«Wir müssen reden – über unseren Umgang»
1.-August-Feier im «Paradies» in Mettmenstetten

Man muss eine 1.-August-Feier eben von einem Verschönerungsverein organisieren lassen. Dann klappt es auch mit dem Wetter wie am 1. August in Mettmenstetten. So konnten die Programmpunkte Begrüssung und Rede noch unter Schönwetter-Verhältnissen stattfinden, und auch das gemeinsame Singen der Nationalhymne blieb noch vom Regen verschont. Erst mit den letzten Klängen der Hymne öffnete der Himmel dann auch über Mettmenstetten (wieder) die Schleusen und verwandelte den wunderschönen, hoch über dem Dorf gelegenen Festplatz Paradies in ein Feuchtbiotop.
Dem Fest tat es keinen Abbruch. Der auch dieses Jahr für die Organisation der Nationalfeier zuständige Verschönerungsverein unter der Leitung von Präsident Pesche Junker hatte mit einem grossen Festzelt für die notwendige Schlechtwettervariante vorgesorgt. Für den Rest waren der Turnverein zuständig (Festwirtschaft), die Holzkorporation (Feuer), die Schwyzerörgeli-Formation Hopfemandli und natürlich die vielen Besucherinnen und Besucher.
«Respektvoll miteinander reden»
Zur guten, ja sogar besinnlichen, Stimmung beigetragen hat in Mettmenstetten auch Festrednerin Isabelle Egger. Die Leiterin der Flüchtlingsberatung der Caritas Aargau und frühere SP-Gemeinderätin in Obfelden vermochte trotz des immer wieder angesprochenen, politisch sehr umstrittenen Flüchtlings-Themas ein Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Dabei zog sie auch immer wieder Parallelen zu den Schweizerinnen und Schweizern, die unter Armut oder schweren gesundheitlichen Problemen leiden.
Egger beschönigte nicht die unterschiedlichen Meinungen, die zu den Themen existieren, erwähnte aber gleichzeitig auch immer wieder die Fähigkeit der Menschen im Land, «trotz politisch unterschiedlicher Ansichten» einen Weg zu finden, «respektvoll miteinander zu reden und vor allem: Lösungen zu finden».
Dennoch, so Egger, würden ihr manche Vorurteile und das politische und gesellschaftliche Klima Sorgen bereiten: «Wir müssen reden (...) über unseren Umgang miteinander.» Als Beispiel nannte Egger Flüchtlinge, die nach einer Flucht aus einem Kriegsgebiet in der Schweiz erneut den Boden unter den Füssen verlieren: «Nicht, weil sie verfolgt werden, sondern weil sie sich hier als Mensch nicht wertvoll fühlen.» Ähnlich ergehe es Menschen, auch Schweizern, «die jahrelang hart gearbeitet haben, krank werden und plötzlich alles verlieren. Oder Jugendliche, die nie eine Chance hatten, weil niemand je an sie geglaubt hat. Was diesen Menschen oft mehr zusetzt als ihre Lebenskrise, ist unser Blick auf sie.»
Auch über den Umgang mit Politikerinnen und Politikern müsse man reden. Sie erlebten – nicht zuletzt über die sozialen Medien – eine «zunehmende Feindseligkeit». Diese führe dazu, dass sich viele «nicht mehr trauen, heikle Themen ernsthaft anzupacken».