Lokale Elektrizitätsgemeinschaften auch in Ottenbach?

Gut besuchter Energieanlass von Gemeinde und Energiekommission

Sie bestritten den gut besuchten Energieanlass in Ottenbach (von links): Ulrich Dürr, Beat Kyburz, Andrew Rieder, alle Energiekommission Ottenbach; Marcel Eicher, Gemeinderat Mettmenstetten; Franz Zeder, Gemeinderat/Energie-kommission; Hans-Heiri Fr
Sie bestritten den gut besuchten Energieanlass in Ottenbach (von links): Ulrich Dürr, Beat Kyburz, Andrew Rieder, alle Energiekommission Ottenbach; Marcel Eicher, Gemeinderat Mettmenstetten; Franz Zeder, Gemeinderat/Energie-kommission; Hans-Heiri Frei, EKZ; David Gadient, Energiekommission. (Bild Werner Schneiter)

Was ändert mit dem neuen Stromgesetz? Welche Auswirkungen hat das für Besitzerinnen und Besitzer von Photovoltaikanlagen (PV)? Und wie läuft die Vermarktung von PV-Eigenstrom? Diese und andere Fragen wurden im Rahmen eines Informationsanlasses in Ottenbach erörtert. Ab 2026 erlaubt das revidierte Stromgesetz auch lokale Elektrizitätsgemeinschaften (LEG). All dies stiess auf grosses Interesse: Der Gemeindesaal war annähernd voll besetzt. «Wir wollen auch Praxiserfahrung vermitteln», sagte Gemeinderat Franz Zeder bei der Begrüssung, erfreut über den grossen Zulauf.

Serviert wurde allerdings nicht eben leichte Kost. Beat Kyburz, Mitglied der Energiekommission in Ottenbach, erläuterte, was sich nach Annahme des Stromgesetzes 2024 ändert. Ab 2026 gelten schweizweit harmonisierte Rückliefertarife für PV-Strom. Das hat Einfluss auf die Rentabilität der PV-Anlagen. Garantiert ist eine minimale Basisvergütung von 6 Rappen. Hinzu kommt die sogenannte HKN-Vergütung (finanzielle Entschädigung für den ökologischen Mehrwert von erneuerbarem Strom) von 3 Rappen, total also 9 Rappen. Anhand von Beispielen wurden detailreich Möglichkeiten zur Vermarktung von PV-Eigenstrom aufgezeigt – etwa beim Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) anhand von Beispielen bei Ein- und Mehrfamilienhaus, garniert mit Zahlen und technischen Details.

Ulrich Dürr, Mitglied der Ottenbacher Energiekommission, lieferte ein Anwenderbeispiel beim EKZ-Produkt «Eigenstrom X» für 19 Wohneinheiten mit Dächern von je zirka 200 Quadratmetern Nutzfläche. Auf einem Dach wurde die PV-Anlage mit 25 kWp installiert – eine Investition, die von den Eigentümern und Mieterinnen anteilig finanziert wurde. Die Teilnehmenden, die sich einzeln für Eigenstrom X registrieren und bei den EKZ angemeldet sein müssen, erhalten den eigenverbrauchten Strom mit 2 Rappen Reduktion. Ausserdem wird dem notwendigen Produktionszähler der PV-Anlage der eigenverbrauchte Stromtarif (1 Rappen/kWh) am Jahresende gutgeschrieben.

Innerhalb von Quartier oder Gemeinde vermarkten

Das revidierte Stromgesetz erlaubt ab nächstem Jahr lokale Elektrizitätsgemeinschaften (LEG). Damit kann lokal erzeugte Elektrizität über das öffentliche Netz innerhalb eines Quartiers oder gar einer Gemeinde vermarktet werden, aber nicht über die Gemeindegrenze hinaus. Innerhalb eines Quartiers oder der Gemeinde sind mehrere LEGs möglich. EKZ-Vertreter Hans-Heiri Frei ergänzte, dass der Strom innerhalb der LEG produziert und abgesetzt werden muss, bevor ein allfälliger Überschuss verkauft werden darf. Mit einer LEG kann der Eigenverbrauch bis zu 100 Prozent gesteigert werden. Preisvorgaben gibt es keine. Der Preis muss allerdings «fair» sein. Für die Inanspruchnahme des öffentlichen Stromnetzes erhalten die LEG-Teilnehmenden beim Bezug von internem Strom einen reduzierten Netznutzungstarif – mit einem gesetzlich festgesetzten Abschlag von maximal 40 Prozent des sonst üblichen Tarifs, falls der Austausch auf derselben Netzebene erfolgt.

