Wie man Legenden erfinden kann

Vortrag anlässlich der Bundesfeier in Stallikon

Die Musikgesellschaft Stallikon – hier während der Nationalhymne – erntete viel Applaus für ihr Konzert, das sie an der Bundesfeier darbot. (Bild Bernhard Schneider)

Die schönsten Legenden im Gebiet von Stallikon ranken sich um eine Burg, die wohl nie existierte: die Burg Baldern, die in der Fantasie gelegentlich gar zu ­einem Schloss ausgebaut wurde.

Der Chronist Heinrich Brennwald schrieb um 1510, König Ludwig der Deutsche habe im 9. Jahrhundert das Schloss Baldern gebaut und zusammen mit seinen Töchtern, Hildegard und Bertha, bewohnt. Sie hätten Gott Tag und Nacht gedient, weshalb er ihnen einen schönen Hirsch mit zwei brennenden Lichtern auf dem Geweih sandte, um sie zu begleiten, wenn sie von Schloss Baldern zur Kapelle gingen, in der sie täglich zu beten pflegten. Da Könige und andere Fürsten um die beiden Töchter warben, fragte sie der Vater nach ihren Wünschen. Darauf antworteten die beiden, sie hätten Gott Keuschheit versprochen. Ihr frommer Vater erkundigte sich darauf, wo sie den Rest ihres Lebens verbringen möchten. Da baten die beiden Töchter Gott um ein erneutes Zeichen, worauf dieser ein grünes Seil vom Himmel herabhängen liess, als sie am Standort des Fraumünsters vorbei­kamen. Nun baute ihnen ihr Vater hier ein Kloster – eben das Fraumünster. Hildegard wurde die erste Äbtissin, nach ihrem Tod folgte die jüngere Schwester Bertha.

Die Geschichte wurde von Chronisten übernommen und Historiker zweifelten nicht an der Existenz der Burg Baldern, bis 1847 erstmals ein Geschichtswissenschaftler diese infrage stellte. Doch kurze Zeit später erschien ein Buch zur Geschichte des Fraumünsters – und die Gründungslegende war zu schön, um sie ganz zu verwerfen. Darum schwirrt die Geschichte einer Burg Baldern bis heute immer noch selbst in Geschichtsbüchern ­herum.

Der Text zum Thema Legenden ist ein Auszug aus der Ansprache von Bernhard Schneider, der die Ortschronik Stallikon verfasst hat und auch freier Mitarbeiter beim «Anzeiger» ist

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