Wie weiter mit dem Bauspielplatz?

Um die öffentlichen Bau-Nachmittage weiterhin anzubieten, sucht der Verein Freiwillige

Werken erwünscht: Dodo Weiss vom Verein Bauspielplatz und Florian Frey von der offenen Jugendarbeit Affoltern. (Bild lhä)

Man darf es in Anbetracht des angespannten Immobilienmarkts durchaus mal hervorheben: Nirgends in Affoltern kommen junge Menschen derzeit so leicht zu einem eigenen Haus wie an der Alten Jonentalstrasse 1-3: Wer mindestens sieben Jahre alt ist, darf ohne Begleitung der Eltern vorbeikommen (davor mit), probiert sich zwei, vielleicht drei Nachmittage mit Hammer und Nägeln aus und erhält danach per Nummer eine eigene Hütte zugeteilt, an der nach Lust und Laune gezimmert werden darf. Wer möchte, wird für einen Jahresbeitrag von 50 Franken Mitglied im Verein und erhält den Zahlencode, womit sich das Tor zum Spielplatz auch ausserhalb der offiziellen Betriebszeiten öffnen lässt. Wer lieber nur während der begleiteten Zeiten vor Ort ist, darf auch das – und zwar kostenlos.

So lautete der Deal an der Alten Jonentalstrasse 1-3 bisher. Vor der Pandemie gab es zwei Bau-Nachmittage pro Woche, seither noch einen. Die Zahl der Kinder, die das Angebot nutzen, variiert. An warmen, sonnigen Tagen sind es auch mal gegen 20, an kühleren weniger.

Nun ist allerdings unklar, ob der Bauspielplatz im Frühling wieder aus seinem Winterschlaf erwacht. «Es wäre unser Wunsch, dass dieser tolle Ort weiterhin für die Bevölkerung zugänglich bleibt», sagt Dodo Weiss vom bisherigen Platzleiter-Team bei einem Augenschein. Und Jugendarbeiter Florian Frey, der neben ihr steht, ergänzt: «Auf dem Bauspielplatz können Kinder wertvolle Erfahrungen sammeln, hier sind ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt.»

Jugendarbeit hilft mit Zukunftskonzept

Auf der Kippe steht das Angebot, weil es erwachsene Freiwillige braucht, die an den öffentlichen Bau-Nachmittagen vor Ort sind, um das Geschehen zu begleiten und den Kindern da und dort etwas Hilfestellung zu geben. Einen Leistungsauftrag der Stadt Affoltern gibt es nicht; in den vergangenen Jahren hatten vor allem Mitglieder des Vorstands für die nötige Präsenz gesorgt. Eine von ihnen ist Dodo Weiss. In die Welt des Bauspielplatzes «reingerutscht» ist sie vor zwölf Jahren und zwar als Unterstützung für das Robifest. Seither hat sie den Verein mit seinen rund 130 Mitglieder-Familien in verschiedenen Funktionen mitgetragen.

Heute sind Dodo Weiss’ Kinder 16 und 19, dem Bauspielplatz-Alter also längst entwachsen, und auch sie möchte nun kürzertreten und nur noch sporadisch im Hintergrund unterstützen. Aus dem Vorstand wird sie per 12. März austreten, gemeinsam mit drei weiteren Mitgliedern. Nachfolger für den Vereinsvorstand wurden gefunden. Doch jene, die sich engagieren, tun dies aus Idealismus nebenbei. Seit Längerem hat sich deshalb abgezeichnet, dass es mittelfristig nicht mehr möglich sein würde, die öffentlichen Bau-Nachmittage alleine zu stemmen.

Mehrfach hatte der Verein mit der Stadt das Gespräch gesucht, um Unterstützung zu erhalten. Bewegung in die Sache kam nach den Gesamterneuerungswahlen 2022, wie Dodo Weiss erzählt. Insbesondere der neugewählte Stadtrat Felix Fürer (SP) habe sich stark für die Anliegen des Vereins eingesetzt und nach Lösungen gesucht, um Hand zu bieten. Schliesslich sprach die Stadt einen Unterstützungsbeitrag von 13000 Franken. Weitere 10000 Franken steuerte der Verein Bauspielplatz selber bei. Sie stammen aus einem Förderbeitrag der Clientis Sparcassa.

Insgesamt standen also 23000 Franken zur Verfügung. Mit diesem Betrag konnte wiederum der Verein für Jugend und Freizeit (vjf) engagiert werden, um mit den Mitgliedern des Bauspielplatzes ein Konzept auszuarbeiten, damit der Verein in Zukunft wieder auf eigenen Beinen stehen kann. Jugendarbeiter Florian Frey hat dazu im Oktober ein befristetes 10-Prozent-Pensum erhalten. Seither laufen bei ihm die Fäden zusammen: Er klärt Haftungsfragen, damit potenzielle Freiwillige dadurch nicht abgeschreckt werden oder prüft Alternativen – etwa eine Kooperation mit einer Hochschule, wodurch eine Betreuung durch Studierende möglich würde. Zudem soll das Angebot des Vereins in der Öffentlichkeit wieder präsenter wahrgenommen werden.

Sodass der Bauspielplatz mit Rückenwind aus der Bevölkerung seine Tore auch diesen Frühling wieder öffnen kann.

Freiwillige gesucht

Der Verein Bauspielplatz sucht Freiwillige, die bereit sind, die öffentlichen Bau-Nachmittage mittwochs und samstags in einem regelmässigen Turnus zu begleiten (zur Vereinfachung der Koordination ist mindestens ein Einsatz pro Monat erwünscht, gerne auch mehr). Handwerkliche Vorkenntnisse sind ein Plus, aber nicht notwendig. Anfragen nimmt das Bauspielplatz-Team unter bauspielplatz.aaa@gmx.ch gerne entgegen.

Wie bekannt ist das Angebot des Bauspielplatzes? Mit einer Umfrage mit Wettbewerb möchte der Verein seine Aussenwirkung besser verstehen. Helfen Sie mit. Hier entlang zur Teilnahme:

Weitere Artikel zu «Bezirk Affoltern», die sie interessieren könnten

Bezirk Affoltern15.05.2025

Ottenbach bald ohne Geldautomat

Nach Rückbau verbleiben im Säuliamt 14 Geldautomaten
Bezirk Affoltern15.05.2025

«Wir Gewerbler sind für die Politik bei der langfristigen Entwicklung quasi inexistent»

Thomas Frick, Präsident des KMU- und Gewerbeverbands Bezirk Affoltern, im Interview
Bezirk Affoltern15.05.2025

«Springende Erdhaufen»: Der nördlichste Kreisel und der südlichste

Serie «Verkehrskreisel im Säuliamt», Teil 6: Ein Blick nach Knonau und Stallikon