«Blumen sind vergänglich, aber die Emotionen bleiben»

Gloria Mark, Geschäftsführerin eines Blumenladens, vereint Kreativität mit Trendbewusstsein

Gloria Mark ist Geschäftsführerin eines Affoltemer Blumenladens. (Bild Marina Klaic)

Gloria Mark ist Geschäftsführerin eines Affoltemer Blumenladens. (Bild Marina Klaic)

Der Preis für eine rote Rose erscheint hoch, doch entlang der Wertschöpfungskette bleibt nur ein geringer Anteil für alle Beteiligten. (Bild Angela Bernetta)

Der Preis für eine rote Rose erscheint hoch, doch entlang der Wertschöpfungskette bleibt nur ein geringer Anteil für alle Beteiligten. (Bild Angela Bernetta)

«Anzeiger»:Was hat Sie dazu inspiriert, in einem Blumenladen zu arbeiten, und was fasziniert Sie bis heute an diesem Beruf?

Gloria Mark: Meine Liebe zu Blumen begann früh: Bereits mit 12 oder 13 schnupperte ich erstmals in einem ­Blumenladen in Siebnen/SZ, wo ich aufgewachsen bin. Doch damals gab es nur wenige Lehrstellen, sodass ich mich für eine kaufmännische Ausbildung entschied. Jahre später ergab sich durch meinen Partner Thomas Schneebeli die ­Chance, den Familien-Blumenladen zu übernehmen – und ich wagte den Sprung. Heute könnte ich mir keinen schöneren Beruf vorstellen. Die kreative Arbeit mit natürlichen Materialien, die handwerkliche Gestaltung und der Austausch mit dem Team gefallen mir sehr gut.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag in Ihrem Blumenladen aus – von der ersten bis zur letzten Blume?

Unser Tag beginnt mit einem Briefing, danach werden die Aufgaben verteilt. Dank klarer Abläufe und To-do-Listen läuft alles strukturiert und effizient. Im Laufe des Tages fertigen wir Werkstücke für den Laden an, bearbeiten Bestellungen, kümmern uns um die Pflanzenpflege und den Einkauf von Schnittblumen – entweder direkt vom Lieferwagen oder online. Kundengespräche gehören genauso dazu wie die Ausbildung unserer Lernenden und Schnupperlehrlinge. Nachwuchsförderung ist uns wichtig, denn immer weniger junge Menschen ergreifen diesen Beruf. Trotz der vielen Arbeit bleibt Zeit für den Teamgeist – ein kurzer Schwatz zwischendurch gehört einfach dazu.

Welche besonderen Herausforderungen bringt die Arbeit mit frischen Blumen mit sich?

Blumen sind ein empfindliches Naturprodukt und der Handel damit erfordert eine exakte Planung. Steigende Energiepreise in Anbauländern wie Holland und Ecuador verteuern die Produktion zusätzlich. Qualität hat ihren Preis: Eine rote Rose für 7 Franken 50 mag viel erscheinen, aber wenn man die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet, bleibt für alle Beteiligten nur ein kleiner Anteil. Um flexibel zu bleiben, haben wir unsere Einkaufsstrategie angepasst und setzen verstärkt auf kurzfristige Bestellungen – am liebsten mit Schweizer Schnittblumen. Die richtige Pflege, ­Lagerung und Beratung sorgen dafür, dass unsere Blumen so lange wie möglich frisch bleiben.

Gibt es eine bestimmte Jahreszeit oder ein Ereignis, das Floristinnen und Floristen gleichermassen lieben und fürchten?

Hochbetrieb herrscht an Feiertagen wie dem Valentinstag oder dem Muttertag. Die richtige Menge an Blumen einzuplanen, ist jedes Mal eine Herausforderung – aber wenn der Laden voll ist und die Kundinnen und Kunden zufrieden sind, ist die ganze Mühe vergessen. Die Adventszeit ist für uns besonders intensiv: Wer eine Weihnachtsausstellung organisiert, weiss, wie viel Arbeit dahintersteckt – aber die Freude, etwas Besonderes für die Kundschaft zu schaffen, macht die Mühe jedes Jahr aufs Neue lohnenswert.

Wie beeinflussen Trends und soziale Medien Ihre Arbeit? Gibt es Blumen, die plötzlich alle wollen?

Definitiv! Besonders Instagram prägt die Nachfrage, vor allem bei Hochzeiten. Trends verbreiten sich rasant, und plötzlich möchten alle Brautpaare bestimmte Blumen oder Stile. Momentan sind Trockenblumen und natürliche, wilde Floristik sehr gefragt – das passt gut zu unserem nachhaltigen Ansatz.

Wie verändert sich Ihr Blick auf die Natur und Blumen ausserhalb der Arbeit – können Sie noch unbefangen durch einen Park spazieren?

Nein – aber genau das macht es spannend. Floristinnen und Floristen nehmen die Natur anders wahr: Eine seltene Blüte, schönes Moos oder ein besonderer Ast fallen uns sofort ins Auge. Wir haben einen geschärften Blick fürs Detail und sehen überall Inspiration. Gleichzeitig ist uns Nachhaltigkeit wichtig – wir ­wissen, wie wertvoll eine intakte Natur für unsere Arbeit ist.

Was ist der grösste Mythos über Floristinnen und Floristen, den Sie unbedingt aufklären möchten?

Viele denken, unser Job bestehe nur darin, Sträusse zu binden. Dabei steckt viel mehr dahinter. Floristik vereint Handwerk, Kunst und Wissen – von Farb- und Gestaltungslehre über Kalkulation bis hin zur Botanik. In der Ausbildung lernt man rund 400 lateinische Pflanzennamen – und das ist erst der Anfang. Hinzu kommen emotionale Momente: Wenn Angehörige Blumen für eine Trauerfeier aussuchen, braucht es Einfühlungsvermögen. Unsere Arbeit ist nicht nur kreativ, sondern auch anspruchsvoll – und genau das macht sie so besonders.

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