Es sind nur Produktionsanlagen mit jährlich mindestens 500 Betriebsstunden zulässig. Jeder Produzent und jede Endverbraucherin dürfen nur an einer LEG teilnehmen. Mit Rechenbeispielen veranschaulichte Frei die Preisgestaltung, die vielfältigen Szenarien und Möglichkeiten. Der bisherige Mieter ist beim Start der LEG nicht zu einer Teilnahme verpflichtet, neu Mietende aber schon, wenn die LEG bei Mietbeginn in Betrieb ist; für diese gibt es keine Widerspruchsmöglichkeit. Fazit des EKZ-Vertreters: Strom-Eigenverbrauch sei zwar lohnender als LEG, aber mit LEG werde es möglich, lokal produzierten Strom in grösserem Umfang lokal zu nutzen. «Die Energiewende kommt zu den Leuten, auch Mieterinnen und Mieter können sich beteiligen. Schon heute ist ein grosses Interesse für LEG feststellbar.»

Pilotprojekt in Mettmenstetten

So ist es jedenfalls in Mettmenstetten, wo im Mai dieses Jahres eine Info-Veranstaltung zum Thema LEG stattfand. Ziel sei es vorerst, alle 32 gemeindeeigenen Liegenschaften (Gemeinde, Primar- und Sekundarschule) im Rahmen eines Pilotprojekts mit den EKZ miteinander zu vernetzen. Dabei soll der produzierte Solarstrom unter den Liegenschaften verteilt werden, führte der Mettmenstetter Gemeinderat Marcel Eicher aus. Noch unklar sei dabei die Rolle der Gemeinde in einer LEG: Betreiberin, Koordinatorin, Vermittlerin oder Infrastrukturträgerin? Das soll nun bis Ende November geklärt werden. Auch aus den Erfahrungen der Bevölkerung will die Gemeinde einen Leitfaden zur Einführung von LEG herstellen, so Eicher. LEG müsse nicht die Lösung sein. Wichtig sei das Ziel, möglichst viel Strom lokal herzustellen und zu verbrauchen – in welcher Form auch immer, schloss der Referent unter dem Hinweis auf die gute Zusammenarbeit mit den EKZ bei dieser komplexen Thematik.

In der gut genutzten Fragerunde nach der Veranstaltung tauchte dann auch die Frage nach LEG-Projekten in Ottenbach auf. Das werde auf jeden Fall geprüft, und Potenzial sei vorhanden, hiess es vonseiten der Energiekommission. Schulhaus und Werkhof sind bereits mit PV-Anlagen ausgestattet.

Weitere Artikel zu «Gewerbe», die sie interessieren könnten

Gwenda Bösch steht neben einem Backofen in der Bäckerei Betschart. Es ist nicht zu unterschätzen, welche Heraus-forderungen die ungewohnten Backöfen in Shanghai für sie 2026 sein werden. (Bild zvg)
Gewerbe30.10.2025

Mit Bonstetter Gipfeli China zum Ziel

Lehrabschluss-Preis: Swiss-Skills-Gewinnerin Gwenda Bösch ist in den Vorbereitungen für die World Skills in Shanghai
Moderatorin Christine Hubacher mit Mohammad Khaleghi (links) und Saddam Sadiq.
Gewerbe27.10.2025

Was braucht es, damit die Integration in den Arbeitsmarkt gelingen kann?

Die Podiumsveranstaltung im Kasinosaal Affoltern gab einen spannenden Einblick
Pfister und der Baumarkt OBI in Affoltern bei der Eröffnung. (Archivbild Davide Wyss)
Gewerbe23.10.2025

OBI-Baumarkt eröffnet im Einkaufszentrum Zugerland

Im August 2023 schloss der Standort in Affoltern, jetzt folgt eine Neueröffnung in Steinhausen