Platten legen, programmieren, installieren

Vielseitige Aufgaben für die Säuliämtler Swiss-Skills-Teilnehmer

Ali Haidari vor seiner Badewanne, die ihm den vierten Platz an den Swiss Skills einbrachte. (Bilder Martin Platter)

Ali Haidari vor seiner Badewanne, die ihm den vierten Platz an den Swiss Skills einbrachte. (Bilder Martin Platter)

Der Stalliker Lenny Angst konzentriert am Programmieren. (Bild Familie Angst)

Der Stalliker Lenny Angst konzentriert am Programmieren. (Bild Familie Angst)

Motorradmechanikerin Nadine Ochsenbein mit Lehrmeister Jürg Obrist. Sie musste an den Swiss Skills fünf Posten absolvieren.

Motorradmechanikerin Nadine Ochsenbein mit Lehrmeister Jürg Obrist. Sie musste an den Swiss Skills fünf Posten absolvieren.

An den Swiss Skills schafften es die Berufsverbände, das Handwerk in ein sehr positives Licht zu rücken. Die alle zwei Jahre stattfindende Berufsmesse mit Schweizer Meisterschaft auf dem riesigen Bernexpo-Areal kommunizierte nach dem fünftägigen Anlass denn auch beeindruckende Zahlen: 120000 Besucherinnen und Besucher, davon 65000 aus Schulklassen aus der ganzen Schweiz. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Handwerk grosse Herausforderungen zu meistern hat. Die Schweizer Wirtschaft steht unter dem Preisdruck des Auslands. Gleichzeitig müssten die Arbeitslöhne hierzulande tendenziell steigen, um die guten Berufsleute bei der Stange zu halten. Dieser Konstellation versucht man durch Rationalisierung bzw. Digitalisierung sowie Renaissancen, also die Rückbesinnung auf ursprüngliche Werte, beizukommen.

Keine Angst vor der KI

Lenny Angst ist einer, der sich als Web-Technologe und Programmierer tagtäglich intensiv mit der Digitalisierung beschäftigt. An den Swiss Skills hat der 20-jährige Stalliker bereits zum zweiten Mal mitgemacht und erreichte diesmal den 14. Platz von 24. Teilnehmern. «Ein solider Platz im Mittelfeld, wie das letzte Mal», kommentiert er seine Leistung. War er enttäuscht, dass es nicht weiter nach vorne gereicht hat? «An der Arbeit habe ich nicht die gleichen Aufgaben», erklärt er und ergänzt, dass er für die Migros programmiere und nicht für eine Webagentur, wo die Arbeit vielseitiger sei. Hat er Angst, dass ihn die künstliche Intelligenz dereinst ersetzen könnte? Er verneint. «Für einfache Sachen ist die KI nicht schlecht. Aber im professionellen Umfeld mit bestehenden Systemen wird es sehr schnell sehr komplex.» Aber zum Brainstormen sei die KI genial. Sie könne einen auf neue Ideen bringen, wenn man mit einer Problemstellung nicht weiterkomme. Die Teilnahme an den Swiss Skills ermöglichte ihm seine Lehrabschlussnote 5,7, womit er der Beste im Kanton Zürich war. Schade findet Angst, dass nur die Funktion der Programmierung an den Swiss Skills beurteilt werde und nicht die Kreativität der Lösung, was allerdings die Beurteilung wesentlich schwieriger machen würde.

Knapp am Podium vorbei

Knapp am Podium vorbeigeschrammt ist in Bern der Bonstetter Plattenleger Ali Haidari, der Vierter wurde. Die Aufgabenstellung hatte es in sich. In 21 Stunden musste er nach Plan eine Betonbadewanne samt Podest und Rückwand mit unterschiedlich grossen Keramikplatten auskleiden. «Die Flächen waren uneben und mussten zuerst gespachtelt werden», so Haidari, der für Frowin Andermatt in Baar arbeitet. In der Hektik sei ihm zu Beginn ein Fehler beim Lesen des Bauplans unterlaufen, den er aber retten konnte. Am Schluss war er zufrieden mit seiner Arbeit, war sich aber bewusst, dass die Experten das letzte Wort haben würden.

Auch Elektroinstallateurin Deborah Schneebeli haderte am ersten Tag: «Am Nachmittag beim Installieren ist mir alles ein bisschen schiefgelaufen. Deshalb lag ich hinter dem Zeitplan.» Die Aufgabe bestand darin, eine Hausinstallation mit Solarzellen auf dem Dach und diversen elektrischen Steuerungen (Pumpensumpf, Licht, Wallbox für E-Auto) vorzunehmen. Am folgenden Tag beim Verdrahten und beim Schaltschrankbau sei es dann aber sehr gut gelaufen und sie habe die Zeit wieder aufholen können, was ihr letztlich den 5. Platz eingebracht habe. «Im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden mit mir und meiner Arbeit», zieht die Hauptikerin, die im elterlichen Betrieb in Hauptikon arbeitet, eine positive Bilanz.

Ehrung mit Verbesserungspotenzial

Nicht so gut fand Schneebeli dagegen die Siegerehrung. Sie sei viel zu lange und zu laut gewesen. Das habe dazu geführt, dass die zuerst Geehrten des ersten und zweiten Blocks bereits gegangen waren, als nach 22 Uhr endlich die Ehrung des dritten Blocks begann. Auch die Sitzgelegenheit auf dem Betonboden der Stehplätze habe beim Publikum Unmut ausgelöst, weil es eigentlich genug Sitzplätze gehabt hätte. Die Stimmung unter den Mitstreitern während des Wettkampfes dagegen sei «sehr cool» gewesen. Man habe sich gegenseitig unterstützt, wenn beispielsweise ein Werkzeug gefehlt hat. Trotz Anspannung und Zeitdruck habe man es lustig miteinander gehabt.

Als Einzige eher nicht mehr an den Swiss Skills teilnehmen würde Motorradmechanikerin Nadine Ochsenbein, die bei Jürg Obrist in Hedingen in der Lehre ist. Das hatte auch gesundheitliche Gründe: «Ich war nicht 100-prozentig fit, sehr nervös und hatte entsprechend Mühe zu Beginn des Wettkampfes.» Anhand eines in Englisch gefassten Handbuches musste sie den Ventiltrieb eines V4-Motors mit DOHC (je zwei oben liegende Nockenwellen) zusammenbauen. Am zweiten Posten galt es, einen Elektronikfehler zu finden. Am dritten die Gabelbrücke eines exotischen Yamaha Niken mit zwei Vorderrädern zu ersetzen. Am vierten musste eine Kupplung zusammengesetzt und am fünften die Radnabe eines Vorderrads ersetzt werden. «Alles unter grossem Zeitdruck und mit viel Publikum», was die Aufgaben nicht erleichtert habe, so Ochsenbein. «Es war zweifellos ein Erlebnis und für mich eine Ehre, aber auch sehr anstrengend. Am Schluss war ich enttäuscht, dass es nicht besser lief.» Ochsenbein wird die Lehre bei Jürg Obrist beenden. Ihr Wettkampfgeist ist damit aber nicht erloschen. Sie liebäugelt bereits mit der Weiterbildung als Werkstattleiterin.

Über die drei Medaillengewinner aus dem Säuliamt, Gwenda Bösch, Tim Gutknecht und Alima Jammeh, berichtete der «Anzeiger» am letzten Freitag

«Im Grossen und Ganzen bin ich zufrieden mit mir und meiner Arbeit.»

Deborah Schneebeli,Elektroinstallateurin

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