Was braucht es, damit die Integration in den Arbeitsmarkt gelingen kann?

Die Podiumsveranstaltung im Kasinosaal Affoltern gab einen spannenden Einblick

Moderatorin Christine Hubacher mit Mohammad Khaleghi (links) und Saddam Sadiq.

Moderatorin Christine Hubacher mit Mohammad Khaleghi (links) und Saddam Sadiq.

Die Gesprächsrunde auf der Bühne des Kasinosaals. (Bilder Marcus Weiss)

Die Gesprächsrunde auf der Bühne des Kasinosaals. (Bilder Marcus Weiss)

«Diverse Organisationen, die mit Freiwilligen arbeiten, organisieren diese Veranstaltung, dahinter stehen Leute, die sich Tag für Tag engagieren, um geflüchteten Menschen den Weg in unsere Gesellschaft zu ebnen.» Diese Worte fand Regula Ochsner, Co-Organisatorin des Abends und Geschäftsleiterin des Vereins Job-Werkstatt, bei der Begrüssung der Anwesenden am vergangenen Donnerstagabend im Kasinosaal Affoltern. «Die Personen mit Fluchtgeschichte bringen wahnsinnig viel mit, nicht zuletzt durch ihre Flucht verfügen sie über sehr viel Lebenserfahrung, die sie nutzen können. Alle haben Sehnsucht und den grossen Wunsch, hier ein Teil der Gesellschaft zu werden.»

Dennoch kämen bei vielen möglichen Arbeitgebern sofort Fragen auf, wenn es darum gehe, einen geflüchteten Menschen anzustellen. Die Sorge vor administrativen Hürden stehe im Raum, und über allem hänge die Frage, wie lange die Geflüchteten denn überhaupt in der Schweiz bleiben dürften. «Da möchten wir heute eine Tür aufmachen, um ein bisschen mehr Klarheit zu schaffen», so Regula Ochsners Hoffnung. Ganz ähnlich klangen die Worte von Christine Hubacher, die als Moderatorin durch den Abend führte. «Auf der einen Seite stehen die Arbeitgeber, die händeringend nach Fachkräften suchen, dazwischen die jungen Schweizer, die sich oft die Hände nicht mehr schmutzig machen möchten, und auf der anderen Seite die Geflüchteten, die ebenfalls händeringend nach einer Arbeit suchen», so die Beobachtung der langjährigen Gesprächsleiterin bei Radio SRF1. Dass der viel zitierte Mangel an Fachkräften tatsächlich eine Realität in der Region ist, bestätigte Thomas Frick, Präsident des KMU- und Gewerbeverbandes Bezirk Affoltern: «Uns gehen die Fachkräfte aus, ich selbst bin Architekt, und wenn der Bau keine Leute mehr findet, dann kann ich nicht mehr bauen.» Aus Arbeitskräften sollten im Idealfall später auch Fachkräfte werden.

Um dem Publikum verständlich zu machen, um wen es bei den geflüchteten Menschen aktuell überhaupt geht, erklärte Michelle Högger, zuständig für das Ressort Asyl- und Migrationswesen beim Sozialdienst Bezirk Affoltern, es betreffe neben jungen Männern aus Afghanistan vor allem Frauen aus der Ukraine. «Seit gestern ist es für Menschen aus der Ukraine noch einfacher, in der Schweiz arbeiten zu dürfen, eine A4-Seite ist auszufüllen, dann kann man die Leute für eine Arbeit beim Amt für Wirtschaft und Arbeit des Kantons Zürich anmelden.»

«Wenn man wirklich will, schafft man es»

Beim eigentlichen Podiumsgespräch berichteten zwei erfolgreich in den Schweizer Arbeitsmarkt integrierte ehemalige Geflüchtete von ihrem Werdegang. Mohammad Khaleghi, aus Afghanistan stammend und seit zehn Jahren in der Schweiz, ist heute Vorarbeiter im Gartenbau. «Ich war damals in einer Unterkunft in Bonstetten untergebracht, nach ein paar Tagen entdeckte ich beim Spazieren dieses Gartencenter, in dem ich heute arbeite, es hat mich sogleich fasziniert.» Er habe zu diesem Zeitpunkt wegen der Sprachbarriere nicht mit den Leuten sprechen können, sei aber sofort begeistert gewesen über das, was er dort zu sehen bekommen habe. In der Zwischenzeit habe er sehr vieles lernen und sich auch die kulturellen Gepflogenheiten der Schweiz aneignen müssen, doch dies alles habe sich mehr als gelohnt, was auch sein Arbeitgeber Turi Küng bestätigte. «Als ich eines Tages am Morgen bei der Auftragsvergabe gefragt habe, wer Mohammad mitnehmen wolle, und sich alle meldeten, da wusste ich, dass er es geschafft hatte, im Team anzukommen», erinnert sich Küng.

Auch Saddam Sadiq, nach einem Logistikerkurs bei der Pro Work AG und einem Praktikum nun im Besitz einer Lehrstelle bei V-Zug, hat eine Flucht aus Afghanistan hinter sich. «Es gibt grosse kulturelle Unterschiede, aber ich habe nie aufgegeben und daran geglaubt, dass man alles erreichen kann, wenn man fleissig ist», berichtete er. Auch mehrere Arbeitgeber von Geflüchteten, die im Publikum anwesend waren, erzählten von ihren Erfahrungen. «Bei unserer Mitarbeiterin aus Syrien war die Administration bei Weitem das Schwierigste, sie selbst war von Anfang an hoch motiviert», lautete das Fazit einer Arbeitgeberin. «Ich finde es ein bisschen schade, dass diese administrativen Hürden so viel Platz eingenommen haben bei den Wortmeldungen, aus meiner Sicht ist es nämlich weit weniger schlimm, als viele denken», meinte Regula Ochsner am Schluss gegenüber dem «Anzeiger».

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