Wunsch nach besseren Wegen für Fussgänger und Velofahrer
SP Affoltern sammelt Vorschläge und Ideen
Der Fuss- und Veloverkehr in der Stadt Affoltern sollte an verschiedenen Stellen verbessert und generell ausgebaut werden. Diesen Wunsch haben mehrere Interessierte an einer Informationsveranstaltung der SP-Ortspartei Affoltern zum Thema «Fuss- und Veloverkehr in der Stadt Affoltern – heute und morgen» geäussert. Die Partei sammelt nun weitere Wünsche und Vorschläge und will diese an den Stadtrat weiterleiten.
Zwei Dutzend Zuhörerinnen und Zuhörer wollten am Donnerstagabend in der Märtgalerie in Affoltern von Stadtrat Markus Gasser sowie zwei Interessenvertretern erfahren, was die Stadt bisher unternommen hat – und wie der sogenannte Langsamverkehr ausgebaut werden könnte. Wohl auch ein wenig frustriert mussten dabei einige im Publikum feststellen, dass der Teufel auch beim Thema Fuss- und Veloverkehr oft im Detail steckt. Oder wie es Referent und Kantonsrat (Grüne) Thomas Schweizer formulierte: «Beim Fussgänger- und Veloverkehr geht es immer um 1000 Details, den grossen Wurf kann man selten machen.»
Der für das Ressort Bau/Infrastruktur verantwortliche Affoltemer Stadtrat Markus Gasser (EVP) zeigte anhand verschiedener Beispiele, was die Stadt Affoltern in den letzten Jahren unternommen hat, um den Langsamverkehr zu fördern. Ziel sei eine «Zwölf-Minuten-Stadt», in der man jeden Punkt in der Stadt zu Fuss, mittels Velo oder ÖV innerhalb von zwölf Minuten erreichen könne. Allerdings seien die dafür nötigen Ressourcen beschränkt, die Stadt stehe vor «riesigen Aufgaben». Man schreite daher mit kleinen Schritten voran, aber stetig, so Gasser, der sich als «Velofan» bezeichnete. Als Nächstes stünden Veränderungen auf der als Schleichweg bekannten Verbindungsstrasse Schulrain an, zwischen Zwillikon und Obfelden; die Anwohner sollen demnächst informiert werden.
Erweiterung der Begegnungszone gewünscht
Wie komplex das Thema ist, machte Thomas Schweizer deutlich. Als ehemaliger, langjähriger Geschäftsführer des Fachverbands «Fussverkehr Schweiz» wehrte er sich zu Beginn seines Vortrags gegen den Sammelbegriff «Langsamverkehr». Grund: Velofahrende und Fussgängerinnen und Fussgänger hätten längst nicht immer dieselben Bedürfnisse. Schweizer wünschte sich in seinem Referat unter anderem eine Ausweitung der heutigen Begegnungszone von der Oberen Bahnhofstrasse (Tempo 20, Fussgängervortritt) auf quasi das ganze Kerngebiet der Stadt. Zudem empfahl er Signalisationsänderungen im Bereich des Alters- und Pflegeheims Senevita, um den Fussgänger- vom Veloverkehr zu trennen. Weiter schlug er vor, dass gesperrte Trottoirs im Bereich von Baustellen ausserhalb der Arbeitszeiten wieder begehbar gemacht werden sollten.
Noch ein paar Umdrehungen komplexer ist alles aus Behindertensicht. Matyas Sagi-Kiss, der selber auf einen Rollstuhl angewiesen ist, machte deutlich, dass sich alleine schon Gehbehinderte in ihren Bedürfnissen deutlich unterscheiden von Seh- oder Hörbehinderten. Der im Vorstand der Behindertenkonferenz des Kantons Zürich tätige Sagi-Kiss nannte als Beispiel für die Komplexität eine 30er-Zone. Weil es dort keine Fussgängerstreifen gebe, könnten sich Blinde bzw. Blindenhunde nur schwer orientieren. Für Hörbehinderte wiederum seien die leisen E-Autos ein Problem.
Kein Zugriff auf Kantonsstrassen
Und manchmal hiess das «Problem» am Donnerstag – aus lokaler Fussgänger- und Velofahrersicht – ganz einfach: Kanton. Mehrere aus dem Publikum geäusserten Wünsche nach zusätzlichen Verkehrsberuhigungsmassnahmen musste Gasser beantworten mit: Da sei nichts zu machen, da handle es sich um eine Kantonsstrasse, die Stadt habe da nichts zu sagen. «Für die Zürcher Regierung sind Temporeduktionen von 50 auf 30 ein rotes Tuch», fasste Grünen-Politiker Schweizer knapp zusammen. Daran werde sich bei der jetzigen Zusammensetzung der Kantonsregierung auch nichts ändern.
Wie der Fussgänger- und Veloverkehr in Affoltern in Zukunft aussehen sollte, soll in den nächsten Jahren festgelegt werden. Laut Gasser wurden vor kurzem erste Schritte eingeleitet, um den aus dem Jahr 2012 stammenden kommunalen Verkehrsrichtplan zu überarbeiten.