Zustimmung für Ausbau

Postulat zu Viertelstundentakt nach Zug an Regierungsrat überwiesen

Eine S-Bahn-Komposition unterwegs von Affoltern nach Mettmenstetten. Nach der Überweisung eines Postulats prüft der Regierungsrat nun den Ausbau auf einen Viertelstundentakt. (Bild Dominik Stierli)

Wie der «Anzeiger» letzte Woche berichtete, lässt sich nicht einfach feststellen, ob sich ein Ausbau der S-Bahn-Verbindungen nach Zug rechtfertigt. Viele Zahlen zu den Verkehrsströmen sind schon älteren Datums und zusätzlich sind viele Statistiken aus den Corona-Jahren nicht aussagekräftig.

Das Gesamtverkehrsmodell des Kantons Zürich rechnet damit, dass bis 2030 die Verkehrsströme in die benachbarten Zuger Ortschaften und die Stadt Zug stark ansteigen. Dabei sollte der ÖV-Anteil bei Reisen in die Stadt Zug von heute 17 Prozent auf 30 Prozent steigen. Um dies zu fördern, wäre eine viertelstündliche Verbindungen in die Stadt Zug von Vorteil. Dies fordert auch die Zürcher Planungsgruppe Knonaueramt in ihrem Gesamtverkehrskonzept vom November 2022. Auf politischer Ebene verzeichnet das Vorhaben nun einen ersten Erfolg. Nach der Einreichung des Postulats «Viertelstundentakt Zürich–Affoltern am Albis–Zug» im Januar 2023 und der negativen Stellungnahme des Regierungsrates im April 2023, wurde diesem nun aber vergangene Woche im Zürcher Kantonsrat zugestimmt. Vorgängig wurde angeregt darüber diskutiert.

«Wachstum nicht einseitig»

In seinem Eintretensvotum sagte Grüne-Kantonsrat Thomas Schweizer, dass in Anbetracht des Siedlungsdruckes im Knonauer Amt der Ausbau nicht erst 2050, sondern bereits heute an die Hand genommen werden müsste. «Damit das Wachstum nicht einseitig auf der Strasse erfolgt, braucht es einen Viertelstundentakt nach Zug», führte der Hediger aus. Es brauche dafür Doppelspurausbauten an den nötigen Kreuzungspunkten, aber nicht durchgehend. Schweizer erinnerte daran, dass mit dem Ausbau des Zimmerbergtunnels bereits ab 2035 für das südliche Knonauer Amt der Weg über Zug nach Zürich schneller sein werde, als um den Üetliberg herum. Er bezeichnet dies als «fundamentale Änderung der Verkehrsströme». Generell stelle man fest, dass das Amt für Raumentwicklung die Siedlungsentwicklung im südlichen Knonauer Amt nicht auf dem Radar habe. Es werde nicht über die Kantonsgrenzen hinaus geschaut, obwohl sich die Mobilität der Bevölkerung wenig um die Kantonsgrenzen kümmere.

Einen Seitenhieb erlaubt sich der Grüne-Politiker noch bezüglich der kantonalen Mittelschulplanung, bei dem der Kanton die Entwicklung im Knonauer Amt unterschätzt habe. «Im Gegensatz zu Mittelschulen kann der Viertelstundentakt nicht mit Provisorien eingeführt werden», führte er dazu aus.

Grosses Wachstum im Säuliamt

SVP-Kantonsrat Marc Bochsler aus Wettswil bekundete Zweifel, ob diese sehr lange Wartezeit bis 2050 in einer dynamisch wachsenden Region wie ­Zürich den Bürgern gerecht werde. «Es wäre wünschenswert, wenn wir auch auf kantonaler Ebene Initiative zeigen würden», sagte er.

SP-Kantonsrätin Hannah Pfalzgraf aus Mettmenstetten stellte klar, dass das Säuliamt wachse – schneller als jede Schätzung und Vorhersage.

Auch der Grünliberale Ronald Alder gab ein Votum für das Postulat ab. Er erinnerte daran, dass der Bezirk Affoltern ein sehr stark wachsender Bezirk sei. Die ÖV-Anbindungen nach Zürich seien gut, diejenigen nach Zug nicht. Ein Ausbau sei darum dringend angezeigt. Es sei Zeit, dass sich der Regierungsrat jetzt für die Anliegen der Bevölkerung beim Bund einsetze. Mehrere Redner betonten auch, dass nur mit dem Ausbau der Modalsplit zwischen Strasse und Schienen zugunsten der Bahn verändert werde.

EVP-Kantonsrat Daniel Sommer sagte, dass hier wieder einmal Theorie auf Praxis treffe. Die Verlierer dieser verfehlten Planung seien die Dörfer im Knonauer Amt, welche nicht oder ungenügend an die S-Bahn angeschlossen würden. Er wünschte sich vom Regierungsrat wenigstens eine Rückmeldung, ob er das Anliegen der Region verstehe und auch bereit sei, sein ganzes Gewicht darauf einzusetzen.

FDP gegen Postulat

Auch einige Gegenstimmen waren an der Sitzung zu hören. So unterstützte die FDP das Anliegen nicht mehr. FDP-Vertreterin Sonja Rueff-Frenkel erinnerte daran, dass dieses Postulat nichts bringe. «Es ist der Bund, der zuständig ist», und führte aus, dass man via der ZVV-Strategie Einfluss nehmen könne, aber nicht mit dem Postulat.

Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh betonte, dass der Regierungsrat schon ein Herz fürs Knonauer Amt habe und wisse, was dort läuft. Sie sprach auch von einer attraktiven Gegend. Sie verweist aber auf die Zuständigkeiten und Abläufe. «Der Bund ist zuständig und nicht mehr der ZVV», erklärt sie. Ihr Anliegen ist bei uns gut aufgehoben, aber zaubern kann ich leider nicht.»

Mit 116 zu 27 Stimmen wurde das Postulat dem Regierungsrat zu Bericht und Antrag innert zwei Jahren überwiesen. Das heisst, der Regierungsrat ist nun beauftragt, sich für den raschen S-Bahn-Ausbau von Affoltern in Richtung Zug einzusetzen. Damit verbunden ist das Ziel, im nächsten Ausbauschritt einen Viertelstundentakt anbieten zu können. Ob das aber in Bern Gehör findet, ist mehr als ungewiss.

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