Mit Bonstetter Gipfeli China zum Ziel

Lehrabschluss-Preis: Swiss-Skills-Gewinnerin Gwenda Bösch ist in den Vorbereitungen für die World Skills in Shanghai

Gwenda Bösch steht neben einem Backofen in der Bäckerei Betschart. Es ist nicht zu unterschätzen, welche Heraus-forderungen die ungewohnten Backöfen in Shanghai für sie 2026 sein werden. (Bild zvg)
Gwenda Bösch steht neben einem Backofen in der Bäckerei Betschart. Es ist nicht zu unterschätzen, welche Heraus-forderungen die ungewohnten Backöfen in Shanghai für sie 2026 sein werden. (Bild zvg)

Gwenda Bösch hat schon immer gern gebacken. Aber dass die Liebe zum Backen sie nach Shanghai bringen wird, hat sie nicht geahnt, als sie ihre Berufslehre zur Bäckerin-Konditorin-Confiseurin EFZ antrat. Sie hatte auch Schreinerin und Tierarztgehilfin – sie besitzt zwei Pferde – geschnuppert. Die Tätigkeiten und vor allem die familiäre Atmosphäre in der Bäckerei Betschart in Bonstetten überzeugten sie. «Wenn es zu Hause in Stallikon was zu feiern gab, holten wir Gipfeli in Bonstetten. Es sind die besten», erzählt sie.

Sie wurde in den Kategorien «bester Berufspraxisabschluss», «bester schulischer Abschluss» und «beste Gesamtnote» für den Lehrabschluss-Preis nominiert. Ab November bereitet sie sich in der Richemont Fachschule in Luzern auf die World Skills 2026 in Shanghai vor.

Backen und dekorieren

Was man als Bäckerlernende immer zuerst gefragt wird: «Muss man da nicht mitten in der Nacht aufstehen und arbeiten gehen?» Lehrmeister Rafael Betschart achtet darauf, dass seine Lernenden nicht von Anfang an früh in der Backstube sein müssen. Gwenda Bösch kann dem frühen Arbeitsbeginn aber Gutes abgewinnen: «Am frühen Nachmittag konnte ich mit meinen Pferden im Aeugstertal ausreiten, während andere noch bei der Arbeit waren.» Selten musste sie auch am Sonntag arbeiten, generell waren aber Sonntag und Montag frei.

Als Bäckerin-Konditorin-Confiseurin bereitet Gwenda Bösch verschiedene Brote wie Weissbrot, Vollkornbrot und Zopf zu, aber auch Kleingebäck wie Gipfeli und Brioches, Patisserie wie Torten und Cakes sowie Süsswaren und Feinkostprodukte wie Sandwiches. In ihrer Freizeit malt Gwenda Bösch auch gern und ihre kreative Seite kommt auch bei der Dekoration von Patisserieprodukten zum Ausdruck.

Unterstützendes Umfeld

Das Team der Bäckerei Betschart unterstützte Gwenda Bösch bei den Vorbereitungen zu den Swiss Skills, gab Ratschläge und kritisierte aufbauend. Dominique Keiser war ihr engagierter Ausbilder, er hatte selbst vor drei Jahren seine Lehre bei der Bäckerei Betschart absolviert.

Gwenda Bösch erzählte lachend, wie sie den Kampf gegen die Schoggi-S gewann. Dieses Gebäck wollte einfach nicht perfekt gelingen. Sie blieb dran – und jetzt stellt sie dieses «Stückli» besonders gern her. Ausdauer ist ein Faktor für ihren Erfolg bei den Swiss Skills. «Stückli» ist der offizielle Schweizer Begriff für Süssgebäck, grösser als Konfekt und kleiner als Kuchen.

Gwenda Bösch backt gern Torten, ihr gelingen verschiedene Teigsorten – und wenn nicht, übt sie, bis sie ihr Handwerk beherrscht. Sie kann beispielsweise tourierten Hefeteig herstellen und Ein-Strang-Zöpfe flechten.

Auch ihre Eltern unterstützten sie während der Lehre und insbesondere bei der Teilnahme an den Swiss Skills. Sie freuen sich auch, wenn ihre Tochter etwas Leckeres, Selbstkreiertes nach Hause bringt. Sie geben Feedback aus Kundensicht, dafür ist ihnen Gwenda Bösch dankbar.

«Bei der intensiven Vorbereitung auf die Swiss Skills habe ich viel gelernt und der Erfolg half mir, meinen Selbstwert zu stärken», meint sie. «Da waren Experimentierfreude und Kreativität gefragt. Handwerk liegt mir am Herzen, ich bin eine Praktikerin.» Sie lernte nicht nur, Höchstleistungen zu erbringen, ebenso wichtig fand sie den lösungsorientierten Umgang mit Fehlern.

Ziel Shanghai

World Skills sind ein Leistungsvergleich nicht akademischer Berufe für Teilnehmende bis zu 23 Jahren. Das erklärte Ziel: «Unsere Welt mit der Kraft der Fähigkeiten verbessern. Heute sind rund 82 Länder beziehungsweise Regionen Mitglied. Es finden Wettbewerbe in über 50 Berufen mit rund 1600 Teilnehmern statt.

«Ab November werde ich in der Richemont Fachschule arbeiten. Dort werde ich die fachliche Unterstützung für die Vorbereitung auf die World Skills bekommen. Es arbeiten dort unglaublich gute und interessante Leute, und ich denke, das wird eine sehr spannende Zeit», erzählt sie. «Wie die Vorbereitung genau aussehen wird, kann ich jetzt noch nicht genau sagen.» Gwenda Bösch wird die Herausforderungen mit der für sie typischen Offenheit, mit Mut zum Ausprobieren und ihrer positiven Grundstimmung annehmen.

Dass sie bei den World Skills die Schweiz vertritt und die Aufgaben so komplex sind, setzt Gwenda Bösch schon etwas unter Druck, und sie fragt sich: «Werde ich es schaffen?» Sie wird ihr Bestes geben – und danach ihre berufliche Laufbahn weiter bewusst gestalten: «Stand jetzt wäre es geplant, die Berufsmatura nach den World Skills nachzuholen, aber ich weiss natürlich auch nicht, was zu diesem Zeitpunkt sein wird. Darum bin ich offen für die Zukunft.»

Die World Skills formulieren: «Wir schärfen das Profil und die Anerkennung von Fachkräften und zeigen, wie wichtig deren Kompetenzen für wirtschaftliches Wachstum sind.» Dies ist auch das Ziel des Lehrabschluss-Preises Knonauer Amt.

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weitere Berufe hat Gwenda Bösch bei der Lehrstellensuche ausprobiert.

Der Arbeitgeberverband AGV des Bezirks Affoltern, das Lehrstellenforum, die Standortförderung Knonauer Amt und der KMU- und Gewerbeverband Bezirk Affoltern Kgvba verleihen gemeinsam die Lehrabschluss-Preise. Teilnahmeberechtigt sind alle, die im Sommer ihre Lehre in einem Betrieb im Knonauer Amt abgeschlossen haben. Nominiert wird vor allem von den Lehrfirmen. Am 12. November 2025 werden im Spital Affoltern die «Oscars» für die beste Gesamtnote beim Lehrabschluss, den besten Berufspraxisabschluss, den besten schulischen Abschluss und der Spezialpreis für besondere Leistungen feierlich übergeben. Die vier Preise sind mit je 1000 Franken dotiert. (red)

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