«Der Kontakt mit Menschen macht mir Spass»

Serie «Start ins Berufsleben»: Filip Kuzmanovic absolviert bei der Landi Albis eine kaufmännische Lehre

Filip Kuzmanovic an seinem Arbeitsplatz bei der Landi Albis in Mettmenstetten. (Bild Marcus Weiss)

Das Grossraumbüro in der Nähe des Bahnhofs Mettmenstetten ist hell und freundlich, mehrere Mitarbeitende sitzen konzentriert vor ihren Computern. Wir sind bei der Landi Albis – gemäss eigener Beschreibung eine Agrargenossenschaft mit 278 Mitgliedern, die in der gesamten Region Knonauer Amt sowie im Limmattal tätig ist.

An einem mit zweierlei Bildschirmen ausgestatteten Arbeitsplatz am Fenster sitzt Filip Kuzmanovic. Der 16-Jährige ist gerade dabei, einen grossen Stapel Rechnungslisten im firmeneigenen System am PC zu verbuchen. «Es ist eine Arbeit, die meistens am Monatsanfang anfällt, daneben befasse ich mich hauptsächlich mit Kundenbestellungen, dem Kontieren von Rechnungen oder der Korrektur von Lieferscheinen», erzählt der KV-Absolvent, der im Sommer sein erstes Lehrjahr komplettieren wird. Man spürt, dass ihm seine Aufgaben Freude bereiten: «Heute habe ich auch schon die Kassenkontrolle von den zu unserem Unternehmen gehörenden Volg-Filialen und von den Cafés gemacht», berichtet Filip Kuzmanovic.

Dabei gibt es neben der Bildschirmarbeit noch immer «klassische» Bürotätigkeit auf Papier zu verrichten, etwa beim Bearbeiten von per Hand ausgefüllten Bestellbögen. Der Lernende kann beidem etwas abgewinnen, denn auch wenn gewisse Tätigkeiten durchaus als Fleissarbeit bezeichnet werden könnten, finde er sie spannend, ermöglichten sie ihm doch vielfältige Einblicke in die Abläufe des Betriebs. Wie man rasch feststellt, hat er bereits im ersten Lehrjahr bei seiner Arbeit die grösseren Zusammenhänge im Auge: «Alle Abteilungen sind verbunden, wenn wir hier zu langsam arbeiten, gerät in der Folge auch die Buchhaltung in Rückstand», so der Lernende. Man werde bei der Arbeit mit allem Möglichen konfrontiert, nebst lobenden Worten von Kunden mitunter auch mit Reklamationen. Kein Problem für den Berufseinsteiger: «Mir gefällt es, am Telefon mit den anderen Mitarbeitern zu reden und Probleme zu lösen», sagt der KV-Absolvent, der mit seiner Lehrstelle offensichtlich eine gute Wahl getroffen hat.

Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Entscheidungsfindung

Wie ist Filip Kuzmanovic zur Entscheidung für diese Lehre gelangt? «Handwerkliches kam für mich weniger ­infrage, mich interessierten nebst den kaufmännischen eher technische Ausbildungen», blickt er zurück. Einen Berufswunsch aus Kindertagen habe es bei ihm nicht gegeben. «Geschnuppert habe ich dann als Elektriker, Automechatroniker, hier bei der Landi Albis für die KV-Lehre, und schliesslich noch als technischer Zeichner.» Bei letzteren beiden Berufen habe es am Schluss so etwas wie ein Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Entscheidungsfindung gegeben, bei dem dann die KV-Ausbildungsstelle bei der Landi obsiegte.

Der kaufmännische Lehrling hat die Sekundarschule Stufe B abgeschlossen, und er hebt hervor: «Ich habe keine Nachteile im KV gegenüber Sek-A-Schülern. Man kann eine kaufmännische Ausbildung auch als guter Sek-B-Schüler erfolgreich bestehen, ich denke, mein Beispiel kann andere ermutigen, diese Option auch für sich zu prüfen.» Auf die Frage, was Jugendliche wissen müssen, die bei der bevorstehenden Berufswahl über eine kaufmännische Lehre nachdenken, gibt es vom Lernenden eine klare Antwort: «Es ist wichtig zu wissen, dass man gerne mit Zahlen arbeiten muss, Kundenkontakt am Telefon und per E-Mail nicht scheuen darf, und dass genaues Arbeiten unbedingt erforderlich ist.» Die Voraussetzungen seien je nach KV-Ausrichtung etwas unterschiedlich, so wären beispielsweise bei einer Versicherung Fremdsprachen noch zentraler als bei einem Handelsbetrieb mit eher lokaler Ausrichtung. Im KV-Schulunterricht am Stadtzürcher Escher-Wyss-Platz, den er montags und freitags je ganztags besucht, sind Filip Kuzmanovic die Fächer Rechnungs­wesen und Informatik am liebsten. Doch der in Obfelden wohnhafte junge Mann, der in seiner Freizeit in einem Verein Fussball spielt und vielfältige soziale Kontakte pflegt, schätzt den Umgang mit Menschen auch bei der Arbeit sehr. Dies kann ihm die Lehre bei der Landi bieten, und so fühlt er sich im Team sichtlich wohl.

Seine Eltern (die Mutter ist Informatikerin, der Vater in einem Metallbauberuf tätig) haben ihn und seinen anderthalb Jahre älteren Bruder, der in der Ausbildung zum Polymechaniker ist, bei der Berufswahl nicht in eine bestimmte Richtung drängen wollen, was Filip sehr schätzt. «Sie wollten, dass ich das mache, was ich gerne möchte, schliesslich absolviere ich die Lehre ja für mich», so der Leitgedanke, der wohl die beste Voraussetzung für einen erfolgreichen Einstieg ins Berufsleben ist.

Weitere Artikel zu «Gewerbe», die sie interessieren könnten

Gewerbe26.06.2025

Jetzt gibt es auch Glace aus «fairer Milch»

Säuliämter Genossenschaft startet neue Produktlinie mit sechs Eissorten
Gewerbe23.06.2025

Vom IT-Profi zum Tierversteher

Wie Chris Lenz aus Affoltern den Weg von der Software zur Tierpsychologie fand
Gewerbe19.06.2025

Mutiger Neustart: Vom Auto zum Wein

Sabine Reber aus Stallikon ist ihrer inneren Stimme gefolgt und produziert nun alkoholfreie Weine