Wie der «Anzeiger» entsteht
Einblick in den Entstehungsprozess einer Lokalzeitung von der Planung bis zum Druck
Für die Entstehung dieser Zeitung müssen unzählige Puzzle-Stücke zusammenpassen. Mitte November begleitete für einmal ein Redaktor die Entstehung der eigenen Zeitungen auf Schritt und Tritt. Nach Abschluss einer Dienstags-Ausgabe beginnt unmittelbar am Nachmittag die Detailplanung für den Freitag. Themen und Beiträge werden schon längerfristig organisiert, aber ab Montagnachmittag tickt der Countdown auf den nächsten Redaktionsschluss. Mit 250 Stellenprozenten ist die Redaktion des Anzeigers für den Bezirk Affoltern, wie der «Anzeiger» exakt heisst, ausgestattet. Diese sind verteilt auf Chefredaktor Florian Hofer und zwei Redaktoren. Verantwortlich ist man für die verschiedensten Aufgaben. Neben der Planung gehört das Recherchieren und Schreiben von Artikeln zu den Hauptaufgaben der Redaktion. Beim «Anzeiger» kommt aber auch die Gestaltung dazu. Alle redaktionellen Seiten mit Bezirks-, Gewerbe-, Veranstaltungs- und Sportthemen werden von Redaktion selbst in der Zeitung platziert.
Die Arbeiten sind aufgeteilt
Es ist Montag, 15 Uhr. Die Sitzung ist beendet, die Arbeiten sind zugeteilt. Wer eine Geschichte recherchiert und schreibt, konzentriert sich auf diese, die anderen beginnen mit dem Layouten bereits eingesandter Beiträge. Im Laufe der Woche kommen ständig neue Einsendungen hinzu. Dazu sind auch einige Artikel bei den sogenannten freien Mitarbeitern in Auftrag gegeben worden. Diese Journalisten werden jeweils von der Redaktion angefragt, ob sie an einem Thema oder einem Anlass Interesse haben. Auf den vereinbarten Termin liefern sie Text und Bild ab. In dieser Woche gibt es so ein Interview mit dem Dileca-Chef, welcher in den Ruhestand geht, oder einen Artikel über die neuen lokalen Stromgemeinschaften.
Dazu haben auch zahlreiche Sportvereine aktuelle Infos eingesandt, und auch von den Gemeinden sind Mitteilungen eingetroffen. Die Texte werden grob redigiert und im Layout-Programm erfasst. Danach wird der Artikel von einem Redaktionsmitglied gegengelesen, bevor der Text im Korrektorat in Banja Luka in Bosnien-Herzegowina geprüft wird.
Die Zeitung nimmt schon Form an
Dienstag, 16 Uhr: Ein grosser Teil der Inhalte ist bereits eingetroffen und entsprechend verarbeitet. Langsam zeigt sich, wie viele Seiten produziert werden können. Im Unterschied zu anderen Zeitungen ist der Seitenumfang nicht fix, sondern kann den Geschehnissen angepasst werden. Dies geschieht in 2er-, ab einer gewissen Seitenzahl in 4er-Schritten. Bis jetzt schwankte die Redaktion zwischen 24 und 28 Seiten.
Mittwoch, 16.30 Uhr. Unter Einbezug der zu erwartenden Inserate-Seiten und der geplanten Themen einigt man sich auf 28 Seiten. Die Kunst ist nun, exakt dort zu landen. Dazu braucht es auch den einen oder anderen Kniff, da man nicht einfach so vier Zeitungsseiten an einem Morgen herzaubern kann. Entweder werden gewisse Inhalte auf die nächste Ausgabe geschoben, oder man bedient sich eines Inserats von gemeinnützigen Organisationen, die kostenlos abgedruckt werden. Aber einfach leer lassen ist keine Option. In der Regel erscheint der «Anzeiger» als Zweibund-Zeitung. Bezirksthemen und Leserbriefe landen im ersten Teil, Gewerbe, Veranstaltungen und Sport im zweiten.
Der Redaktions-Chat läuft heiss
Donnerstag, 8 Uhr. In vier Stunden muss die Zeitung in den Druck. An einem solchen Produktionstag läuft der Gruppenchat auf Hochtouren: «Was kann die Lücke auf Seite 17 noch füllen?», oder: «Ist der Beitrag des freien Mitarbeiters bereits eingetroffen?» Die meisten Lücken sind geschlossen, man ist bereit für die Blattplanung. Welche Seite wird wo platziert? Diese geht an eine Abteilung der CH Media in Luzern. Dort stellt Martha Hopp die Seiten entsprechend um.
Die Entstehung des «Anzeigers» ist ein grosses Zusammenspiel verschiedenster Bereiche. Weitere Inserate-Seiten kommen aus Luzern, die amtlichen Anzeigen werden von einer externen Firma zugeliefert und Spezial-Themenseiten werden in Affoltern selbst von der Inserate-Abteilung bereitgestellt.
Es ist 10.20 Uhr. Die Redaktion bespricht nun die Front. Die Hauptgeschichte, in diesem Fall eine Vorschau auf die Weihnachtsmärkte der Region, steht schon länger bereit. Daneben werden aber die wichtigsten Geschichten aus der Zeitung auf der Frontseite «angerissen». Im Gespräch einigt sich die Redaktion auf gleich vier Anrisse, um die grosse Zahl an Themen abzudecken.
