Wieder näher bei den Leuten sein
Sie hat bei Verwaltungen, im Stadtrichteramt in Zürich reichlich Erfahrungen sammeln können und ist nun seit August 2020 Gemeindeschreiberin in Maschwanden: «Ich will wieder näher am Puls der Leute sein», begründet Chantal Nitschké ihren Schritt.

Der von den Stimmberechtigten genehmigte Umbau des Gemeindehauses ist nötig: Im prächtigen Riegelbau ist es eng und erinnert – zumindest im temporären Büro der Schreiberin – eher an ein Provisorium. Beim Besuch des «Anzeigers» ist ihr Büro in der ersten Etage noch nicht möbliert. Der Raum ist abgetrennt vom Sitzungszimmer des Gemeinderates, wo das Gespräch stattfindet.
Auch Pferde begünstigten ihre Wahl
Und da geht es anfänglich um ihre beruflichen Stationen. Chantal Nitschké hat ihre Verwaltungslehre in Schlieren absolviert, wechselte dann nach Uitikon-Waldegg, ehe sie während fünf Jahren in Ottenbach tätig war – im ersten Jahr als Leiterin der Einwohnerkontrolle, anschliessend als stellvertretende Gemeindeschreiberin. In dieser Zeit hat sie auch die Gemeindeschreiber-Ausbildung absolviert. Der Wechsel ins Stadtrichteramt in Zürich stellte eine berufliche Zäsur dar, gleichzeitig aber auch einen Schritt nach oben: Als Personalleiterin schaffte sie es in die Geschäftsleitung. «Als rechte Hand des Stadtrichters nahm ich eine Art Drehscheibenfunktion wahr – eine spannende Zeit», erinnert sich Chantal Nitschké, die auch ein Nachdiplom-Studium als ausgebildete Personalleiterin absolvierte. In diesem Bereich fühlte sie sich zwar wohl, aber als sich ihr Chef in den Ruhestand verabschiedete, tauchte die Frage auf: Gemeindeschreiberin oder Personalarbeit? Sie entschied sich für die Gemeinde, weil ihr der direkte Kontakt zu Einwohnerinnen und Einwohnern fehlte. Chantal Nitschké ging als Gemeindeschreiberin nach Niederweningen, eine Gemeinde mit rund 3000 Einwohnern.
Dass sie nach fünf Jahren schliesslich im August 2020 nach Maschwanden wechselte, in die kleinste Ämtler Gemeinde, hat zwei Gründe: Differenzen mit einer Person im Gemeinderat und der Arbeitsweg, welcher teilweise über eine Stunde pro Weg mit sich brachte. Bereits in Niederwenigen bot sich ihr die Möglichkeit, das Pensum von 100 auf 70 Prozent zu reduzieren, nachdem sie im April 2019 Mutter eines Knaben geworden war. Ihre Wahl haben ausserdem zwei Pferde begünstigt, die in einem Stall in Unterlunkhofen stehen. «Da kann ich von meinem Wohnort Rudolfstetten und auf dem Arbeitsweg nach Maschwanden zum Rechten schauen», fügt sie bei.
In Maschwanden ausgesprochene Generalistin
Diese optimalen Voraussetzungen hinderten sie schliesslich, eine Stelle als sogenannte «Springerin» anzutreten, obwohl der Vertrag bereits unterzeichnet war. In Maschwanden ist Chantal Nitschké ausgesprochene Generalistin, was sie als äusserst anspruchsvoll bezeichnet. Daran musste sie sich nach ihrer Tätigkeit in so vielen Spezialgebieten wieder gewöhnen. Sie führt nun ein Team von drei Mitarbeitenden, zwei davon neu in Maschwanden: Sonja Rothert (50%) und Simon Leuenberger (90%) sowie Rosmarie Voser (40%), die schon seit vielen Jahren dabei ist.
Auch wenn einige ihrer Berufskolleginnen und -kollegen im Säuliamt ihren Wechsel nach ihrer umfassenden Ausbildung in eine kleine Gemeinde nicht nachvollziehen konnten: Chantal Nitschké fühlt sich rundum wohl in Maschwanden – auch wegen der Nähe zum Publikum, das sie mit Fragen querbeet durch Themen konfrontiert. Der Bau ist in Maschwanden immer Thema, dann aber auch Gebühren oder der Winterdienst, was natürlich auch mit Klagen verbunden ist. Oder dann mit eher Banalem, etwa mit der Frage, warum an der Lorze eine Pappel gefällt worden ist. «Das kommt überall vor; Kritik nehme ich nicht persönlich», fügt sie bei.
Die lange Leine des Gemeindepräsidenten
Besonders streicht Chantal Nitschké das gute Einvernehmen mit dem Gemeinderat heraus, von dem sie findet, dass er sich sehr für das Dorf einsetzt. Der Umgang mit dem Gemeindepräsidenten sei hier komplett anders als an der vorherigen Stelle. Und sie meint damit: ebenso viel besser, weil ihr Christian Gabathuler viel Raum lasse – ganz im Gegensatz zu vorher. Und das habe auch mit Vertrauen zu tun. Der Präsident gibt das Kompliment zurück: «Wir haben eine sehr gut ausgebildete und erfahrene Gemeindeschreiberin gewinnen können, die sich schnell eingearbeitet hat», sagt Christian Gabathuler. Nach etlichen Wechseln in den vergangenen Jahren hofft er natürlich auf längerfristige Konstanz in der Verwaltung – im Wissen auch, dass die Verpflichtung von kompetenten Verwaltungschefs und -chefinnen heute nicht mehr einfach ist. «Ich kann nicht versprechen, dass ich zehn oder mehr Jahre bleibe, aber ein Wechsel in den nächsten zwei, drei Jahren ist kein Thema», sagt Chantal Nitschké. Schliesslich sind auch in Maschwanden auf Verwaltungsstufe weitere Optimierungen nötig. Einiges ist schon auf den Weg gebracht: eine neue Homepage und ein neues Geschäftsverwaltungssystem, Geverprogramm genannt, das unter anderem für Gemeinderatssitzungen eine elektronische Aktenauflage ermöglicht. Chantal Nitschké hat das nach dem Wegzug ihres Vorgängers Daniel Lehmann noch finalisiert.