«Wir nicken in Bonstetten nicht einfach alles ab»
Der Nicht-Beitritt zum Verein Ämtler Standortförderung sei kein Zeichen gegen den Solidaritätsgedanken, so Bonstettens Gemeindepräsident Bruno Steinemann am Neujahrsapéro der Gemeinde – und er verwies auch auf die vorläufige Aufnahme von rund 50 Flüchtlingen.
Drehorgel-Mann Werner Utz und das junge Quartett Acoustica umrahmten den traditionellen Neujahrsapéro der politischen Gemeinde Bonstetten musikalisch – eine Veranstaltung, die auf grossen Anklang stösst. Der Gemeindesaal war am frühen Dienstagabend gut gefüllt, als Gemeindepräsident Bruno Steinemann seinen Streifzug durch das Geschehen in der Gemeinde startete – und vorerst mit Zahlen aufwartete: Bonstetten zählte Ende Jahr 5328 Einwohner, dies bei einem vergleichsweise geringen Ausländeranteil von 14 Prozent. Derzeit zählt die Gemeinde 20 leer stehende Wohnungen, und sie hat 42 Baugesuche behandelt: kleine, grosse und ein paar sehr mühsame, wie Steinemann anfügte und mit dem Hinweis, dass im Einwohnerregister auch Katzen geführt werden, die Lacher auf seiner Seite hatte. «Oh und Ah» erntete er dann bei der Feststellung, dass in Bonstetten im vergangenen Jahr 589 Betreibungen im Gesamtbetrag von 40 Millionen Franken ausgestellt wurden. «Das zeigt, wie leicht man auch für Fantasiebeträge Betreibungen ausstellen lassen kann», bemerkte der Gemeindepräsident.
Mehr Zusammenarbeit im Unteramt
Nachdem sechs neu Eingebürgerte auf der Bühne mit Applaus bedacht wurden, kam der Gemeindepräsident zu den Highlights der Gemeinde im vergangen Jahr – darunter natürlich die Zustimmung zur Einheitsgemeinde, die er in dieser Höhe nicht erwartet hat.
Den Austritt aus dem Sozialdienst-Zweckverband und die Zusammenarbeit auf diesem Gebiet mit den Nachbargemeinden Wettswil und Stallikon sieht Bruno Steinemann als wegweisenden Schritt. «Wir müssen im Unteramt künftig noch verstärkt Aufgaben gemeinsam lösen», fügt er an und erwähnte auch die 54 in der Sozialhilfe behandelten Fälle, die 119 Beschlüsse durch die Sozialbehörde und vor allem den 15-Prozent-Anstieg bei den Zusatzleistungen. «Diese Fälle bleiben bis ans Lebensende bestehen, derweil bei der Sozialhilfe eine Rückkehr ins Berufsleben möglich ist», sagte Bruno Steinemann.
Mangelnder Wohnraum für Asylbewerber
Weder den Austritt aus dem Sozialdienst-Zweckverband, der bis 2017 erfolgt, noch den Nicht-Beitritt zum Verein der Ämtler Standortförderung will der Gemeindepräsident als Zeichen von mangelnder Solidarität gewertet haben. «Wir nicken auf Bezirksebene einfach nicht mehr alles ab», bemerkte er dazu – dies auch unter dem Hinweis, dass die Gemeinde rund 50 Flüchtlinge temporär aufnimmt, die zu den 18 vorläufig aufgenommenen Asylbewerbern hinzukommen. Damit sei das Problem in der Gemeinde jedoch nicht gelöst, hielt Steinemann mit Blick auf mangelnden Wohnraum für Asylbewerber in der Gemeinde fest. «Wir benötigen vier bis acht Wohnungen», sagte er und appellierte an die Einwohner, Raum zur Verfügung zu stellen – und damit seinem Beispiel zu folgen. Steinemann bietet selber eine Liegenschaft. «Die Platzierung von Asylbewerbern ist kein Problem», fügte er an.