisst es dann für 100 Primarschülerinnen und Primarschüler aus Bonstetten und Wettswil. Von Montag bis Freitag trainieren die Kinder in ihrer Artistengruppe das Jonglieren, die Zaubertricks oder auch die Kunststücke am Trapez – um das Erlernte dann an einer «Gala-Vorstellung» ihren Eltern und Angehörigen zu präsentieren. Auch dieses Jahr seien sämtliche Plätze innert kürzester Zeit ausgebucht gewesen, erzählt Corinne Klein vom Familienclub Wettswil-Bonstetten. «Die Zirkuswoche ist für die Kinder ein einmaliges Erlebnis. Rund um das Schachenzentrum liegt dann jeweils ein hinreissender ­Zirkus-Glamour in der Luft.»

Allem Zauber zum Trotz: Corona – und die damit verbundenen Restriktionen – machen auch vor einem Zirkus nicht Halt. Umso mehr sei das ehrenamtliche Organisationskomitee in der Planung gefordert gewesen, erzählt Klein. In früheren Jahren durften die Kinder am ersten Tag alle Zirkusdisziplinen ausprobieren. Dieses Mal war das nicht möglich. Die Woche startete am Dienstag. Um eine Durchmischung zu vermeiden, erhielten die Teilnehmenden vorab schriftliche Texte mit Beschreibungen der Rollen, wählten daraus ihre favorisierte Disziplin aus und trainierten dann während der ganzen Woche ausschliesslich in ihrem Team.

Die beiden Fünftklässlerinnen Elin und Amélie haben sich für das Trapez entschieden. In ihrer neunköpfigen Gruppe gehören sie zu den vier «Grossen», also zu den Ältesten. Zu den «Kleinen» zählen die fünf Erst- und Zweitklässler.

Warum habt ihr euch für Trapez entschieden?

Elin: Es hat mich interessiert. Und ich finde, Trapez ist typisch Zirkus. Letztes Mal habe ich Fasslaufen gemacht und es war ein bisschen langweilig.

Langweilig?

Elin: Also, es war schon lässig! Aber ja, halt auch ein bisschen langweilig, weil man immer chli dasselbe macht.

Bei eurer Nummer schwebt ihr auf dem Trapez durch die Luft. Habt ihr keine Höhenangst?

Elin: Nein. Wir haben eine Figur, bei der Amélie auf dem Trapez steht und ich auf ihren Schultern, dann bin ich halt schon ganz oben.

Amélie: Das Trapez ist etwa auf der Höhe unserer Schultern.

Was ist das Beste am Trapez?

Amélie: Dass man Nummern zusammen machen kann, statt nur alleine. Und dass es nicht ganz so schwierig ist.

Es sieht schon schwierig aus… Man hängt so in der Luft, das braucht Kraft, oder?

Amélie: Ja, schon. An den Händen tut es ein bisschen weh.

Welche Figuren habt ihr in den letzten Tagen gelernt?

Amélie: sechs verschiedene. Und wir haben noch eine eigene erfunden. Die mit dem Handstand.

Ihr macht den Handstand auf dem Trapez?

Elin: Also wir nennen das Handstand. Aber das heisst eigentlich gar nicht so. Amélie steht auf dem Trapez, und ich stehe auf ihren Schultern.

Jede Artistengruppe hat einen Namen: Verrät ihr euren?

Amélie: Unser Thema geht ums Zaubern. Deshalb haben wir den Namen Zauber-Trapez ausgewählt.

Elin: Wir verzaubern die «Kleinen», weil sie ja echt viel kleiner sind als wir. Das sieht mega herzig aus.

Wie macht ihr das?

Elin: Wir basteln uns einen Zauberstab.

Und dann zaubert ihr sie weg?

Elin: Nein. Sie sind zuerst versteinert und dann verzaubern wir sie, sodass sie sich bewegen.

Im «Pipistrello» haben die Kinder die Wahl zwischen 13 Zirkusdisziplinen. Manche probieren die Akrobatik aus, andere tanzen, zaubern, musizieren oder inszenieren eine Clown-Nummer. Unterstützt werden sie dabei vom 17-köpfigen «Pipistrello»-Team. Dieses gibt den Kindern Tipps und erarbeitet mit ihnen die Zirkusnummern. Für ­Corinne Klein ist besonders schön, dass es dabei nicht um Leistung geht oder darum, eine «perfekte» Show zu bieten. «Die Woche soll den Kindern die Chance bieten, Zirkusluft zu schnuppern, auszuprobieren und als Artistinnen und Artisten einfach Spass zu haben.» Auch die 11-jährige Antonia wird am Freitag an der Gala-Show auftreten. Sie schlüpfte für eine Woche in die Rolle einer ­Zauberin.

