«Wir geben Tieren unsere Stimme»
«Wir geben Tieren unsere Stimme», sagt Thomas Märki aus Zwillikon, Präsident der 2010 gegründeten Tierpartei Schweiz (TPS) und Spitzenkandidat auf der TPS-Nationalratsliste (Liste 9) im Kanton Zürich.

Von Werner Schneiter
Märki stellt sogleich klar: «Wir sind keine Tierschutzorganisation, sondern eine Partei, die sich auf der politischen Bühne unter anderem in Bern für die Interessen und Anliegen der Tiere einbringen will.» Und ebenso klar streicht er heraus, dass die TPS keineswegs eine Einthemenpartei ist, wenngleich das Wohl des Tieres im Fokus steht. Ihr gehe es um mehr Ethik, Respekt und Nachhaltigkeit in allen Bereichen – sei es in Umweltfragen, in Wirtschaft und Gewerbe, in der Landwirtschaft oder in der Verkehrspolitik. «Diese Kriterien bilden die Richtschnur unseres Handelns.»
Natürlich steht die Tierpartei ein für die Abschaffung von Tierversuchen und für ein Importverbot von Produkten, deren Herstellungsmethoden in der Schweiz verboten sind. Sie ist für eine tierfreundliche Ausgestaltung des Tierschutzgesetzes und der Tierschutzverordnungen sowie für dessen konsequenten Vollzug, denn «Tierquälerei ist kein Kavaliersdelikt, sondern muss hart angegangen werden», so Märki.
Gesetzliches Minimum – zu wenig für ausreichenden Tierschutz
Thomas Märki schildert zwei Negativerlebnisse, welche den Gedanken zur Gründung einer Tierpartei beschleunigt haben. Als er eine Schafherde sah, die ohne Wasser oder Unterstand gehalten wurde, kamen Zweifel auf: Sind diese Tiere richtig gehalten? Ähnlich seine Reaktion, als er kurz darauf mit dem Segen von einem zweier zerstrittener Brüder dessen Stall auf dem Hof betrat, Fotos machen durfte und das kantonale Veterinäramt kontaktierte. «Es wurden bei beiden Fällen Mängel in der Tierhaltung festgestellt. Man sagte mir aber, dass die Tierhaltung als solches (Anbindehaltung mit lediglich 90 Tagen Auslauf pro Jahr, deren Einhaltung jedoch kaum kontrollierbar ist) dem gesetzlichen Minimum entspräche. Für mich war danach klar: Wenn eine solche tierverachtende Praxis dem gesetzlichen Minimum entspricht, dann ist es höchste Zeit, sich auf politischer Ebene, wo die Gesetze letztlich gemacht werden, für eine Verbesserung der Haltebedingungen für sogenannte Nutztiere einzusetzen», beschreibt Thomas Märki den Schritt zur Gründung einer neuen Partei, der Tierpartei Schweiz (TPS).
Er suchte dann via Facebook gleichgesinnte Kontakte, gründete die Partei am 24. Juli 2010 mit zwei Mitstreitern – und stiess in den Medien auf viel Resonanz. «Ich musste sogar meine Ferien um einige Tage verschieben», sagt Thomas Märki. Gegen 400 Personen schlossen sich in den ersten Wochen der TPS an, heute sind es gegen 1000 Mitglieder. Professionelles Vorgehen ist dem Gründer wichtig, sei dies beim Verfassen von Positionspapieren, von Medienmitteilungen oder bei der Gestaltung von Flyern oder der Homepage (www.tierpartei.ch). Es musste vorerst viel Hintergrund- und Detailarbeit geleistet und öffentliche Veranstaltungen organisiert werden. «Wir haben aber früh entschieden, uns an den Nationalratswahlen zu beteiligen. Die Zürcher Liste der TPS umfasst 12 (kumulierte) Namen; sie ist eine Listenverbindung mit den Mitteparteien eingegangen. Mit Nationalratslisten präsent ist die TPS derzeit in vier Kantonen (Zürich, Solothurn, Bern und Luzern). Im Kanton Solothurn kandidiert die TPS sogar für den Ständerat. Ziel ist es, nach den Wahlen mit der Gründung von Kantonalsektionen schweizweit Fuss zu fassen.
Thomas Märki, selbstständiger Treuhänder und Versicherungs-Broker, investiert als Präsident und Spitzenkandidat viel Zeit. «Zu viel», ergänzt er lachend. Sinn und Zweck seines Engagements habe ihm stets die Kraft zum Weitermachen gegeben – auch als er aufwandmässig an Grenzen gestossen sei. «Es ist ja nicht ganz einfach, einen so schnell wachsenden Betrieb organisatorisch in die richtigen Bahnen zu lenken, nicht zuletzt, weil wir ja eine bunt zusammengewürfelte ‹Truppe› sind», fügt Thomas Märki bei. Er habe bei den Vorbereitungen zur Wahlbeteiligung viel Erfahrungen sammeln können und einiges gelernt, so auch im Umgang mit anderen Menschen oder den Behörden, was nicht immer bloss angenehm war.
Wenn rund 12000 die unveränderte Liste einwerfen...
Thomas Märki glaubt an die Chance eines Sitzgewinns im Kanton Zürich. «Das ist möglich, wenn rund 12 000 Wählerinnen und Wähler unsere Liste unverändert in die Urne werfen», hält er fest und fügt bei: «Wenn wir auf Anhieb einen Sitz schaffen, so wäre dies angesichts einer so kurzen Anlaufzeit eine kleine Sensation.» Die Hoffnung wird auch durch die Listenverbindung genährt. Im Vergleich zu den etablierten Parteien verfügt die TPS im Kanton Zürich über ein geringes Wahlbudget: gegen 20000 Franken, die primär für Flyer verwendet werden, um den Bekanntheitsgrad und die Inhalte der Tierpartei zu verbreiten. Finanziert wird dies ausschliesslich durch Mitgliederbeiträge und wenige Spendengelder. Thomas Märki sieht die Tierpartei mitunter als Bindeglied zwischen Tierschutz und Politik, die ihre Anliegen bei einem Sitzgewinn in Bern direkt einbringen kann. Vielleicht nach dem 23. Oktober 2010.