Zeitungsseiten, welche komplett fertig sind, werden nun am Bildschirm nochmals genau überprüft: «Ist der ganze Text sichtbar?», «Sind alle Bilder beschriftet und im System eingelesen?», oder: «Sind alle Linien sauber platziert?» Diese sogenannte Revision führt ein Mitglied der Redaktion aus, danach schaut auch das Korrektorat dies nochmals an, und ganz am Schluss blickt nochmals die Redaktion auf die Seite.
Der «Anzeiger» geht in Druck
11.53 Uhr: Die Mehrheit der Seiten ist von der Redaktion für den Druck freigegeben. Das heisst Standortwechsel. In Aarau befindet sich die Druckerei von CH Media. Michael Jaeggi, Leiter Publishing Services, ist hier für das Belichten der Druckplatten verantwortlich. Für den Vierfarbendruck ist pro Farbe eine Aluminiumplatte notwendig. Jeweils eine Doppelseite des Anzeigers hat Platz auf einer Platte.
Beim automatischen System müssen einzig die Platten aufgefüllt werden. Durch die Belichtung der Platten werden diese so behandelt, dass die druckenden Elemente wasserabweisend und die nicht druckenden Elemente wasserfreundlich sind. Wird nun die fetthaltige Druckfarbe aufgetragen, haftet diese nur an den wasserabweisenden Bereichen. Über mehrere Rollen wird der Druck dann aufs Zeitungspapier gebracht.
12.10 Uhr. Die Belichtungsmaschinen stoppen. Ein Problem ist aufgetreten. Auf einem der grossen Bildschirme ist ein Bereich rot markiert. Schon eilt ein Mitarbeiter an die Stelle auf der Förderstrecke und behebt das Problem. Die Maschinen nehmen kurz darauf wieder den Betrieb auf.
«Es werden hier pro Monat 60000 Platten verarbeitet», sagt Jaeggi. Für die heutige Ausgabe des Anzeigers sind 56 Platten notwendig. Es ist 12.21 Uhr, gerade rauscht die Front-Seite der Zeitung über das Fördersystem in Richtung Druckerei, welche einen Stock tiefer angesiedelt ist. Folgt man nun den Druckplatten, ändern sich Lautstärke und der Duft. Die Büroluft weicht dem Werkstatt-Geschmack und die Druckmaschinen werkeln lautstark. Noch werden andere Aufträge verarbeitet. Der Tag ist durchgetaktet.
12.54 Uhr. die Druckplatten sind alle bereit. Noch während die Maschinen laufen, können diese eingelegt werden – einer der noch wenigen handwerklichen Schritte. Keine zehn Minuten später ist das erste Exemplar fertig gedruckt. Noch stimmen Beschnitt und Farben nicht ganz. Dafür sind die beiden Drucktechnologen verantwortlich. Eine Person justiert die Farben, der andere die Ausrichtung. Die Druckmaschine läuft dabei auf Sparflamme, trotzdem werden schon um die 1000 Zeitungen produziert, bis der Druck einwandfrei ist.
Nun wird das Tempo forciert. Bruno Scheidegger, Leiter Druck, erklärt, dass für die 27810 «Anzeiger»-Exemplare nur gerade 45 Minuten nötig sind. «Eine Kamera prüft laufend die Farben und justiert automatisch nach», erwähnt er.
Aufkleber und Beilagen
Andreas Karrer vom Verkaufsinnendienst erklärt danach die Weiterverarbeitung. Über lange Förderanlagen gelangen die einzeln, an Klammern, aufgehängten Zeitungen in den Vertrieb. Auf grossen Rollen werden die Anzeiger-Ausgaben aufgerollt – zur Zwischenlagerung. Werbebeilagen können pro Gemeinde gesplittet werden. In den Bestückungsanlagen wird so die genaue Anzahl von Zeitungen mit der entsprechenden Beilage ausgestattet.
13.25 Uhr. Plötzlich herrscht Hektik. Die Förderanlagen werden gestoppt. Auf dieser Ausgabe der Zeitung soll auf der Frontseite ein Werbe-Aufkleber platziert werden. Die Platzierung muss aber noch justiert werden. Kurze Zeit später läuft alles wieder reibungslos.
13.36 Uhr. Auf einem Förderband entdeckt man die ersten gebündelten Zeitungen mit Lieferschein. Ein Paket, welches vorbeirauscht, ist mit Gemeinde Stallikon beschriftet. Für den Vertrieb übernimmt nun die Post, welche die Zeitungen am nächsten Tag im ganzen Säuliamt verteilt. Für die Redaktion in Affoltern gibt es nun erst mal eine Mittagspause, bis dann die Planung für die nächste Ausgabe schon wieder beginnt.
Wie wird der Anzeiger finanziert?
Der «Anzeiger» finanziert sich zum grössten Teil über Inserate. Damit werden Leistungen wie Löhne, Druck, Gestaltung und auch die Zustellung bezahlt. Für die Publikation der amtlichen Mitteilungen und der Einsendungen der politischen Gemeinden bezahlen diese dem «Anzeiger» einen Betrag von elf Franken pro Einwohnerin und Einwohner. Von der kürzlich erhöhten Presseförderung des Bundes profitiert der «Anzeiger» nicht, da diese nur kostenpflichtige Erzeugnisse unterstützt.