Warum wolltest du eine Zauberin sein?

Antonia: Weil ich selbst einen Zauberkasten habe und es mir mega viel Spass macht.

Du zauberst also nicht zum ersten Mal.

Zu Hause nicht, aber im Zirkus schon.

Ist zaubern schwierig?

Wenn man die Tricks kennt, nicht.

Welche Tricks zeigst du denn bei eurem Auftritt?

In der Show hat es ein Büchlein mit Farben drin, und ich zaubere die Farben weg, in ein Tüchlein hinein.

Wie geht das?

Das darf ich nicht verraten!

Was ist denn das Beste am Zaubern?

Dass das Publikum glaubt, dass es echter Zauber ist.

Gibt es etwas, das du für deinen Auftritt am Freitag noch üben musst?

Ja, meine Tricks. Und weil ich ein wenig schüchtern bin vor Publikum, muss ich noch üben, nicht zu lachen und nicht rot zu werden.

Nicht rot werden, wie übst du das?

Indem ich meiner Familie zu Hause die Tricks vorspiele.

Bist du nervös?

Ja, schon.

Man ahnt es bereits: Natürlich findet auch die «Gala-Show» am Freitag ein wenig anders statt als in früheren Jahren. «Um die Distanz auf den Publikumsbänken einzuhalten, mussten wir die Anzahl der Gäste deutlich reduzieren», sagt Corinne Klein. Mitbringen dürfen die Kinder dieses Jahr nur eine Person. Ganz verzichten müssen die stolzen Papis, Mamis, Opas und Omas aber nicht: «Für alle, welche die Vorstellung nicht im Zelt miterleben können, werden wir einen Live-Stream einrichten», sagt Corinne Klein.

Möglich machen das ein technik-begeisterter Maturand und dessen ­Vater. Sie werden das Equipment am Freitagmorgen aufstellen. Weil das ­­«Pipistrello»-Team nicht auf Eintrittspreise, sondern auf eine traditionelle Kollekte setzt, gibt es auch diese in virtueller Form. Online können die Gäste eine virtuelle Hutkollekte spenden. Live und auf den Bildschirmen wird am Freitag auch der achtjährige Ivo erscheinen. Er macht zum zweiten Mal im «Pipistrello» mit. 2018 war er als Clown dabei, dieses Jahr tritt der Drittklässler als einer von neun Fassläufern vor das Publikum.

Was macht ein Fassläufer?

Ivo: Eigentlich laufen wir auf dem Fass. Aber jetzt haben wir gerade die Kostüme ausgewählt.

Du siehst chic aus! Worauf hast du bei der Auswahl geachtet?

Keine Ahnung. Einfach sochli nach Pirat sollte es aussehen.

Ist das euer Motto?

Ja.

Was passiert in eurer Show?

Wir laufen auf dem Fass. Und ein paar machen noch Hula-Hoop.

Auf dem Fass?

Nein auf dem Boden.

Was bekommt das Publikum sonst noch zu sehen?

Es hat grosse Fässer und ein kleines. Auf dem Kleinen läuft Pongor, ein anderer Fassläufer. Er spielt einen Papagei und wird ein wenig jonglieren. Es gibt auch noch Wasser und einen Delfin in unserer Nummer.

Und welche Rolle spielst du?

Ich bin der Käpt’n.

Wolltest du von Anfang an den Käpt’n sein?

Nein. Man muss in dieser Rolle einfach noch etwas sagen. Nur zwei haben aufgestreckt, die das wollten: Jemand anderes und ich. Da haben wir abgestimmt.

Du machst eine kleine Ansage?

Nein, keine Ansage. Ich rufe «Ahoi!» Und die anderen sind dann mein Echo.

Ist Fasslaufen eigentlich schwierig?

Am Anfang ist es schwierig. Aber wenn man es dann kann, ist es einfach.

Bist du schon mal runtergefallen?

Ja, gestern. Aber es hat nicht wehgetan.

Bist du ein bisschen nervös vor dem grossen Auftritt?

Eigentlich nicht.

Kein bisschen Lampenfieber?

Nein, das klappt schon.

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