Zusammenleben über alle Generationen

Altersdurchmischtes Wohnen – das realisiert die Genossenschaft Gewobag in Wettswil. Die 58 Mietwohnungen sollen im Herbst 2025 bezugsbereit sein.

Beim Baustart «Im Weierächer» von links: Daniel Muff, Geschäftsleiter Gewobag, Katrin Röthlisberger, Gemeinde­präsidentin Wettswil, Pascal Döbeli, projektleitender Architekt und Fredy Schär, Präsident Gewobag. (Bild Thomas Stöckli)
Beim Baustart «Im Weierächer» von links: Daniel Muff, Geschäftsleiter Gewobag, Katrin Röthlisberger, Gemeinde­präsidentin Wettswil, Pascal Döbeli, projektleitender Architekt und Fredy Schär, Präsident Gewobag. (Bild Thomas Stöckli)

Wenn ein Projekt von der Planung in die Umsetzung geht, ist das ein Grund, zu feiern. Erst recht, wenn sich die Planung zuvor über Jahre hingezogen hat. 2016 war es, als sich die Baugenossenschaft Gewobag erstmals ernsthaft mit dem Gedanken befasste, in Wettswil zu bauen. Schliesslich verfügt die Unterämtler Gemeinde über noch relativ viel Landreserven und mit Ausnahme der Rotach-Siedlung Dettenbühl über keine Genossenschaftswohnungen.

Die zentrumsnahe Parzelle «Im Weierächer» wurde bald als passend erkannt, doch die Stadt Zürich als Landeignerin war an einem Verkauf vorerst nicht interessiert. Schon die Gemeinde war mit der Anfrage, das Land kaufen oder zumindest im Baurecht nutzen zu dürfen, abgeblitzt. Dies nachdem ihr eigenes Projekt an der Ortsgrenze gegen Bonstetten 2012 durch die Annahme der kantonalen Kulturlandinitiative versenkt worden war. «Wir waren konsterniert», so der damalige Gemeindepräsident Hanspeter Eichenberger rückblickend. Als einzige Alternative für Alters- wohnungen wäre die ungeeignete Parzelle beim Friedhof verblieben.

Drei Jahre mit Zürich verhandelt

Als Türöffner brachte die Gewobag ein eigenes Areal in Zürich Seebach ins Spiel, auf welches die Stadt Zürich ihrerseits ein Auge geworfen hatte. So kam es in dreijähriger Verhandlung zum Tausch-Kauf-Geschäft, der die altersdurchmischte Überbauung «Im Weierächer» erst ermöglichte. 2019 setzte sich im Architekturwettbewerb das Projekt von WSS Architekten durch. Die Baubewilligung vom März 2022 konnte durch Einsprachen zwar noch verzögert, aber nicht verhindert werden.

Der Spatenstich wurde letzte Woche gefeiert, tatsächlich gearbeitet, wird seit Dienstag. Bis im Sommer 2024 sollen die fünf Baukörper im Rohbau stehen, der Bezug der 58 Wohneinheiten und der Praxis für drei Ärzte ist für Herbst 2025 vorgesehen.

Gut die Hälfte der Wohnungen werden dreieinhalb Zimmer haben, daneben sind aber auch zehn 2½- und elf 4½-Zimmer-Wohnungen sowie sieben 5-Zimmer-Maisonette-Wohnungen ­geplant. Diesen Mix habe man gewählt, damit ein altersdurchmischtes Zusammenleben über alle Generationen stattfinden könne, teilt die Wohnbaugenossenschaft mit. Diese Durchmischung habe sich andernorts bewährt, so Gewobag-Präsident Fredy Schär. Bei der Wohnungsvergabe – Priorität hat die lokale und regionale Bevölkerung – wird auch die Anzahl der Bewohnerinnen und Bewohner berücksichtigt. Einzelpersonen erhalten demnach eine 2½-, Paare höchstens eine 3½- und nur Familien eine grössere Wohnung.

«Im Weierächer» soll keine Schlafsiedlung werden, das ist den Gewobag-Verantwortlichen wichtig. Unter anderem mit einem «Gemeinschaftskässeli» wird das Zusammenleben gefördert. «Uns ist es wichtig, dass die Bewohnerinnen und Bewohner etwas tun, was die Gesellschaft zusammenfügt», so Fredy Schär. Dazu soll auch die Umgebungsgestaltung beitragen, mit naturnaher Gestaltung, Obstbäumen, aber auch Spielraum.

«Baggerbiss» und Musik

«Stein und Mörtel bauen ein Haus – Geist und Liebe schmücken es aus», ­rezitierte Fredy Schär am Spatenstich. Daniel Muff, Geschäftsleiter der Gewobag, blickte zurück auf «sieben Jahre der Vorbereitung, Entwicklung und Überzeugungsarbeit. Und Pascal Döbeli, projektleitender Architekt, dürfte allen Beteiligten aus dem Herzen gesprochen haben mit dem Ausdruck seiner Freude, endlich loslegen zu können. «Moderne, nachhaltige Bauten», pries er an, «in Minergie-P-eco-Standard, mit Erdsonden und Fotovoltaik.»

Seitens Gemeinde freut man sich über das Angebot von altersdurchmischtem Wohnen. «Die Nachfrage von Leuten, die ihr Einfamilienhaus verlassen, aber trotzdem im Dorf bleiben möchten, ist rege», hielt Gemeindepräsidentin ­Katrin Röthlisberger in ihrer Ansprache fest.

Anstelle eines Spatenstichs gab es zum Baustart übrigens einen «Baggerbiss». Fredy Schär führte diesen höchstpersönlich aus – sichtlich begeistert. Zu Klängen des Musikvereins Bonstetten durften sich die rund 80 geladenen ­Gäste anschliessend mit Grilladen und Getränken verwöhnen lassen.

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